Grand Prize – Artistic Exploration

Für künstlerische Erforschung und Kunstwerke, bei denen die Aneignung durch die Kunst großes Potenzial zur Beeinflussung und Veränderung von Technologie und deren Nutzung, Entwicklung und Wahrnehmung hat.

Oceans in Transformation untersucht die Auswirkungen der menschlichen Aktivitäten auf den Weltozean. Die Zirkulationen, Energien, Interaktionen und Ökologien des globalen Ozeans verändern sich. Er ist die dynamischste und empfindlichste Komponente unseres lebenden Planeten. Der Ozean befindet sich in einer neuen Phase seiner dynamischen Geschichte, die durch die Intensivierung der Auswirkungen menschlicher Aktivitäten auf planetare Systeme geprägt ist – dem Anthropozän.

Territorial Agency nutzt umfangreiche Geo- und Fernerkundungsdaten, um öffentliche Räume zu schaffen – Ausstellungen, Seminare, Workshops und online – um Diskussionen zwischen multidisziplinären Expertengruppen, Wissenschaftlern, politischen Entscheidungsträgern, Aktivisten und Naturschützern zu leiten und um Handlungsfähigkeit in komplexen Umweltfragen aufzubauen. Oceans in Transformation ist ein Projekt, das sich mit den Herausforderungen befasst, welche mit multiskalaren Daten, multitemporalen Daten und dynamischen Umweltdaten verbunden sind, in direkter Linie zu zeitgenössischer Kunst, Architektur und Umweltbedingungen.

Der Ozean ist ein Sensorium, ein ästhetisches Gerät: Er zeichnet in seiner komplexen Dynamik die Transformationen der Erde auf und schreibt seine Zyklen in die Dynamik der Lebensformen zurück. Oceans in Transformation ist ein ästhetisches und konzeptionelles Setting, in dem verschiedene Arten der Sensibilität für das komplexe Geschehen des Klimawandels in enge Verbindung gebracht werden. Es untersucht zwei Wissenssysteme, die sich nebeneinander entwickeln, zwischen denen es oft nur wenig Austausch gibt.

Auf der einen Seite entwickelt sich die Erdsystemwissenschaft rasant und erweitert unser Verständnis der Erde als lebendige Einheit. Der Ozean ist ein Schlüsselelement des Erdsystems – und dennoch eines der am wenigsten erforschten. Oceans in Transformation setzt sich aus großen dynamischen Kompositionen von Fernerkundungsbildern zusammen, in denen die Lücken zwischen verschiedenen Wissenskomponenten, Bereiche ohne Daten und Bereiche mit widersprüchlichem und mehrdeutigem Verständnis hervorgehoben und in den Vordergrund gerückt werden. Die dynamischen Zusammensetzungen der erdsystemwissenschaftlichen Daten bieten in diesem Sinne keinen Überblick, sondern vielmehr eine Vielzahl an Forschungsgebieten, die jeweils versuchen, mehr Fokus und Kalibrierung zu finden.

Andererseits haben wir die komplexe Entfaltung der Welt-System-Analyse, der langfristigen Formen der Kohärenz menschlicher Gesellschaften, mit einem Schwerpunkt auf Datensätzen und Erzählungen, die die komplexen Wege entfalten, mit denen wir den Ausstieg aus den modernen Weltbildern der Globalisierung, dem langen Echo des Imperialismus und der Unterwerfung der Natur unter extraktivistische Praktiken beginnen.

Oceans in Transformation schlägt einen innovativen Blickwinkel auf die Transformationsprozesse vor, die zeitgenössische Gesellschaften und die ihnen zugrunde liegenden territorialen Narrative formen. Indem es durch komplexe Raum- und Umweltbilder den materiellen Charakter der Räume untersucht, die spezifische politische Systeme bewohnen, zeigt Oceans in Transformation das Ausmaß zeitgenössischer menschlicher Aktivitäten auf. Es zeigt die Kohärenz langfristiger Formen von Bewohnungspraktiken, wie sie sich in Zeit und Raum entfalten und oft quasistabile Ebenen der Kohärenz mit Dimensionen formen, die mit den Zyklen der Erde interagieren.

Mit Oceans in Transformation hat Territorial Agency einen Ansatz entwickelt, mit dem die Wissenssysteme der Erdsystem- und Weltsystemanalyse, die kaum in Verbindung stehen, aktiv thematisiert und erforscht werden können. Neben jedem von ihnen gibt es eine Welt mit ineinandergreifenden Erkenntniselementen und vernetzten Transformationsprozessen. Diese reichen von der Versauerung der Meere bis zum Raubbau an den Wäldern in den Heimatländern, von der Überfischung bis zur Erwärmung der Ozeane, von der intensivierten Nutzung natürlicher Ressourcen in den Küstengebieten bis zum Anstieg des Meeresspiegels, von der Zerstörung der Kryosphäre bis zum Verlust der Sprachen.

So wie sich der Weltozean verändert, zeigen seine riesigen, miteinander verbundenen Gewässer, dass die Möglichkeiten, sie zu erfassen, vielfältig sind. In den letzten Jahrzehnten hat eine Vielzahl neuer Messungen und Beobachtungen das Wissen über den sich verändernden Ozean vergrößert und auch die Zahl der verschiedenen Akteure, die mit ihm arbeiten, vervielfacht. Mit Oceans in Transformation lassen sich beide Systeme erforschen und in die Entwicklung des Einen in die des Anderen einbeziehen.

Die Arbeit von Territorial Agency konzentriert sich auf die Integration von Wissenschaft, Architektur und Kunst im Hinblick auf die Herausforderungen des Klimawandels. Die Arbeit von Territorial Agency basiert auf einer umfassenden räumlichen und territorialen Analyse durch Fernerkundungstechnologien. Ihr Fokus liegt auf komplexen Darstellungen der Transformationen der physischen Strukturen zeitgenössischer bewohnter Territorien. Durch ihre Arbeit bindet Territorial Agency verschiedene Politiken ein, um die Beziehungen zu den komplexen Material-, Energie- und Informationsflüssen, die zeitgenössische Territorien kennzeichnen, neu zu bewerten.

Credits

Oceans in Transformation ist ein Forschungsprojekt von Territorial Agency – John Palmesino und Ann-Sofi Rönnskog, im Auftrag der TBA21-Academy und koproduziert mit Luma Foundation.  

Team der „Territorial Agency“: Maria Radjenovic, Maximilian Schob, Eva Ibáñez Fuertes, Sahir Patel, Joshua Harskamp, Eleni Tzavellou Gavalla, Stavros Papavassiliou.

Die Ausstellung „Territorial Agency: Oceans in Transformation“ im Ocean Space, Kirche von San Lorenzo, Venedig in den Jahren 2020 und 2021, wird von Daniela Zyman kuratiert. Sie wird koproduziert von der Luma Foundation und unterstützt von Lunu.