European Platform for Digital Humanism

beim Ars Electronica Festival 2020

In den vergangenen vier Jahrzehnten haben sich unsere Welt und unser Leben von Grund auf geändert – und das, obwohl die Digitalisierung eigentlich nur bestehende Prozesse unserer industrialisierten Welt beschleunigt hat. Ars Electronica hat dies von Anfang an nicht als technologische, sondern als gesellschaftliche Entwicklung verstanden, und die European Platform for Digital Humanism der Ars Electronica hat sich nicht auf Technologien, sondern auf deren Auswirkungen konzentriert.

An diese Entwicklungen anknüpfend, will die European Platform for Digital Humanism neue Wege in eine digitale Gesellschaft aufzeigen und lädt das Publikum ein, sich eine neue Zukunft zu entwerfen: Es ist an der Zeit, dass wir unsere Rolle als bloße KonsumentInnen und datengenerierende Maschinen aufgeben. Wir müssen Verantwortung für unsere Zukunft übernehmen. Kann es, oder soll es so etwas wie einen europäischen Weg in die digitale Gesellschaft geben, zwischen dem „Daten-Kapitalismus“ der IT-Monopolisten und dem „Daten-Totalitarismus“, den autoritäre Regime verfolgen? Und wenn, wäre so ein europäischer „Daten-Humanismus“ auch wettbewerbsfähig? Könnte eine an den menschlichen Bedürfnissen und an etablierten gesellschaftlichen Konventionen orientierte Anwendung der digitalen Technologie, die eine Autonomie der UserInnen über ihre Daten ernst nimmt, nicht sogar gerade dieser Wettbewerbsvorteil sein?

Einiges spricht dafür, dass der Erfolg vieler digitaler Produkte und Dienstleistungen bald nicht mehr davon abhängen wird, ob der Prozessor noch ein wenig schneller und der Bildschirm noch etwas bunter ist, sondern vielmehr vom Vertrauen der UserInnen in die Services, die angeboten werden, und von der Glaubwürdigkeit der Anbieter.

In dem Ausmaß, in dem digitale Daten tatsächlich das „neue Öl“, der Rohstoff der Zukunft, sein werden, kommt der „Veredelung“ dieses Rohstoffs bald eine größere Rolle zu als dem Rohstoff selbst. Das eröffnet auch Möglichkeiten, nicht nur die Profitabilität, sondern auch die gesellschaftliche Angemessenheit im Umgang mit unseren Daten ernst zu nehmen.