BLP-2000D

BCL – Georg Tremmel (AT), Shiho Fukuhara (JP)

POSTCITY, First Floor, European Platform for Digital Humanism
STARTS Prize 2019 Honorary Mentions

DNA-Synthesizer oder „DNA-Drucker“ sind Geräte, die DNA-Sequenzen chemisch synthetisieren oder „drucken“. Da die Synthese von langen DNA-Sequenzen derzeit noch ein kostspieliger Prozess ist, werden DNA-Synthesizer zentralisiert als Dienstleistung für Universitäten und Forschungseinrichtungen angeboten.

Wenn eine bestimmte DNA-Sequenz beauftragt wird, werden die DNA-Informationen an das Unternehmen gesendet, die DNA wird synthetisiert und in ihrer physikalischen Form zurückgegeben, aufbereitet für biologische Experimente. Diese Zentralisierung hat auch einen beabsichtigten Nebeneffekt: Die Unternehmen steuern, welche DNA synthetisiert werden soll und welche nicht.

Eine inoffizielle „Schwarze Liste“ potenziell schädlicher und verbotener DNA-Sequenzen wurde erstellt und wird zwischen den Anbietern weitergegeben – offiziell aus Gründen der biologischen Sicherheit.

Aufgrund der teuren Chemikalien, die für den Prozess notwenig sind, war die Herstellung eines DIY-DNA-Synthesizer nicht realisierbar – bis jetzt. DIY-Mikrofluide machen den Prozess möglich und günstiger. Jedoch ist dieser noch fehleranfällig und erzeugt Mutationen in den physikalischen DNA-Sequenzen.

BLP-2000 entwickelt Prototyp-DNA-Synthesizer, welche nur die „verbotenen“, auf der schwarzen Liste stehenden DNA-Sequenzen drucken.

Die physikalische DNA wird in Wassertropfen ausgegeben, die auf Papier eingebettet und getrocknet werden, das somit nicht nur als Speichermedium für die digitalen Informationen der DNA dient, sondern auch die eigentliche, physikalische DNA speichert. DNA wird kontinuierlich synthetisiert, gedruckt und auf dem Papier archiviert, wodurch ein Pool von verbotenen DNA-Sequenzen entsteht – jedoch werden die meisten von ihnen nicht perfekt gedruckt – sie haben Fehler und Mutationen.

Der Druckprozess von „verbotenen“ DNA-Sequenzen schafft auch ein moralisches und gesellschaftliches Dilemma:

– Wollen wir wirklich jedem die Möglichkeit geben, „verbotene“ DNA zu drucken?

– Sollten wir im Namen der Biosicherheit die DIY-DNA-Synthese stoppen?

– Können wir sie aufhalten?

Oder müssen wir den KünstlerInnen, HackerInnen und ForscherInnen vertrauen, dass sie die Albträume der Biotechnologie nicht verwirklichen, sondern sich auf die guten Träume konzentrieren?

 

Projekt Credits

  • Hideo Iwasaki und die metaPhorest Forschungsgruppe an der Waseda Universität
  • Noboru Tsubaki, Direktor der Aomori Triennale 2017 „Unlimited“.
  • Aomori Contemporary Art Centre

Website:

Biografien:

BCL – Georg Tremmel und Shiho Fukuhara.

Georg Tremmel (AT) hat einen Hintergrund in Medienkunst, Informatik und Biologie, er studierte an der Universität für Angewandte Kunst in Wien und am Royal College of Art in London, wo die laufende Zusammenarbeit mit Shiho Fukuhara begann. Er ist außerdem Forscher am Laboratory of DNA Information Analysis der Universität Tokio, Gastwissenschaftler in der metaPhorest Research Group und Gründer des BioClubs Tokio.

Shiho Fukuhara (JP) studierte Bildende Kunst an der Central St. Martins und hat einen MA in Interaction Design vom Royal College of Art. Sie war Artist-in-Residence im Palais de Tokyo in Paris und am IAMAS in Gifu, Japan. Sie gründeten den Artistic Research Framework BCL als Hommage an Heinz von Foersters Biological Computer Laboratory, um die Mission fortzusetzen, Beziehungen, Kongruenzen und Unterschiede biologischer und kultureller Codecs durch künstlerische Interventionen und Sozialforschung zu untersuchen.