Eine Dekonstruktion affektiver Verwicklungen in gesellschaftliche Technikverhältnisse
Beim Nutzen von Technologien fühlen wir uns nicht selten in einem Paradoxon gefangen: Sie gefährden unsere Privatsphäre, schränken unseren Handlungsspielraum durch begrenzte Optionen ein und transportieren oftmals diskriminierende Weltanschauungen — gleichzeitig fasziniert uns das Experimentieren mit neuen Formen von Sozialität, Ko-Kreation und Kollektivität. In ähnlichen Widersprüchen finden wir uns beim Entwickeln von Systemen: wir sind aufgefordert, das Potential großer Datenmengen für wirtschaftlichen Wohlstand und im Sinne der Effizienz zu nutzen; wir wollen solide technische Methoden entwickeln und elegante Lösungen für reale Probleme liefern — gleichzeitig schränken Normen technischer Machbarkeit unsere Erfindungskraft ein, wenn wir mit Informationssystemen sozialen Wandel und Gleichberechtigung verwirklichen wollen.
Unzählige Beispiele zeigen, wie Algorithmen, Maschinenlernen und KI bestehende Diskriminierung objektivieren und Ungerechtigkeit, Sexismus, Rassismus, Klassismus und Ableismus verstärken. Während sich viele von uns als Nutzer*innen, Entwickler*innen und Bürger*innen für Gerechtigkeit in einer technisierten Welt einsetzen wollen, macht uns unsere eigene Position innerhalb gesellschaftlicher Machtverhältnisse oft ratlos und wenig handlungsfähig.
Wie kommt es also, dass uns selbst Technologien, denen wir eigentlich kritisch gegenüberstehen, und Entwicklungspraktiken, die wir als fragwürdig einstufen, gleichzeitig so in ihren Bann ziehen? Um dieser Frage nachzugehen, arbeiten wir in diesem Workshop mit Dekonstruktion. Mithilfe der Methode ‚Mind Scripting‘ machen sich die Teilnehmer*innen auf die Spur ihrer affektiven Verwicklungen in gesellschaftliche Technikverhältnisse und greifen dafür auf ihre eigenen Erinnerungen als experimentelle Ressource zurück. Eine Auseinandersetzung damit, wie sich Diskriminierungserfahrungen und das Privileg, nicht alltäglich strukturelle Diskriminierung zu erfahren, in unser Verhältnis mit Technologien einschreibt, soll kollektive Handlungsfähigkeit und Aktivismus entwickeln.
Dieses Projekt wurde von den Gleichbehandlungsbeauftragten der Unternehmensgruppe Stadt Linz und der städtischen Gleichbehandlungsauftragten unterstützt.
Programmkonzeption im Rahmen des Projekts „How to Become a High-Tech-Anti-Discrimination Activist Collective“ des Instituts für Frauen- und Geschlechterforschung (IFG) der JKU Linz.