Einmal Weltraum und zurück von Martin Zwifl, Teilnehmer am ISC 2017
Nach insgesamt einer Stunde Autofahrt, drei Stunden Zugfahrt, 12 Stunden Flugzeit und insgesamt neun Stunden Wartezeit landeten wir – nach einem Umstieg in Chicago – endlich am etwas ruhigeren, bereits in Abendstimmung gekleideten, Flughafen in Huntsville, AL. Von dort aus gab es einen echt speziellen „US Space & Rocket-Center“ Bus-Transfer, der uns und die Norwegische Delegation zum Campus chauffierte. Obwohl es nach der Ankunft hieß, wir sollten uns leise verhalten, schlief um 23 Uhr Lokalzeit noch niemand. Zu groß war die Aufregung um die internationale Belegschaft in den großflächigen – und trotzdem verwinkelten Mehrbettzimmern. Um Mitternacht überwog bei mir inzwischen allen Konversationen jedoch die Müdigkeit und ich schlief ein. Kurz: an diesem Tag war ich 28 Stunden lang wach… (ich schlief nicht einmal im Flugzeug).
Am ersten Tag freuten wir uns bereits auf unser Frühstück und verfrachteten unser Gepäck in die uns zugeordneten 6-er Zimmer. Jet-Leg war überhaupt kein Thema – auch nicht an den folgenden Tagen. Wir spürten zum Glück nichts davon – vielleicht wurde dies durch die tagtäglichen Erlebnisse ausgeglichen.
Nach einem kleinen Willkommens-Vortrag zum International Space Camp wurden wir unserem Team ISIDIS zugeteilt. Später – am Abend des ersten Tages fand die Eröffnungszeremonie statt, wobei sich alle anwesenden Länder vorstellten und wir den Wiener-Walzer teils in Tracht präsentierten. Sogleich darauf ging’s wieder zurück an die „Arbeit“ – nächste Station Russisch-Kurs. Der letzte Teil des Tages wurde dann mit dem Besuch des Hauseigenen IMAX Kino abgerundet mit einer sphärischen-Leinwand (Weitwinkel). Während des zweiten Tages am Camp erlebten wir den ersten Teil eines Team- Building Programms; anschließend darauf den ersten Teil einer längeren (Modell-) Raketen- Konstruktionsphase. Auch stand bereits das Training zur ersten Mission an – wo jeder durch Zuteilung eine Funktion erhielt. Beispielsweise bekam ich den Aufgabenbereich des Flug- Ingenieurs auf der ISS (International Space Station) zugeteilt, wo ich mit einem Kollegen die Systeme am Laufen hielt. Dabei wurde mir bewusst, dass Astronauten wie Piloten sehr viel (wenn nicht hauptsächlich) nach Checklisten arbeiten – und so trainierten wir mit diesen umzugehen bzw. die Handgriffe ein-zu-studieren. Mit dem dritten Tag ging es weiter mit sozialen Aktivitäten um den Gruppen-Zusammenhalt – wie in einer echten Flight-Crew – noch weiter zu stärken.
Danach bauten wir in unseren kleineren Ingenieursgruppen wieder an unseren Modell-Raketen weiter. Dafür war es mindestens ebenso wichtig, gemeinsame Lösungswege auszuarbeiten.
Ein Highlight (für mich) war unter anderem die Möglichkeit Flugsimulatoren mit nachgebautem Cockpit und zig Schaltern zu testen. Wir bekamen Flugaufträge und konnten alle gemeinsam und zugleich in einer virtuellen Welt fliegen – was den Fun-Faktor um einiges erhöhte! Am selben Tag gegen Abend fand auch unsere zuvor erprobte Mars-Mission statt, wobei uns einige simulierte medizinische Notfälle in den Weg gelegt wurden. Nach erfolgreicher Durchführung unserer Mission zogen wir weiter in Richtung Testgelände der selbstgebauten Modellraketen.
Unsere Rakete hatte zwar keinerlei Startprobleme, jedoch erfuhr Sie durch die Wahl des stärkeren Feststoff – „Triebwerks“ zu viel Geschwindigkeit. Wir erzielten zwar einige Punkte im Bereich „erreichte Höhe“, aber der Fallschirm riss durch die zu hohe Relativgeschwindigkeit.
Das absolute Highlight (unserer gesamten Gruppe) war jedoch nicht der Raketenstart, sondern der einstündige Tauchgang in einem tiefen Pool, wo wir mit erfahrenen Tauchlehrern das Gefühl des Astronauten-Trainings in der simulierten „Schwerelosigkeit“ (Microgravity) nachempfinden konnten!
Alles in allem erlebten wir eine echt faszinierende Woche im NASA Space Camp und lernten zahlreich internationale Raumfahrtbegeisterte kennen.