Murmuration – wenn Schwärme fliegend tanzen

Ars Electronica Futurelab und phase7 in Bergen:
Murmuration – wenn Schwärme fliegend tanzen

(Linz / Bergen, 23.5.2013) 35 Quadcopter waren die Protagonisten der Open-Air-Uraufführung von „Murmuration“, mit der gestern Mittwoch, 22. Mai 2013, das größte Festival Norwegens, die Internationalen Festspiele in Bergen, eröffnet wurde. Wie von Geisterhand gesteuert, tanzten dabei die Quadcopter des Linzer Ars Electronica Futurelab als leuchtender Schwarm am Himmel und entführten das Publikum in ein einzigartiges Kunst-Universum. Heute, 23. Mai, wird die Show ein weiteres Mal aufgeführt.

Murmuration von phase7

Die „Murmuration“ ist ein Natur-Phänomen, das etwa Stare in sich konstant verändernden Schwarmwolken fliegen lässt. Der mäandernde und dennoch zielgerichtete Formationsflug schützt die Vögel vor Feinden und bildet durch seine scheinbar unvorhersehbare Verschiebung immer neue geometrische, schwerelos anmutende Muster. Das deutsche KünstlerInnenkollektiv phase7 ließ sich von den Regeln dieses filigranen Schwarmverhaltens inspirieren und fragte sich, was wohl passieren würde, wenn sich ein Individuum plötzlich nicht mehr daran hielte? Mit den Quadcoptern des Ars Electronica Futurelab integrierten die KünstlerInnen kleine, weniger als 500 Gramm wiegende, unbemannte Flugkörper in ihre Inszenierung. Per GPS gesteuert, durchmessen die Minihelikopter den Himmel und folgen, zu den an- und abschwellenden Klängen der Musik, einer programmierten und synchronisierten Choreographie. All diese fiktiven und realen Schwarmbewegungen korrelieren mit den digitalen Klängen der Neukomposition von Christian Steinhäuser und Boris Blenn, darüber hinaus werden die phantastischen Formationen am Himmel von TänzerInnen und MusikerInnen sowie einem 300-köpfigen Kinderchor aus Bergen begleitet. Durch das Zusammenspiel von Musik, Hightech und Performance schafft phase7 eine in den Nachthimmel aufragende Multimedia-Skulptur – eine klingende, sich stetig verschiebende – Luftarchitektur, die das widersprüchliche und instinktive Schwarmverhalten des modernen Individuums auf künstlerischer und metaphysischer Ebene durchleuchtet.

Internationale Festspiele in Bergen

Das größte Musik- und Theaterfestival in Nordeuropa findet 2013 zum 61. Mal statt. Vom 22. Mai bis 5. Juni stehen hochklassige Konzerte, Opern-, Tanz- und Theatervorführungen, Ausstellungen und Debatten auf dem Programm. Gleichzeitig wird das Stadtbild von zahlreichen kostenlosen Veranstaltungen geprägt. Die Festspiele – unter der Schirmherrschaft von König Harald V. von Norwegen – stehen mit ihren ca. 130 Vorstellungen dieses Jahr unter dem Motto „Diversion, Dialogue and Disturbances“.

phase7 performing.arts

Das Künstlerkollektiv phase7 performing.arts wurde 1999 vom Regisseur und Medienkünstler Sven Sören Beyer gegründet. Beyers crossmediale Ästhetik, seine Faszination für technische Innovationen und ein interdisziplinärer Ansatz prägten von Beginn an die Inszenierungen von phase7, die sich schnell als international gefragte deutsche Medienkünstler etablierten. Die Arbeit des Berliner Künstlernetzwerkes kreist um den Schnittpunkt Mensch und Technologie und um die Interaktion von Realität und Virtualität. Computer- und Softwarespezialisten formen in Kooperation mit darstellenden und bildenden KünstlerInnen eine unverwechselbare Kunstsprache. Der gezielte Einsatz von Hochtechnologie wie Motion Sensing, Robotik und Wellenfeldsynthese überträgt den Theaterbegriff in das neue Jahrtausend. Die ungewöhnliche Verknüpfung von Performing Arts mit neuesten Entwicklungen der Medienkunst stieß auf weltweite Resonanz und führte phase7 u.a. zum Dance Camera West / Los Angeles, zum New Vision Arts Festival / Hongkong oder zur Cultural Capital of Europe / Stavanger. Seit 1999 schuf phase7 unter anderem folgende Projekte: den Tanzkurzfilm „city particles“ (2004), der auf internationalen Festivals wie dem American Dance Festival gezeigt wurde; die Offizielle Eröffnungsinszenierung des Deutschen Bundeskanzleramtes 2001, „C-The Speed of Light“, eine Oper im Einsteinjahr für den Wissenschaftssommer 2005 in Berlin; die Closing Ceremony der Kulturhauptstadt Stavanger / Norwegen in 2008 mit einem Chor von achthundert Sängern vor 30.000 Zuschauern oder die Crossmedia-Performance „delusions“ für das Forum Neues Musiktheater der Staatsoper Stuttgart.

ARS ELECTRONICA Futurelab aus Linz

Das 1996 innitierte Ars Electronica Futurelab fragt nach der Zukunft im Nexus von Kunst, Technologie und Gesellschaft. Das Team des Labors vereinigt unterschiedliche Fachrichtungen und ist in seiner Arbeitsweise vor allem durch Transdisziplinarität und internationale Vernetzung geprägt. Von fundamentaler Bedeutung ist hierbei die ganzjährige Zusammenarbeit mit KünstlerInnen und WissenschaftlerInnen weltweit, sowie die regelmäßige Anwesenheit von „Artists-in-Residences“ in Linz. Das Leistungsspektrum der Ars Electronica Futurelab umfasst über Jahre entwickelte Expertisen in Fachgebieten wie radikaler Innovation, Medienkunst, Architektur, Design, Interaktive Ausstellungen, Virtual Reality und Echtzeitgrafik. Das Labor ist Teil der Ars Electronica Linz GmbH, einer Tochter der Stadt Linz.

Der Quadcopter-Schwarm – ein Linzer Weltrekord

Seit dem 1. September 2012 halten das Linzer ARS ELECTRONICA Futurelab und der Münchner Quadcopter-Hersteller Ascending Technologies einen Weltrekord: Niemandem sonst ist es bislang gelungen, einen Schwarm von insgesamt 49 Quadcoptern völlig automatisch fliegen zu lassen. Und das noch dazu im Außenbereich, wo dichter Funk- und WLAN-Verkehr, Windböen, Luftfeuchtigkeit oder gar Regen die Hard- als auch Software vor enorme Herausforderungen stellt.

Pressetext „Murmuration – wenn Schwärme fliegend tanzen“ / PDF

Photo:

Murmuration / Ralph@Larmann.com / Printversion / Album

Photo:

Quadcopter / tom mesic / Printversion / Album

Photo:

Quadcopter / Michael Kaczororwski / Printversion / Album