COVID-19 Crisis: Zukunftszenarien

Walter Ötsch, Renata Schmidtkunz, Sighard Neckel, Antonia Birnbaum

Samstag, 12. September 2020, 10:25 - 11:45
Alle Termine werden in der Mitteleuropäischen Zeit (MEZ / UTC+1) angegeben.
Kepler's Garden am Campus der JKU, Kepler Hall
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Sighard Neckel, Prof. für Gesellschaftsanalyse und sozialen Wandel, Universität Hamburg

Katastrophenzeit

Die Corona-Pandemie und der nachfolgende Zusammenbruch der globalen Ökonomie, die unaufhörlich ansteigende Erderwärmung, das Artensterben und die weltweite Bedrohung der Demokratie dokumentieren, dass wir längst nicht mehr in einer Zeit bloßer „Krisen“ leben. Vielmehr haben wir offenbar eine Katastrophenzeit erreicht, in der eine Verheerung auf die andere folgt und ein Kollaps der ökologischen, ökonomischen und gesellschaftlichen Systeme nicht unwahrscheinlich erscheint. Wie tiefgreifend muss der gesellschaftliche Wandel sein, um dies zu verhindern? Und bleibt uns genügend Zeit, um Katastrophen noch abwenden zu können?

 

Antonia Birnbaum

Wider den Konsens: Gegenwartsszenarien

Im Hinblick auf Corona hat sich in Frankreich der Einsatz von Repression als Kehrseite der absoluten Denkleere einer vollkommen unfähigen Staatsmacht gezeigt, die sich mit nichts anderem als dem beschäftigt, was sie vorher immer schon an Abbau betrieb: wieder die Bedingungen zur Reproduktion des Kapitals herzustellen. Dies heißt aber auch, dass jede Intellektualität, die sich immer noch als „Berater des Fürsten“ gebärdet, leere Zukunftsprogramme für das vermeintliche „Nachher“ entwirft, ohne sich überhaupt zu verorten, ihre eigene Ohnmacht und Eingliederung im Konsens nur bestätigt.

Um dieser Falle zu entkommen, kann man vielleicht zwei Umwege vorschlagen, einen zeitlichen und einen inhaltlichen. Nicht mehr zu fragen: “Was kommt danach?”, sondern zu fragen: Was kommt jetzt? Nicht mehr zwischen einer Reduktion auf ein nacktes Überleben (und Sterben) und einer vermeintlich freien Individualität (die mehr oder weniger konsumiert) hin und her zu wanken, sondern die Erfindung von neuen kollektiven Streit- und Umgangsformen in Aussicht zu nehmen, um diese gezwungene Unterbrechung in eine wirkliche Unterbrechung zu verwandeln.

Intro/Host: Walter Ötsch
Moderation: Renata Schmidtkunz
Speaker: Sighard Neckel, Antonia Birnbaum

Video

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Biographien

 

Antonia Birnbaum

Antonia Birnbaum writes philosophy as well as texts pertaining to contemporary art. She is a professor for philosophy at the Universität der Angewandten Künste since 2020 after having taught many years at the University Paris 8. She contributes to the review Radical Philosophy, has written amongst other things:

Nietzsche Les aventures de l’héroïsme collection « Critique politique », dirigée par Miguel Abensour, Paris, Éditions Payot, 2000. Traduction en espagnol : Las aventuras des heroísmo, Mexico, Fondo de Cultura Económica, 2004
Le vertige d’une pensée. Descartes corps et âme, Lyon, Editions Horlieu, 2003
Bonheur Justice. Walter Benjamin collection « Critique politique », dirigée par Miguel Abensour, Paris, Éditions Payot, 2009
Trajectoires obliques, Paris, Sens&Tonka 2013
Egalité radicale. Diviser Rancière, Paris, éditions Amsterdam 2018

Sighard Neckel

Sighard Neckel is a sociologist and Professor of Social Analysis and Social Change at the University of Hamburg, spokesperson of the DFG Research Group „Zukünfte der Nachhaltigkeit“ and project leader of the Collaborative Research Center SFB 1171 „Affective Societies“. He studied sociology, philosophy and law in Bielefeld and at the Free University of Berlin, where he received his doctorate in 1990 and his habilitation in sociology in 1996. This was followed by professorships in Gießen, Vienna and Frankfurt a.M. among others, as well as guest professorships in the USA, Australia, Switzerland, Poland, Greece and South Korea. From 2000 to 2017, Sighard Neckel was a member of the staff of the Institute for Social Research in Frankfurt am Main and from 2012 to 2016 Principal Investigator of the Cluster of Excellence „Normative Orders“ at the Goethe University Frankfurt. His research focuses on economic and financial sociology, social inequality, emotion research, social theory and conflicts over sustainability. In recent years he has published „Gesellschaftstheorie im Anthropozän“ (2020), „Die Gesellschaft der Nachhaltigkeit“ (2018), „Die globale Finanzklasse“ (2018), „Leistung und Erschöpfung“ (2013) and „Strukturierte Verantwortungslosigkeit. Berichte aus der Bankenwelt“ (2010).

Walter Ötsch

Walter Ötsch is an economist and was formerly employed at the Johannes Kepler University Linz, where he established and headed the Institute for Comprehensive Analysis of the Economy. Since 2015 he has been professor of economics and cultural history at the Cusanus Hochschule für Gesellschaftsgestaltung. His areas of expertise are the cultural history of economic theory and questions of political communication. Publications: Populismus für Anfänger. Anleitung zur Volksverführung (2017) and Mythos Markt. Mythos Neoklassik. Das Elend des Marktfundamentalismus (2019). Further information at: www.walteroetsch.at