Schule, Weltraum oder wie man die Neugier auf Wissenschaft weckt

Symposium „Schule und Weltraum 2023“: Die Faszination für die unendliche Tiefe des Weltalls begeistert jung und alt für Wissenschaft und Technologie.

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Mit all den geheimnisvollen Phänomenen und unerforschten Planeten, auf denen möglicherweise sogar fremdes Leben noch darauf wartet, entdeckt zu werden, fasziniert die unendliche Weite des Weltraums eine ganze Menge Menschen. Sie wirft interessante Fragen auf und regt damit sowohl Fantasie, als auch Neugier an. Kein Wunder also, dass die Weltraumforschung zu den aufregendsten und faszinierendsten Bereichen der Wissenschaft gehört. Doch was macht sie eigentlich so spannend, – besonders im Zusammenhang mit der Bildung unserer Kinder und Jugendlichen? Darüber haben wir mit Dr. Thomas Lebzelter, Astrophysiker und Physiklehrer am Wienerwaldgymnasium in Tullnerbach gesprochen. Alle Weltraumbegeisterten, und solche, die es noch werden wollen, laden wir am FR 2.6. zum Symposium „Schule und Weltraum 2023“ im Ars Electroncia Center ein.

Wenn Kinder und Jugendliche an Schule denken, so weckt das zunächst meist nicht die allergrößte Begeisterung. Wie kann man Kinder für das Lernen, und insbesondere auch für wissenschaftliche Inhalte und Methoden begeistern? Was ist so wertvoll am Erhalt ihrer Faszination?

Meiner Erfahrung nach sind Kinder und Jugendliche grundsätzlich neugierig. Gerade die ersten Jahre im Leben eines Menschen sind eine Zeit des Entdeckens, in der sich Kinder mit ihrer Umwelt vertraut machen können. Durch den einfachen Zugang zu Bildmaterial und Informationen über die Medien ist diese Umwelt heute größer geworden, – das ist durchaus günstig für die Neugier. In der Schule geht es meiner Meinung nach darum, die natürliche Neugierde der Schüler*innen weiter zu bedienen, indem wir Bezüge zwischen unserem Lernstoff und den Entdeckungen herstellen, die Kinder in dieser Zeit machen – seien sie nun real oder virtuell. Die Angebote von Planetarien oder Sternwarten sind dabei sehr hilfreich, ebenso wie das Angebot für Unterrichtsaktivitäten im Internet. Genauso wichtig ist es aber, Kinder und Jugendliche dazu zu animieren, Fragen zu stellen und mit ihnen in einen Dialog zu treten. Wenn es uns gelingt, Faszination und Dialog zusammenzubringen, können wir ihnen – mit etwas Glück – auch Fragen der physikalischen Methodik und Modellierung ein Stück näherbringen und ihr Interesse wecken.

Wieso regt der Weltraum so besonders zum Nachdenken an, und in welcher Form kann er den Unterricht bereichern?

Auch wenn es durch die Lichtverschmutzung heute immer schwieriger wird, Sterne zu beobachten, fasziniert der Anblick eines reichen Sternenhimmels wahrscheinlich alle Menschen. Als weitgehend unerreichbarer Ort wurde der Weltraum aber auch zum Thema vieler Geschichten, in denen Menschen von einem Anderswo träumen konnten. Wenn Sie zum Nachthimmel schauen, schauen Sie auf Objekte, die Lichtjahre von Ihnen entfernt sind. Was spielt sich dort ab? Allein die Entfernungen und die Offenheit des Weltalls lassen der menschlichen Phantasie im wahrsten Sinne des Wortes viel Platz.
Gefördert wurde dieses Träumen ganz entscheidend durch die Bilder, die uns heute aus unserem Sonnensystem oder auch aus den Tiefen des Weltraums vorliegen. Für den Schulunterricht sind diese Bilder natürlich sehr wertvoll, denn sie vereinen Wissenschaft, Ästhetik und Träume. Begriffe wie „Dunkle Materie“, „Schwarze Löcher“, „Supernova“ haben etwas Geheimnisvolles an sich und das regt die Phantasie, aber auch den Wissensdurst an.

Ein guter Einstieg in das Thema Astronomie wäre zB ein Besuch in einem Planetarium. In Österreich stehen mehrere Planetarien für Schulbesuche bereit und es gibt sogar mobile Planetarien, die in die Schulen kommen. Auch ein Besuch auf einer Volkssternwarte wäre im Prinzip ein guter Einstieg in das Thema, allerdings spielt hier das Wetter eine nicht unwesentliche Rolle.
Aber auch die Teilnahme an einem der zahlreichen nationalen oder internationalen Projekten oder Wettbewerben, die Jahr für Jahr zum Thema Astronomie und Weltraumfahrt für Schulklassen ausgeschrieben werden, könnte ebenfalls Kinder dazu anregen, sich vertieft mit dem Thema zu beschäftigen und Interesse wecken.

Welche Möglichkeiten haben Lehrende, dieses Thema in den Unterricht zu integrieren?

Bei Astrophysik und Raumfahrt haben wir es mit einem Anwendungsbereich der Physik par excellence zu tun. Das bedeutet, wir können diese Themen sehr gut mit anderen Bereichen des Physikcurriculums verknüpfen, etwa mit der Optik, der Dynamik, der Thermodynamik und so weiter. Diese Chance gilt es zu nutzen.

Gleichzeitig wünsche ich mir für die Schüler und Schülerinnen, dass Astrophysik und Raumfahrt mehr explizite Nennung in den Lehrplänen der Schulen erhalten. Anknüpfungspunkte sehe ich aber nicht nur für die verschiedenen Bereiche der Physik. Gerade über die Faszination des Weltalls können wir auch zu den anderen Naturwissenschaften, zur Geschichte, zur Philosophie und zur Religion Brücken schlagen. So können wir das verbreitete Denken in Schulfachkategorien durchbrechen. Die Einordnung des Menschen in dieses Universum bildet einen Rahmen für das Selbstverständnis und fördert bei den jungen Menschen auch einen achtsamen Blick auf die Welt, in der sie leben.

Alle, die sich selbst für die unendliche Tiefe des Weltalls begeistern und nun Lust darauf haben, wieder einmal Neues zu lernen, laden wir am FR 2.6. zum Symposium „Schule und Weltraum 2023“ im Ars Electroncia Center ein. Das zentrale Thema dieses Jahr: das James Webb Space Telescope. Bei dieser gemeinsamen Initiative der IAU/NAEC Intiative, ESERO Austria und der Österreichischen Gesellschaft für Astronomie & Astrophysik haben Schüler*innen, Pädagog*innen und Wissenschaftler*innen die Gelegenheit, sich auszutauschen. Neben Informationen zur aktuellen Forschung und Citizen-Science Projekten, gibt es spannende Workshops, Materialien für den Unterricht und Vorträge, die wir via Live-Stream übertragen. – Teach with space!

Dr. Thomas Lebzelter forscht am Institut für Astrophysik in Wien zu den Themen asymptotische Riesenaststerne, stellare Häufigkeiten, stellare Pulsation, Massenverlust von entwickelten Sternen und Nahinfrarot-Spektroskopie und unterrichtet derzeit Physik an einem Gymnasium in Niederösterreich.