Young Professionals
Awards of Distinction
Konflikt und Streit gibt es schon länger als die Menschheit selbst, und für viele von uns ist der Begriff „Auseinandersetzung“ vorwiegend negativ behaftet. Dem möchte In Reactio Veritas entgegenwirken. Die Installation generiert mittels Gehirnstrommessung algorithmische Kunstwerke, die optimistisch dazu anregen wollen, das unerwartet Schöne und Gemeinsame hinter dem Prozess der Konfliktlösung zu sehen.
In der Installation messen hoch präzise Elektroden die Gehirnaktivität zweier Personen. In Reactio Veritas versetzt beide in eine davor festgelegte Konfliktsituation. Im Prozess der Konfliktlösung kombiniert ein Algorithmus nun die an den Gehirnen der beiden Teilnehmer gemessenen Daten und generiert daraus ein einzigartiges, ästhetisches Abbild als Zusammenfassung ihrer Konfliktlösung. Die Installation soll aufzeigen, dass Streit und Konflikt, konträr zur allgemeinen Auffassung, viele positive Aspekte mit sich bringen könnten, wenn man den Prozess nicht mit bereits negativer Grundhaltung betrachten würde. Die Teilnehmer sollen zu etwas mehr Optimismus bei zukünftigen Konfliktlösungen angeregt werden und hinterfragen, welche positiven Entwicklungen Konflikte und deren Lösung mit sich bringen können.
Video
Project Credits / Acknowledgements
Graphische Wien, Manuel Steinböck
Biographie
Wir sind MOLEKÜL — ein junges, interdisziplinäres Kollektiv aus Wien. An der Installation In Reactio Veritas arbeiten Claudio Reiter (2001), Felix Strobl (1999), Barbara Gregori (2000), Ian Hornik (2001) und Jeremy Kescher (2001). Kennengelernt haben wir uns durch gemeinsame Projekte der Graphischen und der HTL Spengergasse. Dank unseres gemeinsamen Interesses an kreativen Lösungen und unserer Leidenschaft am gemeinsamen Arbeiten ist schließlich eine Freundschaft entstanden. Als MOLEKÜL sind wir ein unschlagbares Team digitaler Dompteure, affiner Kreativ-Akrobaten und organisierter Multimedia-Jongleure. www.molekuel.at
Jurystatement
Eine auf den ersten Blick simpel anmutende Idee: EEG-Gedankenströme aus bildgebendem Material zu adaptieren, damit man sich bewegende Pattern und Muster LIVE darstellen kann. Diese Beschreibung greift aber viel zu kurz, um das Potenzial und den sensorischen Charakter von In Reactio Veritas zu charakterisieren. Hier transformiert ein digitaler Prozess etwas Bestehendes. Ursprünglich dient dieses diagnostische Verfahren zur Bestimmung von Unregelmäßigkeiten im immer noch schwer begreifbaren Vernetzungsgeflecht des menschlichen Gehirns. Dieses Ausgangsmaterial unterzieht In Reactio Veritas nun mittels eines weiterentwickelten Algorithmus einer künstlerischen und metaphorischen Transformation, und man kann mit Sicherheit sagen, dass hier das Ganze weit mehr als die Summe aller Teile ist. Man taucht fast unmittelbar in eine ganz eigene symbiotische Bilderwelt aus leuchtenden Mustern und sich verändernden Formen ein, man kann dem installatorischen Konzept fast intuitiv folgen und möchte sich den immer wieder neu gestalteten Gebilden mit dem eigenen Sinnen hingeben. Es sind nicht nur die adaptierten Algorithmen, die hier eine neue, umgestaltete Welt aufzeigen, es ist vielmehr die übergeordnete Idee des emotionalen Spiegels, die besticht. Er wird uns als Teilnehmer*innen an einer unvorhersehbaren Versuchsanordnung vorgehalten, und diese Metaebene scheint sowohl reflexiv als auch futuristisch. Der Einblick in die eigene Befindlichkeit lässt einen Hauch von immersiver Quantenrealität erahnen. Schön, wenn man durch das Sichtbarmachen einer Metaebene der Zwischenmenschlichkeit selbst zur flimmernden Gedankenqualle werden kann und klarer denken und interagieren will. Das ist die Verbindung zwischen Elektronik, Kunst, Gefühl und sichtbargemachtem Staunen.
Talent Talks
Als ergänzender internationaler Teil der Kategorie u19-create your world des Prix Ars Electronica spricht Jurymitglied und Moderatorin Conny Lee (AT) mit einigen der diesjährigen GewinnerInnen über ihre Ideen, Kreativität und Zukunftsvisionen.