Medienkunst aus Lateinamerika ausgezeichnet

(6.3.2023, Linz/Miami) Mehr als 115 Künstler*innen aus 13 Ländern haben eingereicht, drei von ihnen wurden nun mit den CIFO-Ars Electronica Awards ausgezeichnet: Ana María Gómez López, Jonathan Torres Rodríguez und Joaquín Aras erhalten Preisgelder für die Entwicklung und Umsetzung ihrer eingereichten Konzepte.

Das Wichtigste im Überblick

Die CIFO-Ars Electronica Awards

Die Cisneros Fontanals Art Foundation (CIFO) – Ars Electronica Awards, erstmals im Jahr 2022 vergeben, würdigen und fördern die künstlerische Arbeit lateinamerikanischer Künstler*innen, die im Bereich neuer Medien, digitaler Kunst und Technologie arbeiten, und unterstützen die Entwicklung neuer Kunstprojekte mit bis zu 30.000 Dollar. Präsentiert werden die fertigen Arbeiten in einer eigenen Ausstellung im Rahmen des Ars Electronica Festival 2023 im LENTOS Kunstmuseum, danach werden sie Teil der ständigen Sammlung lateinamerikanischer Kunst der renommierten Cisneros Fontanals Art Foundation (CIFO).

Mehrstufiger Auswahlprozess

Ein beratendes Gremium von 20 Wissenschaftlerinnen, Kuratorinnen und Künstlerinnen aus 11 Ländern inklusive die 6 Siegerinnen des Vorjahres luden lateinamerikanische Künstler*innen ein, sich am diesjährigen Wettbewerb zu beteiligen. 115 Kunstschaffende aus 13 Ländern reichten schlussendlich ihre unveröffentlichten Projekte ein. Sergio Fontanella (Director of Operations & Collections CIFO), Hemma Schmutz (Artistic Director LENTOS Kunstmuseum Linz), María Fernández (Art Historian, Researcher and Author) Martin Honzik (CCO & Managing Director Ars Electronica Festival-Prix-Exhibitions), und Christl Baur (Head of Ars Electronica Festival) fällten eine Vorentscheidung für die CIFO-Ars Electronica Awards 2023. Die finale Auswahl traf das CIFO-Management schließlich gemeinsam mit Gerfried Stocker, künstlerischer Leiter von Ars Electronica.

Die Preisträger*innen 2023

Ana María Gómez López (Kolumbien): Inoculate
30.000,- Dollar Preisgeld
Inoculate soll dem Publikum Informationen über die okuläre Keimfähigkeit vermitteln, sprich über die Aussaat eines Pflanzensamens im Tränenkanal des menschlichen Auges, ein Verfahren, das die Künstlerin an sich selbst angewandt hat. In der Ausstellung im Rahmen des Festivals erhalten Besucher*innen Zugang zu diesem Verfahren: mehrsprachige Anleitungen, ein Set mit speziellen Instrumenten sowie Proben von Tränenflüssigkeit und Begonia-Sammenstämmen. Die Umgestaltung des Sehorgans, um botanisches Leben zu fördern, wirft ein Licht auf die anthropozentrische Vermittlung von Pflanzen, von der Gewinnung von Biodiversität und der Schaffung neuer Pflanzenhybride aus dem Regenwald in europäischen Gewächshäusern bis hin zur patentierten Herstellung von molekularen Chimären in der Biomedizin. Ana María Gómez López ist eine Künstlerin, Schriftstellerin und Forscherin aus Cali und lebt in den Niederlanden. Sie ist Dozentin am Sandberg-Institut in Amsterdam und an der Königlichen Kunstakademie in Den Haag. Im Mittelpunkt ihres Schaffens stehen Selbstexperimente und Archivrecherchen zur Geschichte der Wissenschaft, ihre Arbeiten wurden bereits im deCordova Sculpture Park and Museum, im Fonds d’art contemporain Genève, im Rijksmuseum Boerhaave, im V2_Lab for Instable Media, bei den Rencontres Internationales und bei DOK Leipzig gezeigt.
https://anamariagomezlopez.info/

Jonathan Torres Rodríguez (Costa Rica): Máquinas Salvajes
15.000,- Dollar Preisgeld
Máquinas Salvajes sieht die Schaffung von zwei Maschinen vor, die aus biologischen Materialien aus zwei Ökosystemen Costa Ricas hergestellt werden. Die Maschinen sollen in diesen Ökosystemen installiert werden, dann werden die Abbauprozesse und die Reintegration in die Umwelt filmisch dokumentiert. Diese Videos werden im Ausstellungsraum zu sehen sein, zusammen mit einer dritten Skulptur, die sich durch ein von den Besucher*innen aktiviertes Befeuchtungssystem zersetzen wird. Die Arbeit entwirft ein Szenario, in dem Maschinen biologischen Ursprungs einem vorprogrammierten Ablauf folgen, der in Beziehung zu den Bedürfnissen der Umwelt und nicht des Wirtschaftssystems steht. Es werden spekulative Technologien sichtbar, die energetische und materielle Ressourcen im Gleichgewicht nutzen. Jonathan Torres Rodríguez ist bildender Künstler, Forscher sowie Professor für Design und Prototyping an der Universität von Costa Rica (UCR) In seinen jüngsten Arbeiten erforscht er das Konzept des Post-Natürlichen, wobei er den technisch-wissenschaftlichen Diskurs in Frage stellt.
https://www.behance.net/jonathantorres52

Joaquín Aras (Argentinien): Añoranzas (Yira Yira)
10.000,- Dollar Preisgeld
Añoranzas (Yira Yira) ist eine Hommage an den argentinischen Filmpionier Federico Valle, der nach einem Brand in seinem Studio gezwungen war, die Reste seiner Filme an eine Kammfabrik zu verkaufen, die das Zelluloid als Rohmaterial verwendete. Joaquín Aras poetische Arbeit soll den kulturellen Verlust Valles rückgängig machen. Er experimentiert mit heutiger Technologie, um alte Plastikkämme zu recyceln und sie in projizierbare Filme zu verwandeln. Durch eine Mischung aus historischer Forschung und Filmrecycling wird ein experimenteller abstrakter Film entstehen, der mit einem 16-mm-Projektor vorgeführt wird. Joaquín Aras ist ein argentinischer Künstler und Filmemacher. Seine Arbeit konzentriert sich auf den emotionalen Raum zwischen dem Publikum und den Medien und darauf, wie narrative Erfahrungen die Erinnerung bewahren und gleichzeitig die Geschichtlichkeit herausfordern können. Seine Werke wurden im MAC-Niterói (Brasilien), Museo Moderno (Argentinien), Grand Union (UK), Bienalsur und Bienal de Arte Joven ausgestellt. Er war Teil des CCA Kitakyushu Fellowship Program (Japan) und erhielt mit Unterstützung von Érica Roberts und arteBA eine Residency bei Gasworks+URRA (UK).
http://joaquinaras.com.ar/

Die CISNEROS FONTANALS KUNSTSTIFTUNG (CIFO)
Ella Fontanals-Cisneros gründete die gemeinnützige Cisneros Fontanals Art Foundation (CIFO) im Jahr 2002. Aufgabe der Stiftung ist es, das kulturelle Verständnis und den Bildungsdialog zwischen lateinamerikanischen Künstlern und dem globalen Publikum zu unterstützen und zu fördern. CIFO dient als Plattform für aufstrebende, mittelalte und etablierte lateinamerikanische Künstler durch das Stipendien- und Auftragsprogramm, einschließlich des neuen CIFO-Ars Electronica Award, die CIFO-Sammlung und andere damit verbundene Kunst- und Kulturprojekte in den Vereinigten Staaten von Amerika und international.

„Die CIFO-Ars Electronica Awards wurden ins Leben gerufen, um die Produktion und Präsentation von Medienkunst aus Lateinamerika zu fördern. Carlos Fuentes hat einmal gesagt, dass „Mexiko früher Utopien exportiert hat und heute die Apokalypse“. Jenseits der abgedroschenen Stereotypen darüber, was zeitgenössische Identitäten in der Region ausmacht, zeigen diese Preise, dass es eine Fülle von Forschungen und Kreationen zu Themen und Ansätzen gibt, die eindeutig global, vernetzt, digital, dekolonialisiert und umweltbezogen sind. Die poetischen und kritischen Künstlerinnen und Künstler, die teilnehmen, stehen im Rampenlicht, nicht weil sie mit Technologie arbeiten, sondern weil sie mit ihr sprechen.“
Rafael Lozano-Hemmer, CIFO-Verwaltungsrat

„Der Horizont der künstlerischen Projekte bei Ars Electronica ist weit gespannt – durch die Zusammenarbeit mit CIFO wird unser Wirkungsradius noch internationaler und facettenreicher. Die lateinamerikanische Medienkunstszene ist in ihrer pulsierenden Kreativität herausragend und definitiv eine Bereicherung in der Auseinandersetzung mit zentralen Fragen des 21. Jahrhunderts.“
Gerfried Stocker, Co-CEO und künstlerischer Leiter von Ars Electronica

 

Photo:
Inoculate / Ana María Gómez López / Foto: WagenigenUniversityElectronMicroscopyCenter / Printversion

Photo:
Máquinas Salvajes / Jonathan Torres Rodríguez / Foto: Jonathan Torres / Printversion

Photo:
Añoranzas (Yira Yira) / Joaquín Aras / Foto: Joaquín Aras / Printversion