Ars Electronica Festival 2020: In Kepler’s Gardens
9. — 13. September 2020, eine globale Reise zur Vermessung der ‚neuen Welt
Der Ausgangspunkt: Kepler’s Garden in Linz, Österreich. Die Destinationen: 120 Orte rund um den Globus. Die Dauer der Reise: 9. bis 13. September 2020.
Festival im Web
Nicht trotz, sondern wegen Corona findet die Ars Electronica 2020 statt. Von 9. bis 13. September will das Festival für Kunst, Technologie und Gesellschaft schlicht wissen, was jetzt zu tun ist? Erstmals stellen wir diese schwierige Frage nicht nur in Linz, sondern an 120 Orten auf allen Kontinenten. Überall treffen wir Menschen, die mit friedlichen Mitteln gegen die Zerstörung unserer Umwelt kämpfen und gegen die Mächtigen aufbegehren, die zur Sprache bringen, was Millionen unter den Nägeln brennt, die fordern, dass sich die immer rasantere Technologieentwicklung an uns Menschen orientiert und nicht umgekehrt. Überall treffen wir Menschen, die an einer besseren Zukunft arbeiten. Wir treffen Künstler*innen, Wissenschaftler*innen und Aktivist*innen und wollen wissen, wie sie sich unsere Zukunft vorstellen. Kommen Sie doch mit auf diese einmalige Reise um die Welt und erleben Sie Orte, an denen Sie bereits waren, auf ganz andere Weise. Bevor wir Ihnen diese Unternehmung schmackhaft machen und Ihnen nun die besten Reisetipps servieren, noch ein allgemeiner Hinweis, der uns sehr wichtig ist und zugleich erklärt, warum Ars Electronica dieses Jahr zum Reiseanbieter der anderen Art wird.
Festival in Linz
Wenn Sie nicht in Österreich oder in einem an Österreich angrenzenden Land leben und arbeiten, kommen Sie im September nicht nach Linz. Das meinen wir ernst. Bleiben Sie zuhause und bleiben Sie gesund! Gehen und bleiben Sie von 9. bis 13. September stattdessen online und nutzen Sie die vielen neuen Möglichkeiten, Präsentationen, Lectures, Performances und Konzerte an den 120 Festival-Locations in aller Welt mitzuerleben, zu kommentieren, zu diskutieren und sich mit anderen auszutauschen! Wenn Sie aber nach Linz kommen und den hier erstmals inszenierten “Kepler’s Garden“ auf dem Campus der Johannes Kepler Universität besuchen wollen, freut uns das natürlich ebenfalls. In dem Fall beachten Sie aber bitte, dass Sie ihr Ticket unbedingt vorab und online buchen müssen. Um Ihren Festivalbesuch so sicher wie möglich zu gestalten, wollen wir jede Schlangen- und Gruppenbildung vor Ort vermeiden, weshalb es diesmal keine Ticket-Counter auf dem Festivalgelände geben wird. Darüber hinaus ersuchen wir Sie, Mindestabstände zu anderen Besucherinnen und Besuchern einzuhalten und einen Mund-Nasen-Schutz zu tragen. Das wars auch schon, genug zum Thema Corona. Lassen Sie uns jetzt aufbrechen! Von Linz, Österreich gen Osten immer der Sonne entgegen, einmal um die ganze Welt! Los geht’s!
Linz, Österreich: Schlendern durch “Kepler’s Garden“
Es ist die Liaison von Kunst und Wissenschaft, um die sich hier, in “Kepler’s Garden“, alles dreht. Inmitten alter Bäume und frisch gepflanzter Stauden spielen Kunstwerke auf unser Verhältnis zu Technologie und Natur an, gleich daneben, in modernen, markanten Gebäuden, die eben erst fertiggestellt wurden und nun zum ersten Mal zugänglich sind, zeigen die “Transformation Projects“ des Linz Institute of Technology auf visionäre und bisweilen augenzwinkernde Weise wie eine “Responsible Technology“ aussehen könnte, erkunden preisgekrönte Kooperationsprojekte neue Wege entlang der Schnittstelle von “Science, Technology and Arts“ — kurz STARTS — und hegt und pflegt das Kinder- und Jugendfestival der Ars Electronica, create your world, gleich einen ganzen “Garten voller Talente“. Kunst, Technologie, Wissenschaft, Kultur, Natur — Johannes Kepler hätte beim Besuch dieses von ihm inspirierten Gartens seine Freude gehabt.
Ljubljana, Slowenien: Investigative Kunst wider den Katastrophenkapitalismus
Ein Mensch, ein Hund, nebeneinander, beide in futuristische Diagnose-Wearables gehüllt, die jederzeit Herz- und Atemwegserkrankungen feststellen und Alarm schlagen können. Alle Daten, die diese Wearables messen, werden in einem Neuronalen Netzwerk gesammelt, das wiederum versucht, den Herzschlag des Menschen mit jenem des Hundes zu synchronisieren. Maja Smrekar — die Urheberin dieser künstlerischen Versuchsanordung — kritisiert die herrschenden Machtverhältnisse in puncto Technologieentwicklung und Datenhoheit. Technologien wie KI brauchen eine soziale Dimension und nicht nur die Wirtschaft, sondern vor allem die Zivilgesellschaft soll mitreden können, wenn es darum geht, wofür wir diese Systeme einsetzen wollen, meint die Künstlerin. Maja Smrekar und ihre slowenische Kolleg*innenschaft laden zum Ausflug in die Welt der investigativen Kunst wider den Katastrophenkapitalismus.
Zagreb/Dubrovnik, Kroatien: In der Quarantäne über Mensch und Natur nachdenken
Es ist ein wunderschönes Renaissance-Gebäude, in dem einst — welch Ironie —Pest- und Cholerainfizierte eingesperrt wurden und ihr unabwendbares Schicksal erleiden mussten. Im Hier und Heute ist die Quarantäne und ihre strikte Einhaltung ebenfalls wieder omnipräsent, weshalb Künstler*innen und Wissenschaftler*innen auch genau hier, in diesem Haus, nach unserem Verhältnis zur Natur fragen und ihre eigenen, visionären Erzählungen spinnen.
Draußen, in der Adria: Eintauchen in eine Welt jenseits unserer Wahrnehmung
Ein Urlaub am Meer steht bei den meisten von uns ganz oben auf der Sehnsuchtsliste. Was aus der Perspektive der Strandbesucher*innen aber stets so einladend blau und wunderschön aussieht, steht in Wahrheit meist schwer unter Druck: die Rede ist vom ozeanischen Ökosystem. Der “Adriatic Garden | aqua_forensic 2.0“ lädt zum Tauchgang in eine Welt jenseits unserer Wahrnehmung, sucht — und findet leider — eine Vielzahl chemischer Schadstoffe und untersucht, wie sich diese auf die Fauna und Flora der Adria auswirken. Es ist ein Trip zwischen Kunst, Wissenschaft und “Citizen-Science“, der uns Urlauber*innen das nächste Mal vielleicht anders aufs Meer hinausblicken lässt — wer weiß?
Bukarest, Rumänien: Nähe & Distanz — die künstlerische Aufarbeitung der Isolation
Willkommen auf einem brachliegenden Grundstück mitten in Bukarest, im Park der hiesigen Universität. Willkommen auf einer Bühne, auf der Forscher*innen und Künstler*innen interaktive Technologien in den Gefilden der darstellenden Kunst, der Medienkunst und des Spieldesigns zum recht innovativen Einsatz bringen. Alles dreht sich hier um soziale Nähe und gleichzeitige “Physical Distance“, alles dreht sich um Interaktion und Kommunikation in virtuellen Welten und “Distant Arts“. Es ist eine künstlerische Aufarbeitung der jüngsten Isolationserfahrungen, ein Erlebnistrip zwischen Nähe und Distanz, ein Ausflug in virtuelle Gefilde und zurück!
Athen, Griechenland: Im Datengarten unter der Akropolis
Der multimediale “Data Garden“ von Onassis Stegi, ein Film, ein Sounddrama, digitale Spiele und mobile Apps von “HackAthens 2020“ — kalos irthate stin Athina! Aber Achtung: Wer hier verträumte Mittelmeer-Romantik sucht, bemüht besser Tripadvisor! Der Ars Electronica Garten zu Athen ist ein Datengarten, ein Ort, der fragt, ob, und wenn ja, wie wir unsere zwischenmenschlichen Beziehungen, Körperkontakte, unser Sexualleben und unsere Träume neu erfinden können, inmitten einer Welt, die immer stärker durch Technologie vermittelt und geprägt wird? Wie unsere Körper re-konfiguriert werden können, in einer Ära, in der digitale Kommunikation alle Formen von Aktivität vermittelt, haptische Begegnungen immer seltener werden und die Trennung von beruflicher und privater Sphäre verschwindet? In Sichtweite von Zeugnissen einer großen Vergangenheit laden die Athener*innen von heute zur Gedankenreise in eine hoffentlich ebenfalls verheißungsvolle Zukunft!
Nikosia, Zypern: Vom Wachsen, Blühen und Verkümmern
Welche Anleihen können wir im digitalen Zeitalter von alten Gartenbautechniken wie beispielsweise dem Veredeln von Pflanzen nehmen? Folgen Sie der Einladung zypriotischer Künstler*innen in einen gemeinschaftlich gestalteten, virtuellen Garten, in dem alles zunächst wächst, dann blüht und schließlich wieder verkümmert. Erkunden Sie einen Raum, der eine alternative digitale Gemeinschaft propagiert und Sie Ihre ganz individuellen Erfahrungen machen lässt.
Moskau, Russland: Was Daten- und Mindsets miteinander zu tun haben
Immer mehr Prozesse unseres tagtäglichen Lebens werden digitalisiert. Ergebnis sind stets riesige Datensätze, die von Algorithmen analysiert und nach Mustern gescannt werden — in einer Geschwindigkeit und Dimension, die für unsere Wahrnehmung schlicht unzugänglich sind. Das Moskauer Kuratorinnen-Duo Helene Nikonole und Olga Vad lädt in den “Garden of Datasets vs. Mindsets“ und fragt nach den Grenzen zwischen digitalen und physischen Räumen und was die Implementierung algorithmischer Regelungs- und Steuerungswerkzeuge für eine postsowjetische Gesellschaft wie die russische bedeutet.
Hongkong, Chinesische Sonderverwaltungszone: Die Welt mit anderen Augen sehen
Eine Metropole an der Kreuzung von historischen, kulturellen und politischen Bruchlinien. Immer verschieben sich hier Kräfte und bewirken jedes Mal einen Ausbruch von Kreativität. Das Leben, die Kunst, die Wissenschaft und die Technologie werden in Form künstlerischer Projekte miteinander verknüpft, sie werden zu Lupen, Zerr-Brillen und Zeit-Teleskopen, durch die wir unsere Welt anders und neu sehen können. Zumindest für die vor Ort Anwesenden endet all das am Ende garantiert in einer Weinverkostung — à la Santé!
Seoul, Südkorea: Im Garten zwischen den Welten
Unser erstes Leben führen wir in der physischen Welt, unser zweites Leben in der virtuellen Welt und unser drittes Leben an einem Ort, an dem beide Sphären existieren. Unser reales Leben wird hier um virtuelle Aspekte und unser virtuelles Leben um reale Aspekte ergänzt. Technologie und Ökologie können an einem solchen Ort nicht länger getrennt voneinander, sondern müssen zusammengedacht werden. Kommen Sie mit in einen Garten, der seinen konzeptionellen Ursprung in der stark fortschreitenden Urbanisierung Südkoreas hat und sich als praktischer und zugleich metaphorischer Entwurf für die Zukunft versteht.
Tokio, Japan: Vergangenheit & Zukunft der Medienkunst im Technologieland Nr. 1
Willkommen im Technologie-Land Nr. 1, willkommen in einem der größten Ballungszentren der Welt, willkommen in Tokio! Es ist kein Zufall, dass hier eine Reihe der wichtigsten und innovativsten Medienkünstler*innen unserer Zeit lebt und arbeitet. Lassen Sie sich entführen in den virtuellen “Tokyo Garden“, in dem Sie diese Künstler*innen und ihre Wurzeln ebenso wie ihre Visionen für die Zukunft kennenlernen können.
Melbourne, Australien: Down Under, neben der Linzer Nibelungenbrücke
Austria und Australia, Matthew Gardiner kennt beide sehr gut. Nach Jahren am Ars Electronica Futurelab in Linz lebt und arbeitet der Künstler nun wieder in Down Under. Via Augmented Reality lädt er Sie ein — egal in welcher Stadt und auf welchem Kontinent Sie auch gerade sein mögen — inmitten eines sehr österreichischen “Würstelstands“ in Ruhe Ihre Leberkäs-Semmel zu genießen. Derart gestärkt offeriert Ihnen Matthew anschließend ein von ihm entwickeltes künstlerisch-wissenschaftliches Tool-Kit, mit dem Sie bei Ihnen zuhause Ihren eigenen Origami-Roboter-Garten anlegen können.
Auckland, Neuseeland: Am Ende der einen und an der Türschwelle zur anderen Welt
Es ist die letzte Station vor dem großen Sprung über den Pazifik: Willkommen in Auckland, Neuseeland, willkommen im Garten “Aotearoa“. Großformatige Projektionswände und 3D-Projektionen schaffen hier einen einzigartigen Raum, in dem physische Artefakte und virtuelle Präsentationen wie Mozilla Hubs einander 1:1 ergänzen. Der gesamte Garten ist als bidirektionale Plattform konzipiert, auf der Sie Projekte von neuseeländischen Künstler*innen und Wissenschaftler*innen genau wie Ars Electronica-Hubs aus dem Rest der virtuellen Welt kennenlernen können. Ob Online oder vor Ort — tauchen Sie ein, in den “Garten Aotearoa“, erleben Sie Performances, sehen Sie prototypische Installationen, besuchen Sie Ateliers und Forschungseinrichtungen, erkunden Sie neuseeländische Kulturstätten und streifen Sie durch außergewöhnliche Landschaften.
Silicon Valley, USA: Grenzen sind da, um überwunden zu werden
Das Silicon Valley. Alle, die in der IT- und Hightech-Industrie tätig sind und große Stücke auf sich halten — oder wollen, dass andere das tun — sind hier. Im Rahmen eines neuen Festivalformats zeigt die hiesige kreative Gemeinde, dass ihre Technologien keine in sich geschlossenen, sondern dynamische Systeme und Plattformen sind, prädestiniert für die interdisziplinäre und internationale Zusammenarbeit zur Überwindung von festgefahrenem und isoliertem Denken. Künstliche Grenzen zwischen den Welten der Kunst, der Technologie und der Politik werden in diesen Visionen aufgelöst, Ziel ist eine gemeinsame Erfahrung innerhalb und zwischen den Gemeinschaften. Ebenfalls hinterfragt wird die Grenze, die bislang die/den Künstler*in von der Maschine trennt. Kommen Sie mit auf eine Reise in die Zukunft, die um KI und Kreativität, die Neuinterpretation der Tech-Regulierung und die Schaffung neuer digitaler Gemeinschaften kreist.
Los Angeles, USA: Brückenbauen zwischen Arten, Technologien und Kulturen
Den nächsten Stopp legen wir in der Stadt der Engel ein und besuchen eine weitere Hochburg der Kreativität: die UCLA. Das hier situierte ArtSci Center lädt in einen Garten für Kunst, Technologie und Gesellschaft, der sich ganz den Netzwerk-Ökologien verschreibt. Studierende, Absolvent*innen und Künstler*innen fragen nach Knotenpunkten, die Interaktion befördern und die Kluft zwischen den Arten, Technologien und Kulturen überbrücken helfen.
Chicago, USA: Die Gegenwart ist unser Moment, unsere Chance!
Willkommen in Chicago und einem virtuellen Ausstellungsraum, in dem digitale und physische Kunstwerke und Umgebungen eins werden. Wobei, alles hier unterstreicht die Unmöglichkeit einer virtuellen Utopie und die Dringlichkeit, unsere kollektive Realität neu zu imaginieren. Es ist daher vor allem eine Botschaft, die hier unmissverständlich zum Ausdruck gebracht wird: Die Gegenwart ist unser Moment und unsere Chance, die Welt, in der wir leben wollen, aufzubauen. Worauf also noch warten?
Cambridge, immer noch in den USA: Zwischen Präsenz und Absenz
Waren Sie schon mal am berühmten MIT Media Lab? Nein? Nun denn, willkommen! Machen Sie sich gefasst auf jede Menge Zukunftsmusik! Der “Cambridge Garden“ der Tangible Media Group widmet sich am Beispiel legendärer Medienkunstwerke und brandaktueller Forschungsprojekte dem Spannungsverhältnis von Präsenz und Absenz als grundlegende Zuständen des Seins. Sie erleben hier “Beyond Being There“ von Jim Hollan aus dem Jahr 1997, “inTouch“ von TMG von 1998 oder “MirrorFugue“ von Xiao Xiao aus 2013. Darüber hinaus präsentieren Ihnen die Expert*innen des MIT wie sich eine “Tangible Telepresence“ vorstellen, die unsere Zusammenarbeit über Zeit und Raum hinweg revolutionieren soll, genau wie dynamische Computermaterialien, die als “Radikale Atome“ völlig neue Formen der Mensch-Material-Interaktion eröffnen könnten. Willkommen in der Zukunft!
Santiago de Chile, Chile: Eintauchen in die geheimnisvolle Welt der Pilze
Unsere Reise geht weiter, nach Süden, nach Santiago de Chile. Es geht in einen spekulativen Garten, der unsern Blick auf eine der aktivsten Komponenten unseres Ökosystems lenkt, eine, die wir so gut wie nicht wahrnehmen: Pilze. Was wir von ihnen sehen, ist gewissermaßen nur die sprichwörtliche Spitze des Eisberges, denn unter der Erdoberfläche verzweigen sich diese Organismen zu riesigen Netzwerken, die Informationen weiterleiten und tote Materie umwandeln. Sich das eine oder andere von solch effizienten, natürlichen Recyclern abzuschauen, könnte definitiv ein Beitrag sein, um zu einem nachhaltigeren Umgang mit natürlichen Ressourcen zu gelangen. Meinen nicht nur die Gärtner*innen des “Fungus Garden“ zu Santiago de Chile!
Buenos Aires, Argentinien: Im Garten der Neugierde
Ein Garten steht für vielfältige Formen und Empfindungen, die wir zwar planen, am Ende aber nicht vorhersagen können. Das Wort “Kultur“ leitet sich von “Kultivieren“, also dem Gestalten und Pflegen des Landes, ab und in gewisser Weise sind all unsere sozialen Praktiken gewachsen, über lange Zeit und auf einem abgesteckten Feld. Für uns heute geht es mehr denn je darum, einen Weg zu finden, unsere Kultur mit dem uns umgebenden Ökosystem in Einklang zu bringen. Der “Garten der Neugierde“ ist eine interaktive, navigierbare Visualisierung, der diesen Versuch teilen will. Navigieren Sie durch eine Umgebung voller Objekte, Wörter, Skizzen und Geräusche, die Ihnen wiederum Zugang zu einer Reihe von Kunst- und Wissenschaftsprojekten eröffnen.
Johannesburg: Digitales Theater im panafrikanischen Garten
Es ist weit zu unserem nächsten Reiseziel. Wir bleiben im Süden, überqueren aber den “Großen Teich“ und landen an der südlichen Spitze Afrikas, in Johannesburg. Auch hier hat die Pandemie dazu geführt, dass Künstler*innen in ihrer realen Bewegungsfreiheit stark eingeschränkt wurden und deshalb neue Wege der Präsentation und Kommunikation gesucht und gefunden haben. Im panafrikanischen Garten von Fak’ugesi können Sie sich davon überzeugen und Kurator*innen und Künstler*innen über die Schulter schauen, während sie mit “Virtual Black Out“ darangehen, einen neuen digitalen Raum zu schaffen: Afrikanische Szenografen und digitale Künstler*innen sollen Raum, Ort und Zeit für digitale Theaterproduktionen völlig neu denken.
Lissabon, Portugal: Frauen, die nach den Sternen greifen
Wir machen wieder einen Sprung, von Südafrika an die Westküste des europäischen Kontinents. Wir reisen nach Lissabon. Hier, in der portugiesischen Hauptstadt am Tejo, befindet sich der Pavillon des Wissenszentrums Ciência Viva, das sich ganz der Welt der Wissenschaft und Technologie verschreibt. Rui Agostinho, Professor an der Wissenschaftsfakultät der Universität Lissabon, ist Ihr Reiseführer und nimmt Sie mit auf einen virtuellen Rundgang, bei dem Sie etwa erfahren, wie wir vom Licht der Sterne auf ihre chemische Zusammensetzung schließen können. Sarah Petkus “Nudelfüße“ schlagen dann die Brücke zum Programm “spaceEU“ der Europäischen Union, das ebenfalls nach den Sternen greift! Quasi nebenan können Sie in Lissabon einen weiteren spannenden Festival-Garten besuchen der Frauen in Kunst, Wissenschaft und Technologie unterstützen will. Ziel des in den virtuellen Gefilden von Mozilla-Hubs angelegten Gartens ist es, Frauen besser miteinander zu vernetzen und sie damit als Community zu stärken.
Barcelona, Spanien: Komplex und unvorhersehbar
Willkommen in Spanien, genauer in Katalonien. Wir sind in Barcelona und besuchen einen Garten, der sich der Unendlichkeit und Unvorhersehbarkeit der uns zur Verfügung stehenden Möglichkeiten und zum anderen der Ökologie und ihren unglaublich komplexen, systemischen Wechselwirkungen widmet. Ebenfalls in Barcelona suchen wir noch “Solar Orchard Garden“, in dem es ebenfalls um Komplexität, diesmal aber in Verbindung mit Neugierde geht. Vor Ort als auch Online sind Sie eingeladen zwei Installationen kennenzulernen: “Stargazer“, ein Radioteleskop-Observatorium und eine Laborumgebung, die die virtuelle Welt inspiziert, manipuliert und mit ihr experimentiert. “Amazonia“ wiederum zeigt die Erde in einer ständigen Wechselbeziehung mit der Sonne, inklusive ritueller Performances, die deutlich machen, dass die Natur in unserem Leben letztlich den Ton angibt.
Dublin, Irland: 95 Prozent aller Dinge sind uns ein Rätsel
Wie wird Virtual Reality verschiedene Therapieformen verändern? Wo genau ist eigentlich die “Cloud“ und wer kontrolliert sie? Wie könnte Biodesign unser Leben verbessern oder zerstören? Was können Stabheuschrecken AI-Systemen über Tanz beibringen? 95 Prozent unseres Universums sind uns ein absolutes Rätsel. Daran wird der Festival-Garten in Dublin zunächst einmal nichts ändern, unterstützt Künstler*innen und Wissenschaftler*innen beim Beantworten der nächsten Fragen, aber indem er die möglichst breite öffentliche Auseinandersetzung mit deren Themen, Methoden und Ergebnissen forciert.
Birmingham, Großbritannien: Das Neue braucht Raum und Förder*innen
Willkommen in Birmingham, willkommen in einem Festival-Garten für Offene, Neugierige und Kreative, einem Festival-Garten für Künstler*innen und Wissenschaftler*innen, einem Garten, in dem sich alles darum, wie das Neue befördert werden kann. Ihr Gastgeber ist STEAMhouse, ein Zentrum für Innovation, kreatives Denken, Prototyping und Geschäftsentwicklung auf der Grundlage von Wissenschaft, Technologie, Ingenieurwesen, Kunst und Mathematik mit Sitz in Digbeth, im Herzen von Birmingham, Großbritannien. Wir wünsche njede Menge Inspiration!
UK (London, Farnham, Manchester, Dundee, Wolverhampton): Der Garten der irdischen Freuden
Inspiriert vom “Garten der Lüste“ von Hieronymus Bosch und den Metathemen des Ars Electronica Festivals 2020 zelebriert der britische “Garten der Lüste“ die Zusammenarbeit von Kunst, Technologie und Wissenschaft. Im Mittelpunkt stehen dabei Projekte, die beim diesjährigen STARTS Prize der Europäischen Kommission eingereicht wurden oder im Rahmen von “Künstler*innen-Residencies“ entstanden.
Brüssel, Belgien: (Bio-)Technologie, die das Zeug zur Revolution hat
Willkommen in Brüssel, dem politischen Zentrum Europas. Entscheidungen, die hier getroffen und ratifiziert werden, haben Auswirkungen auf das Leben nicht auf Millionen Europäer*innen, sondern die ganze Welt. Ähnlich weite Kreise ziehen jene neue biologischen Werkzeuge, die im Zentrum des Ars Electronica-Gartens zu Brüssel stehen. Wie CRISPR CAS9 beispielsweise, eine Technologie, mit der erbliche Eigenschaften dauerhaft ausgelöscht, geschwächt oder verstärkt oder aber auch um neue ergänzt werden können. Technologien wir diese, würden — oder werden? — es in Zukunft möglich machen, Medikamente und Therapieformen zu entwickeln, die uns unempfindlich für Schmerzen oder Müdigkeit machen oder Embryos mit der DNA von mehreren Menschen ausstattet. Vor dem Hintergrund der Coronakrise fragen Künstler*innen nach dem Potential, aber auch den möglichen Risiken, die mit der Entwicklung und Anwendung solcher Technologien verbunden sind und wollen damit eine breite Debatte über Biotechnologie anstoßen.
Leiden, Niederlande: Nach den Sternen greifen
Der Griff nach den Sternen — seit geraumer Zeit auch dem vereinigten Europa ein zentrales Anliegen. Mit “spaceEU“ will die Europäische Union deshalb junge Menschen für Wissenschaft, Technologie, Ingenieurwesen, Kunst und Mathematik begeistern, sie ermutigen Berufe zu ergreifen, die in welcher Form auch immer mit der Erforschung des Alls zu tun haben und eine junge, kreative und integrative europäische Weltraumgemeinschaft aufbauen. Mädchen und Burschen quer durch Europa soll gemeinsam an ambitionierten Zielen arbeiten und dabei nicht zuletzt ein europäisches Bewusstsein entwickeln, das das Gemeinsame in den Vordergrund rückt und gleichzeitig Raum lässt für kulturelle Unterschiede. Der “Step into Space Garden“ zu Brüssel bringt (Weltraum-)Wissenschaftler*innen und Künstler*innen zusammen und legt dabei den Fokus auf Projekt von und für junge Menschen. Und; sind Sie bereit zum “Space Walk“?
Amsterdam, Niederlande: Alles bleibt ständig anders
Wie verändern neue Technologien unsere Wahrnehmung und unsere Erfahrungen? Auf welche Weise ermächtigt uns Technologie, auf welche Weise bedroht sie uns? Individuell und kollektiv? All das ist in ständiger Veränderung begriffen und stellt uns permanent vor neue Herausforderungen. Der Amsterdamer Garten für Kunst, Technologie und Gesellschaft streckt seine Fühler aus, in Richtung der anderen Festival-Gärten und widmet sich dabei den “Shifting Proximities“ unserer Zeit.
Espoo / Helsinki, Finnland: Das neue Normal heißt, alles ist ungewiss
Ungewissheit. Überall. Niemand von uns weiß, wie es weitergeht. Was seit dem Frühjahr des Jahres 2020 für uns alle mehr oder weniger präsent — und eine völlig neue und beunruhigende Erfahrung — ist, ist vielen Künstler*innen durchaus vertraut. Unsicherheit und Ungewissheit sind für viele der Ausgangspunkt spekulativer und experimenteller Kunstpraktiken, für neue Perspektiven und Ideen. Im Gegensatz zu Wissenschaft und Technologie, die typischerweise darauf abzielen, den Zustand der Unsicherheit zu überwinden, setzt experimentelle Kunst häufig die Unsicherheit selbst in Szene. Genau das machen auch Koray TahiroÄŸlu, Laura Beloff und Andy Best im Rahmen ihrer “Uncertain Practices“. Also schauen Sie doch vorbei, im “Aalto Garden“ im finnischen Helsinki, und wagen Sie sich auf unsicheres Terrain.
Vilnius, Litauen: Aus der Sicht eines Astes
Herzlich willkommen in Vilnius. Künstler*innen, Forscher*innen, Professor*innen und Studierende laden Sie hier in einen hybriden Garten, in dem das Physische selbst in den Blick gerät. Überall geht es hier um die Kommunikation und symbiotischen Beziehungen zwischen permanenten Bewohner*innen, invasiven und wandernden Arten — uns Menschen eingeschlossen. Entdecken sie selbst was und wer hier alles kreucht und fleucht, in der Ober-, der Deck-, der Unter- und der Strauchschicht, im Gras, auf dem Waldboden und im Untergrund. Verfolgen Sie all das aus der Perspektive eines umherwandernden Kameramanns, eines Baumkletterers, einer fliegenden Drohne, einem wahlweise rennenden oder kriechenden Haustier oder sogar eines im Wind hin und her wogenden Astes!
Zurück in Linz, Österreich: Medienkunst vom Feinsten!
Nach einer Weltreise und Stationen in Ljubljana, Zagreb und Dubrovnik, der Adria, Bukarest, Athen, Nikosia, Moskau, Hongkong, Seoul, Tokio, Melbourne, Auckland, Silicon Valley, Los Angeles, Chicago, Cambridge, Santiago de Chile, Buenos Aires, Johannesburg, Lissabon, Barcelona, Dublin, Birmingham, London, Brüssel, Leiden, Amsterdam, Helsinki und Vilnius sind wir zurück in Linz, Österreich. Und unsere Reise ist noch nicht zu Ende. Denn auch abseits des bereits empfohlenen “Kepler’s Garden“ gibt’s hier noch allerlei Sehenswertes für Ars Electronica-Reisende. Wie wärs etwa mit den besten Medienkunstprojekten des Jahres? Das OK Offenes Kulturhaus zeigt Ihnen eine Auswahl der beim Prix Ars Electronica eingereichten Projekte! Die quasi in Sichtweite gelegene Kunstuniversität bietet dann Medienkunst aus Linz feil: jung, provozierend und reflektierend präsentiert sich die sehenswerte Ausstellung “WILD STATE“. Und last but not least, wär da noch das Ars Electronica Center, am nördlichen Ufer der — manchmal wirklich — blauen Donau. Tipp 1: Besuchen Sie den Deep Space 8K und erleben Sie hier hochaufgelöste Bilder von Raffael oder Van Eyck oder erkunden Sie eine riesige, begehbare 3D-Punktwolke des Wiener Stephansdoms. Tipp 2: Schauen Sie vorbei im “Open Futurelab“ und erfahren Sie von unseren Forscher*innen, Künstler*innen und Entwickler*innen, an welchen Prototypen hier gerade mit Hochdruck und Leidenschaft getüftelt wird. Die Zukunft, sie kann kommen!