Project Alias

Bjørn Karmann (DK), Tore Knudsen (DK)

POSTCITY, First Floor, European Platform for Digital Humanism
STARTS Prize 2019 STARTS prize artistic exploration

Rename your home assistant and make sure it never listens.

Alias ist ein lernfähiger „Parasit“, der BenutzerInnen mehr Kontrolle über ihre intelligenten Assistenten geben soll, im Hinblick auf Individualisierung als auch auf Privatsphäre. Mithilfe einer einfachen App können BenutzerInnen Alias trainieren, auf ein benutzerdefiniertes Aufwachwort zu reagieren. Anschließend kann Alias die Kontrolle über den Heimassistenten übernehmen, indem er ihn für dich aktiviert. Solange das Wake Word nicht verwendet wird, unterbricht Alias die Mikrofone des Assistenten und stellt damit sicher, dass dieser “gelähmt” ist und nicht zuhören kann.

Dadurch fungiert Alias als Mittelmann, der zur Besitznahme und Steuerung von sprachaktivierten Geräten entwickelt wurde. Ausgestattet mit Lautsprechern und einem Mikrofon, ist Alias in der Lage, mit dem Heimassistenten zu kommunizieren und ihn zu manipulieren, sobald man ihn darauf platziert. Die Lautsprecher von Alias dienen dazu, den Assistenten mit einem konstanten, leisen Geräusch zu unterbrechen, welches direkt in das Mikrofon des Assistenten eingespeist wird. Sobald Alias das neu vom Benutzer oder der Benutzerin erstellte Aufwachwort erkennt, stoppt es das Geräusch und aktiviert den Assistenten leise mit einer Tonaufnahme des ursprünglichen Aufwachworts. Darauf folgend kann der Assistent wie gewohnt verwendet werden. Alias ist mit einem Raspberry Pi ausgestattet, der ein kleines neuronales Netzwerk lokal zur Erkennung von Aufwachwörtern betreibt. Dieses Konzept funktioniert lokal und damit getrennt vom Internet. Alias hostet auch sein eigenes Wi-Fi, welches den BenutzerInnen ermöglicht, über einen Browser mit ihm zu kommunizieren, um Alias zu trainieren, zurückzusetzen sowie ein- und auszuschalten.

Unsere Beziehung zur Technologie wird dadurch geprägt, wie wir mit ihr umgehen. Allerdings neigen kommerzielle smarte Produkte für unser Zuhause dazu, die NutzerInnen als passive VerbraucherInnen zu behandeln. Vor allem Designmuster von smarten Heimassistenten zeigen, wie sich die Interaktions- und Handlungsmöglichkeiten aus NutzerInnensicht einschränken, sogar im privatesten und persönlichsten Bereich – dem Heim. Unsere Interaktionsmuster werden von den EntwicklerInnen dieser Produkte stark bestimmt. Mit Alias interessieren wir uns dafür, wie dieses Machtverhältnis neu definiert werden kann, insbesondere in Bezug auf die Privatsphäre. Die aufregende Zukunft, die uns „intelligente“ Technologien bieten können, bringt oft Bedingungen mit sich, die unsere Privatsphäre und das Gefühl der Kontrolle beeinträchtigen. Mit Alias wollen wir diesen Zustand hinterfragen und nachdenken, welche Art von „smart“ wir in Zukunft eigentlich wollen.

Um diese Werte zu manifestieren und zu kommunizieren, haben wir untersucht, wie Cordyceps Pilze und Viren Insekten beeinflussen und kontrollieren können, um ihre eigenen Vorstellungen zu verwirklichen. Diese eher beängstigende Seite der Natur haben wir als Inspiration genutzt, um unseren eigenen Parasiten für Smart Home Systeme zu entwickeln. Daraus folgte die Entwicklung des Project Alias, als Demonstration dafür, wie Maker Culture und Open Source genutzt werden können, um unsere Beziehung zu Smart Home Technologien neu zu definieren, indem mehr Macht und Kontrolle von den DesignerInnen/Unternehmen an die EndverbraucherInnen der Produkte delegiert wird.

Definition von „Alias“:

  1. Wird verwendet, um anzugeben, dass eine Person auch unter einem anderen angegebenen Namen bekannt oder bekannter ist.
  2. Fehlinterpretation (einer Signalfrequenz), die Verzerrung oder Fehler verursacht.

Biografien:

Bjørn Karmann (DK) ist ein dänischer Designer, und arbeitet bei Tellart, Amsterdam. Er hat einen Master-Abschluss in Interaction Design vom Copenhagen Institute of Interaction Design und einen Bachelor-Abschluss in Communication Design von der Kolding Design School. Sein Diplomprojekt (*The Objectifier*) hat mit höchster Auszeichnung am CIID abgeschlossen wurde, mehrere Auszeichnungen erhalten und das Denken des maschinellen Lernens als Mittel zum Prototyping und zur Bereicherung der räumlichen Interaktion vorangetrieben. Bjørn verbindet seine Neugierde für neue und aufkommende Technologien mit seiner Leidenschaft für physische und menschliche Interaktionen und findet gleichzeitig ein Gleichgewicht zwischen Natur und Technik. Mit Erfahrung in Design, Installationskunst, Robotik und Physical Computing arbeitet er disziplinübergreifend und manifestiert sich zwischen physischem und virtuellem Raum. 

Tore Knudsen (DK), geboren 1992, ist ein Interaction Designer mit Sitz in Kopenhagen, Dänemark. Er hat einen Master-Abschluss in Interaction Design von der K3, Universität Malmö, und war zuvor als Digital Designer tätig. Derzeit arbeitet er als User Experience Designer bei Topp Innovation & Design in Malmö, Schweden. Tores Interesse an Design und Technologie begann mit der Fotografie und hat sich auf viele verschiedene Medien ausgedehnt, von Web bis hin zu physischen Installationen. Seine Arbeit wird oft von dem Interesse getrieben, unsere Beziehung zu modernen Technologien hauptsächlich durch Design und Prototyping zu erforschen und zu hinterfragen. 

http://www.toreknudsen.dk

https://twitter.com/toreknudsn