Kurator: Vidal Valenzuela, Curator
Archivo Liberado ist ein kuratorisches Projekt, das die zwischen 1969 und 1990 entstandenen Werke und Archive des chilenischen Künstlers und Medienkunst-Pioniers Gonzalo Mezza (1949–) untersucht. Seine innovative Arbeit konzentriert sich seit sechzig Jahren auf die Implementierung von Medientechnologien in Chile. Er zeichnet sich dadurch aus, dass er die Bildsprache kritisch verändert hat, unter anderem durch Videokunst, Performance, Installation, Polaroidfotografie, Fotokopie und den Einsatz von Computern, und ist einer der ersten, der sich dieser Art von Praxis in Chile und darüber hinaus verschrieben hat. Durch seine poetische Annäherung an die Landschaft, seine Neuinterpretation der Kunstgeschichte, die fotografische Erkundungen und multimediale Installationen konnte er ein Werk konsolidieren, das einen komplexen Zugang zu Ökologie, Geopolitik, Spiritualität und Medienkultur eröffnet. Diese Ausstellung zeigt, wie Dokumente und Werke in einem konzeptionellen Vorschlag kombiniert werden, der ein rückwirkendes Archiv als aktuellen Input für den Künstler selbst konfiguriert.
Archivo Liberado wurde von Ende März bis Anfang Mai 2019 in der Galerie D21 Art Projects in Santiago, Chile, ausgestellt. Zu diesem abgeschlossenen Projekt kommt nun eine eigens für das Ars Electronica Festival 2019 geschaffene Installation hinzu: H2O vs. CO2, proyect(able) fractura sobre campos chileno de hielo sur, el agua de Dios © 8+8=16 robótic media („H2O vs CO2, projizierbarer Bruch in den südchilenischen Eisfeldern, Wasser Gottes © 8 + 8 = 16 robotic media“). Diese Projektion zeigt die Brüche in den südlichen Eisfeldern (Ausdehnung des patagonischen Eises), die durch „H2O“ aufgrund des Klimawandels bzw. durch „CO2“, eine Reflexion über aktuelle Umweltkonflikte, repräsentiert wird. Diese Projektion kommt direkt aus dem virtuellen Museum des Künstlers, das auf www.mezza.cl gehostet wird (was ihm ermöglicht, die Projektion letztendlich zu modifizieren). Diese 1995 erstellte Website greift auf seine zahlreichen Dateien zurück. Dieses Museum ist nicht nur eines der ersten seiner Art in Chile, sondern arbeitet auch noch mit der ursprünglichen HTML-Programmierung, eine Entscheidung, die Mezza getroffen hat, als wäre er ein Netz-Künstler. Die digitale Konstruktion seines eigenen Museums erlaubte es ihm, dieses Gerät bereits 1995 – im Jahr des Beginns des massiven Internetbetriebs in Chile – als Verweis auf die Boîte en Valise, das tragbare Künstlermuseums Duchamps, zu konzipieren, dass Informationen verdichtet und tragbar macht. Der Widerstand gegen die Aktualisierung des Programmierstandards ist für Mezza ein Protest gegen die Obsoleszenz von Medien.
Mit Blick auf das zentrale Thema von „Out of the Box – Die Midlife-Crisis der Digitalen Revolution“ untersucht Archivo Liberado aus der Perspektive eines Medienkunstpioniers die ersten Schritte einer technologischen Umsetzung in der chilenischen Kunst. Die für die Ausstellung ausgewählten Dokumente und Werke bieten einen Rückblick, der als Übung in medialer Archäologie präsentiert wird und die eigene vielschichtige Geschichte anhand eines Werks erforscht, das wichtige Konflikte in der heutigen Gesellschaft mit (vor-)digitalen Technologien modelliert und antizipiert.
Biografien:
Gonzalo Mezza (CL) is a Chilean conceptual artist specialized in media and information technologies, such as video art, analog and digital photography, computers, and early use of the Internet. With his interactive cyber installations, he expanded the concept of media art to new audiences and institutions. He is considered one of the forerunners of digital art and net art in Latin America.
Sebastián Vidal Valenzuela (CL) (Curator) has a PhD in art history from the University of Texas at Austin and is an independent art curator. He has worked as an art curator with important Chilean artists in different museums and galleries. He is currently a scholar at the Alberto Hurtado University in Santiago, Chile and Director of the Center for Art Studies Foundation CEdA.