Leicht erhöht steht eine imposante neugotische Pendeluhr in der Mitte des Raumes und tickt. Im Lauf der nächsten Minuten wird sie ungeahnte Pracht entfalten und sich mit einer riesigen Krone aus Pfauenfedern von sechs Metern Durchmesser bekränzen. Zu ihrem gleichförmigen Ticken treten dabei Rückkopplungen und Resonanzen hinzu. Ihr Klang breitet sich dabei langsam, aber bestimmt, im Raum aus; ein Streben nach Schönheit, ein Anschwellen zu ungeahnter Größe, Lautstärke und Dominanz.
Dann sinkt alles hernieder und der Klang schwillt ab, kehrt zurück an seinen Anfang, das stete Ticken, jene Menschen-gemachte Ordnung im unüberblickbaren Strom der Zeit. Jener Zeit, die am Höhepunkt, in größter Amplifikation und Pracht fast besiegt, zumindest jedoch vergessen schien, und doch nur übertönt war.
Auf eine Weile des Hängenlassens folgt ein hoffnungsfrohes Sich-Erheben und der Fächer nimmt in einer ruhigen, zügigen Bewegung wieder seine Ausgangsposition ein.
Anschwellen – Abschwellen ist ein Performanceapparat, der auf einem modernen Sensorsystem basiert. Seine schiere Größe und seine langsamen, algorithmischen Bewegungen werfen einen ironischen Blick auf die immer kleineren und komplizierteren digitalen Instrumente von heute.
Projekt Credits:
- Mit Unterstützung durch Stadt Wien Kultur, MA7
- Volkmar Klien concept & production
- Hannes Köcher motor control, sensor system
- Jakob Posti production assistant, feather expert
Biografie:
Volkmar Klien (AT): Growing up in Vienna Volkmar Klien spent his childhood engulfed in the city’s rich musical life with all its glorious traditions and engrained rituals. Working from this background, Volkmar Klien today strives to extend traditional practices of composing, producing and listening far beyond the established settings of concert music. He is a professor for composition at the Anton Bruckner University in Linz (Austria).
http://www.volkmarklien.com
