Morphologies ist das Ergebnis einer Zusammenarbeit des Komponisten und Cellisten Rubin Kodheli mit dem Digital-Visualisten Cori O‘Lan, die gewissermaßen als Folge der Corona-Lockdowns entstand. Über mehrere Monate hinweg tauschten sie Sound- und Videodateien zwischen New York und Österreich aus – Rubin schickte seine Musik und Cori antwortete mit visuellen Ideen, sie teilten ihre Eindrücke, gaben Feedback und das Eintauchen in die Kunst des anderen eröffnete neue Perspektiven auf ihre eigene Arbeit. Bislang sind aus dieser Zusammenarbeit drei audiovisuelle Kompositionen entstanden: Sangue, Indian Summer und Mikados. Bei der Premiere dieser Stücke im Rahmen der Großen Konzertnacht der Ars Electronica werden die beiden übrigens in Person auch zum ersten Mal gemeinsam auftreten.
Während Rubins Musik ganz für sich alleine wirken kann, ist es die Besonderheit von Cori‘s Echtzeit-Visualisierungen, dass sie als Begleitung zu Musik gedacht sind. Sie werden aus den Klangsignalen erzeugt, verändert und gesteuert, mit Hilfe digitaler Signalanalyse, die aus dem live Sound die Parameter zur Kontrolle der Grafiksoftware extrahiert.
Darin sind sich die Arbeitsweisen der beiden Künstler wiederum sehr ähnlich, denn auch Rubin verwendet keine vorproduzierten Aufnahmen oder Sequenzen, sondern performed live mit seinem elektronischen Equipment während er virtuos seine akustischen oder elektronischen Celli spielt.
Der an der Juilliard School ausgebildete Komponist Rubin Kodheli ist ein renommierter, genreübergreifender kreativer Rebell. Rubin fertigt entrückte Klangcollagen an, die die Seele und die Sinne berühren. Seine Kompositionen wimmeln von kontemplativen Einladungen und Nuancen, die zum wiederholten Anhören einladen und jedes Mal die Möglichkeit bieten, etwas zu hören, das zuvor unbemerkt geblieben ist.
Sein inspirierendes kompositorisches Gesamtwerk ist bewusst aus einer Mischung von Rock-, Jazz- und klassischen Einflüssen gesponnen, ein stilistisches Markenzeichen, das Kodheli eine vielfältige Karriere beschert hat. Von seinen Kompositionen, die in Spielfilmen wie Precious (2009) zu hören sind, über seine originellen symphonischen Rockkompositionen bis hin zu seiner Zusammenarbeit mit genreprägenden Künstlern – darunter Laurie Anderson, Philip Glass, Henry Threadgill, Christian McBride, Dennis Russell Davies, Meredith Monk, Joan Jett, Tom Harrell und Snoop Dogg – schafft Kodheli eine intime, meisterhafte Neuinterpretation der Ausdrucksmöglichkeiten seines Instruments.