Für 24 Stunden am Tag, 28 Tage lang trägt der Künstler Mark Farid ein Virtual-Reality-Headset und sieht und hört, was eine andere Person 28 Tage lang sieht und hört.
Inspiriert vom Stanford Prison Experiment (1971), Jean Baudrillards Simulacra and Simulation (1981) und Josh Harris‘ Quiet: We Live in Public (1999), Seeing I wird Farid in einem Galerieraum in London festhalten, der dem simulierten Leben des Anderen im Projekts unterliegt. Farid wird lediglich mitgeteilt, dass der Andere in einer Beziehung und mindestens achtzehn Jahre alt ist, da er sonst keine Vorkenntnisse oder Beziehung zu diesem hat.
Während der 28 Tage des Projekts wird Farid keine menschliche Interaktion in Bezug auf sein eigenes Leben erleben, so dass seine indirekte Beziehung zum Anderen zu seinem führenden Narrativ wird. Wird der ständige Fluss von künstlichen Bildern und Klängen seinen eigenen internen Monolog irgendwann verdrängen?
Bei der Adaption der Frage nach Natur vs. Erziehung an das digitale Zeitalter wird Seeing I untersuchen, zu welchem Teil ein Individuum ein inhärentes Selbst ist und wie viel von der Umweltkultur abhängt. Wie viele Tage wird es dauern, bis sich Farids Bewegung, Manierismus, Erinnerung oder Argumentation verändern? Ohne frei bestimmen zu können, wer er ist – wird Farids Bewusstsein ausreichen, um bedeutende Veränderungen zu verhindern?
Bei der Ars Electronica 2019 im Atelierhaus Salzamt werden wir unseren letzten Probelauf für die 28-tägige Performance im Jahr 2020 durchführen. In dieser Residency wird Farid sieben Tage lang ein VR-Headset tragen und jeden Tag das Leben einer anderen Person erleben. Die Woche endet am 8. September mit einem öffentlichen Gespräch zwischen Farid und der klinischen Psychologin des Projekts, Dr. Tamara Russell.
Projekt Credits:
- Seeing I is commissioned by arebyte Gallery, London, in partnership with the Sundance Institute, the Mindfulness Centre of Excellence, and Imagine Science Film Festival.
- Photos: Sophie le Roux, and Seeing I
- Artist, Producer and Subject: Mark Farid
- Funder and Co-Producer: Nimrod Vardi
- Development of the custom-built recorder: Tadej Vindis (System Design and Project Management)
- System Design and Software Development: Frank Davies
- Product Design: Drew Richards
- Clinical Psychologist: Dr. Tamara Russell
- Ethics, Ergonomics and Biometrics Research: Carl H Smith
- Biometric Research: Mark Ransley
- Documentary Maker: Petri Luukkainen
Biografie:
Mark Farid (UK) is a conceptual artist who examines the formation of our projected self, and how our constructed identity is shaped by societal expectations. Farid graduated from Kingston University, London, with a First Class (Hons) degree in Fine Art in 2014, and has since given talks and participated in group and solo exhibitions in England, France, Germany, Denmark, Finland, Slovenia, UAE, and Japan. Farid gave a TEDx talk in 2017 about his first two projects, Data Shadow (2015), and Poisonous Antidote (2016), and took part in the Sundance New Frontier program in 2016 for an ongoing project, Seeing I (2020). Farid has appeared on Sky News, Fox News, BBC Radio 4, the Guardian, the Independent, the New Statesman, and has written about his work for the Telegraph.