Von der Atmosphäre eines Ortes oder von Musik tief bewegt zu werden, ist ein Gefühl, auf das sich jeder Mensch beziehen kann. Als Erfahrung ist es nicht nur Zeugnis von unserer Wahrnehmung der Welt, sondern auch von den vielfältigen, oft widersprüchlichen und undurchsichtigen Gefühlen, die damit einhergehen: Jeder schöne Augenblick impliziert die Melancholie seiner Vergänglichkeit.
Somnium ist eine Installation, die mit dem Ambiente des atemberaubenden Ortes am TNF-Turm der JKU und Hymnen spielt, einer musikalischen Form, die speziell der Anbetung oder des Gebets dient. Zusammen mit den BesucherInnen beobachtet eine künstliche Intelligenz (KI) die inspirierende Umgebung am Turm, die zum Betrachten und Genießen der Situation einlädt. Währenddessen „interpretiert“ die KI die Europahymne von Beethoven, Die Internationale, die Nationalhymne der Republik Österreich sowie die Hymne von Oberösterreich und verwandelt den Moment in eine bittersüße Reflexion über die aktuelle Situation der Demokratie und den Zustand unseres Planeten im Allgemeinen. Was sind die Hymnen von heute? Gibt es welche? Was bedeutet Weitblick in unserer komplexen Welt? Somnium ist auch ein visionärer Roman von Johannes Kepler, der von vielen als eines der ersten Werke der Science-Fiction angesehen wird. Was sind unsere Aussichten, unsere Visionen heute? Die Installation entfacht ein Wechselspiel zwischen der „Wahrnehmung“ und „Interpretation“ der KI und den Assoziationen der einzelnen BesucherInnen und eröffnet einen Frageraum über das heutige Verhältnis zwischen Mensch und Maschine. Das hier verwendete KI-basierte Musikkompositionssystem heißt Ricercar: An AI-based Music Companion (dt.: Ricercar: Ein KI-basierter Musikbegleiter) und wird von Ali Nikrang im Ars Electronica Futurelab entwickelt.