How artists started to explore the social dimension of the electronic space.
Lange schon bevor das Internet in Form des WWW eine breite Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen begann und bevor unter dem Begriff „Net Art“ eine junge Generation von KünstlerInnen begann, sich mit den Strukturen, Eigenheiten und künftigen Möglichkeiten dieses neuen Mediums kritisch zu beschäftigen, fanden ab den späten 1970ern vermehrt Telekommunikations-Kunstprojekte statt, die sich mit der globalen Vernetzung auseinandersetzten. Die Ars Electronica war von Anfang an ein Schauplatz für diese zukunftsweisende künstlerische Arbeit.
Eines der mittlerweile legendären frühen Projekte fand 1982 im Rahmen der Ars Electronica statt: „Die Welt in 24 Stunden“ wurde vom kanadisch/österreichischen Künstler Robert Adrian organisiert, wobei eine Vielzahl internationaler PartnerInnen mitwirkten. Einen ganzen Tag lang wurden aus dem ORF-Landesstudio Oberösterreich, zu jeder Stunde, über alle jeweils zur Verfügung stehenden Möglichkeiten, telekommunikative Online-Situationen mit jeweils einem anderen Ort auf der Welt hergestellt. Das Ziel war nicht, dabei Kunstwerke zu schaffen oder performative Situationen zu erzeugen, sondern verbunden zu sein, also den elektronischen Raum als Ort der Begegnung und des Austausches zu etablieren. Es wurde genau das erprobt, was wir mittlerweile als „Social Media“ zu unserem Lebensalltag gemacht haben.
Anhand von dokumentarischen Material aus den Archiven der Ars Electronica, des Ö1-Kunstradio und „Outerspace“ von Doug Jarvis versucht die Ausstellung, die Besonderheiten dieser frühen Projekte nachzuzeichnen.
Ein weiterer Bereich der Retrospektive widmet sich den visionären Medienprojekten aus den 1980ern von Van-Gogh-TV, dem Linzer Stadtwerkstatt-TV, Radio Subcom, und den vielen Projekten, die in Kooperation mit dem Ö1-Kunstradio in den 1990ern entstanden sind.
Der physische Telepräsenz ist ein eigener Teil der Ausstellung gewidmet. Sie wurde sehr schnell zu einem interessanten Gebiet künstlerischer Exploration, galt es doch, die Virtualität des digitalen Raums mit unserer körperlichen Realität zu verbinden, das Human-Computer-Interface über die Distanz der telematischen Verbindung hinaus zu erweitern und direkt von einem Ort in den anderen hinein aktiv werden zu können. Dokumentarische Materialien vom „Telegarden“ (1996), von „Bump“, der telekinetischen Holzbrücke zwischen Linz und Budapest von 1999, oder der Projekte die Hiroshi Ishii ab 1997 beim Festival präsentiert hat, belegen die Faszination dieser Zusammenarbeit von Kunst und Technologie.
Den Anfängen der „Net-Art“ und beispielhaften Projekten und ProtagonistInnen wie Etoy, Radio TNC, Ricardo Dominguez‘ Digital Zapatismo sowie den vielen PreisträgerInnen der relevanten Prix Kategorien für Net-Art und später für Digital Communities wird ebenfalls ein Ausstellungsbereich gewidmet.Was all diese Projekte aus heutiger Sicht so beispielhaft macht, ist, dass KünstlerInnen hier die neue technische Realität (noch) nicht als Werkzeug betrachteten, mit dem sie ihre Kunst(werke) produzieren konnten, sondern erkannten, dass die eigentliche Wirkungskraft der digitalen Vernetzung darin liegt, dass sie einen sozialen Raum entstehen läßt. Sie sahen es als ihre Aufgabe, die kulturellen und gesellschaftlichen Auswirkungen dieser Entwicklung zu untersuchen.
Stellvertretend für die Gesellschaft beanspruchten KünstlerInnen in diesen Projekten ihren Platz, ihre Teilhabe in und an dem im Entstehen begriffenen elektronischen Raum, der leider damals wie heute vor allem ein monopolisierter, kommerzieller Raum ist.
Das wir heute noch immer – vielleicht sogar stärker noch als vor 40 Jahren – keine tatsächliche Öffentlichkeit in den digitalen Netzen haben, sondern in geradezu feudalistischer Ausprägung den willkürlichen Spielregeln der digitalen Landlords unterworfen sind, auf deren „Latifundien“ wir bloß geduldet sind, ist das wohl folgenschwerste Versagen unseres bisherigen Weges in das digitale Zeitalter.