Öffnungszeiten
Di – So, Fei: 10 – 18 Uhr
Mo: geschlossen (feiertags geöffnet)
Zeitangaben in MESZ / UTC +2
Francisco Carolinum Linz Website
Von den Anfängen der digitalen Kunst bis zum Metaverse
Curated by Jesse Damiani, co-curated by Fabian Müller and Markus Reindl
Mit PROOF OF ART präsentiert die OÖ Landes-Kultur GmbH die weltweit erste museale Ausstellung zur Geschichte der NFTs und der digitalen Kunst. Passend zum Thema nicht nur offline in den Ausstellungsräumen des Francisco Carolinum, sondern auch online in der virtuellen Welt von Cryptovoxels. Angesichts der Entwicklungen rund um NFTs in der Kunst und auf dem Kunstmarkt kann es nicht ausbleiben, sich mit deren Geschichte zu befassen – und damit, warum sie plötzlich in aller Munde sind.
Bei NFTs handelt es sich zuvorderst um eine Technologie, die ein Problem löst: Digitale Dateien gibt es im Überfluss. Ein NFT ist ein Echtheitszertifikat für jede digitale Datei, die in der Blockchain hinterlegt ist, macht aus diesen Dateien Unikate und fungiert damit auch als digitale Signatur von Künstler:innen.
Die aktuell hitzig geführten Debatten um NFTs bilden den bisherigen Höhepunkt in der Auseinandersetzung mit digitaler Kunst. Der NFT-Hype der Jahre 2020 und 2021 hat eine lange Vorgeschichte. Obwohl die zugrunde liegende Technologie seit Jahren existiert und vom Finanzmarkt verwendet wird, waren es letztendlich Künstler*innen, die diesen Wandel herbeigeführt und das Thema in die breite Öffentlichkeit gebracht haben. Denn mit dem Aufstieg von NFT-Marktplätzen sind nun die ökonomischen Möglichkeiten dieses neuen Systems für die Künstler*innen attraktiv geworden. Womit sich auch die Debatte von der Behandlung konzeptueller zur Thematisierung ästhetischen Positionen verschob. Die bislang vor allem durch den Kunstmarkt und die Kunstkritik geführten Diskussionen um NFTs zwingen öffentliche Kulturinstitutionen dazu, ihrer Verantwortung nachzukommen und grundlegende Fragen nach dem künstlerischen, materiellen und soziologischen Wert der digitalen Kunst zu stellen und Antworten zu finden.
Die OÖ Landes-Kultur GmbH stellt sich mit PROOF OF ART dieser Herausforderung gerne und zeigt die Ursprünge der NFTs und ihre Entwicklung von ersten formativen Versuchen mit digitalen Technologien, über erste künstlerische Experimente mit der Blockchain bis hin zur aktuellen Kryptokunst. Die multimediale Ausstellung präsentiert off- wie online jeweils rund 25 Positionen von Künstler*innen, die sich mit dem neuen Bedeutungs- und Wertesystem auseinandersetzen, untersucht die Rolle von Künstler*innen in ihrem hochtechnologischen Umfeld und erörtert die Auswirkungen virtueller Räume auf unsere Lebenswirklichkeit.
Die wesentliche Frage, der die Ausstellung nachgeht, ist recht einfach: Worauf fußt diese Entwicklung? Welche Künstler*innen haben sich mit datensatzbasierter Kunst beschäftigt, bevor die NFTs die Welt auf den Kopf gestellt haben? Was versprachen sich diese Künstler*innen von der Dezentralisierung, bevor es auch nur einen Hauch von monetären Erfolgschancen gab? Was bedeutet es, den Wert von sich selbst oder seiner Arbeit zu festzulegen? Kann technologische Automatisierung einen positiven systemischen Wandel bewirken?
Der Aufstieg zentralisierter Marktplätze für NFT-gestützte Kunst machte Crypto Art populär – also diejenigen, die Inhalte bestimmen, den Zugang kontrollieren und die Finanzen verwalten. Nüchtern betrachtet werden mit einer Technologie, die dafür gepriesen wurde, die Machtverhältnisse umzukehren und den Stummen eine Stimme zu geben, wieder nur alte Machtstrukturen angewendet. Häufig besteht der größte Wert eines unruhestiftenden, neuen Systems darin, dass es uns zwingt, Bestehendes zu überdenken. NFTs zwingen uns zu einer Neuausrichtung der Perspektive, bieten eine allgemeine Chance, zu diskutieren, zu debattieren und unser derzeitiges Wertesystem zu überdenken und zu ändern.
Konzeptionell hat sich der Fokus von intellektualisierten Arbeiten der frühen und mittleren 2010er Jahre zu Arbeiten verlagert, die auf das Metaversum verweisen, einen hybriden Raum, der die physische und die digitale Welt verbindet. PROOF OF ART vereint diese Newcomer, von denen viele autodidaktische Außenseiter sind, mit Protagonist*innen der Medien, Digital und Krypto Kunst, die in diesen Bereichen bereits vor dem Aufstieg der NFT-Marktplätze tätig waren. Alle diese Künstler*innen bereichern die Diskussion über die neuen Maßstäbe, nach denen Kunst „erfolgreich“ ist und als solche rezipiert werden kann.
Im Zuge ihrer Beschäftigung mit diesen brandaktuellen Themen hat die OÖLKG am 24. April 2021 ein NFT-Grundstück im Metaverse Cryptovoxels erworben und dort mit dem „DFC Francisco Carolinum“, dem digitalen Ableger des Hauses für Foto- und Medienkunst des Landes Oberösterreich, ihren jüngsten Standort in der 17 Clarion Alley auf der Insel San Francisco errichtet. Neben unterschiedlichen Ausstellungen wird auch ein Raum für die Erörterung der Rechtsfragen geschaffen, die sich rund um NFTs für Künstler*innen, Museen und Sammler*innen stellen. Ab dem 11. Juni 2021 wird dort das vierte Kapitel der Ausstellung PROOF OF ART zu sehen sein, die übrige Ausstellung ab dem gleichen Tag in den analogen Räumen des Francisco Carolinum.
Credits
Teilnehmende Künstler*innen im Francisco Carolinum Linz
!Mediengruppe Bitnik, Kevin Abosch, Ai Wei Wei, Refik Anadol, Nancy Baker Cahill, Blake Kathryn, Cryptowiener, Simon Denny, Harm van den Dorpel, Constant Dullaart, Primavera de Filippi, Finest Rares (Jason Rosenstein), Herbert W. Franke, Sarah Friend, Fvckrender, Keiken, Larva Labs, Lynn Hershman Leeson, Nili Lerner, Jonas Lund, Marjan Moghaddam, Sarah Meyohas, Rhea Myers, Nam June Paik, Anna Ridler, Mark Sabb (Felt Zine), Terra0
Teilnehmende Künstler*innen im DFC Francisco Carolinum
Claudia Hart, Addie Wagenknecht, Sasha Katz, Gisel X Florez, CryptoYuna, Helena Sarin, kyt, lulu xXX, Flufflord (Tea Stražičić), VXN (Victoria Campobello), Joaquina Salgado, Serwah Attafuah, Krista Kim, Itzel Yard (IX Shells), Grimes x Mac, Hackatao, LaTurbo Avedon, REEPS100 (Harry Yeff) & Trung Bao, Ness Nissla, kai (Kaigani Turner), Chris Torres, Coldie, Alexander Reben, Olive Allen, Mario Klingemann, SIRSU (Ameer Suhayb Carter), Robert Alice, Robert Gallardo, Casey Reas, Hideki Tsukamoto, Kenny Schachter, Matt Kane, Carlos Marcial, Keiken