In den letzten Jahren haben sich Kunsträume und Clubs aufeinander zubewegt, wobei jeder vom Prestige, der Glaubwürdigkeit und dem Publikum des anderen profitieren will. Es scheint, als ob Clubs als Kulturräume besser auf den aktuellen Diskurs in und um die Kunst reagieren können als White Cubes. In ihrem Kampf ums Überleben sind Kunsträume der Inbegriff kapitalistischer Konformität. Der White Cube ist in der Lage, selbst die heftigste Kritik zu verdauen, indem er sie zeitlich und räumlich separiert. In solch kleinen Häppchen ist sie für die BetrachterInnen leichter verdaulich und vergiftet nicht das produktive, arbeitende Gehirn. Das ist vernünftig. Es ermöglicht eine nüchterne Betrachtung und Reflexion und erlaubt es den BetrachterInnen, in ihrer Position als körperlose ZuschauerInnen zu bleiben, äußerlich, wie eine Überwachungskamera, oder wie im Computerspiel Counter Strike, wenn man erschossen wurdes und als “Geist” darauf wartet, dass ein neues Spiel beginnt.
Der Club ist die Antithese dazu. BesucherInnen können dort zwar den Verlust ihres Egos erleben, aber niemals ihres Körpers. Er verwehrt seinen BesucherInnen jeden Raum für aufmerksame Reflexion. Die bloße Anwesenheit des physischen Körpers macht sie zu TeilnehmerInnen.
Vielleicht ist es dieses Beharren auf dem Körper, das den Club so attraktiv für die Kunstwelt macht. Clubs kämpfen darum, in Koexistenz mit ihrer Nachbarschaft zu überleben. Die arbeitende Bourgeoisie, die ein Interesse daran hat, sich ihre Arbeitskraft zu bewahren, wiegt mehr als die Masse, die ihre Lebensenergie vergeudet, anstatt diese wieder in den Arbeitsmarkt einzuspeisen. Sie sind empfänglich für (chemisch induzierte) Psychosen; ihr gebrochener Körper (Geist) ist weder bereit noch geeignet für Lohnarbeit. Die Kranken sind die stärkste Form des Widerstandes. Diese Beobachtung fällt mit der Vorstellung zusammen, dass das Ende der Welt wahrscheinlicher erscheint als das Ende des Neoliberalismus. Rave-Hedonismus, als Autoaggression gelesen, ist in Wirklichkeit eine Aggression gegen die verinnerlichte Disziplin.
Projekt Credits:
- PsyCHO TRance // K-Hole is part of a research and production program held by Hangar in collaboration with the NewArtFoundation and the Beep Electronic Art Collection. Special acknowledgments to: Fabolous St. Pauli, Hamburg. Xīnchējiān 新车间, Shanghai
Biografie:
Kenneth Dow (DE) works as an artist, curator and playwright based between Hamburg and Shanghai. He studied fine arts with Rainer Ganahl and Paul Devautour in Stuttgart, Milan and Shanghai. His work was shown internationally in several institutional group shows and theater festivals.