cyberarts

APPARATUM
panGenerator (PL)
Digitales Interface trifft auf analogen Sound. APPARATUM ist eine Hommage an das Experimentalstudio des Polnischen Rundfunks (PRES) – einem der ersten Studios der Welt, das elektroakustische Musik produzierte. Konkret bezieht sich die Installation auf die Komposition „Symphonie – Elektronische Musik“ von Bogusław Schaeffer, die hier optisch und musikalisch zitiert wird. Bei APPARATUM werden analoge Klangerzeuger aber über eine grafische Partitur mit digitaler Schnittstelle gesteuert. HINWEIS: Sie können hier eine eigene Komposition erstellen und anhören, Ihre Partitur ausdrucken und diese im Online-Archiv von APPARATUM abrufen.

Emergence
Universal Everything (GB)
Emergence spielt in einer offenen Spieleumgebung, in der man Teil einer „Crowd Performance“ wird. Die Virtual-Reality-Installation thematisiert das menschliche Bedürfnis, Teil einer Gruppe zu sein, aber gleichzeitig die eigene Identität zu bewahren. Der Spieler/die Spielerin bewegt sich hier als Einzelne/r in und mit einer Menschenmasse. In Echtzeit wird die Choreografie der Menge durch auftauchende Lichtsäulen beeinflusst und verändert. Bei dieser Installation experimentieren Universal Everything mit softwarebasierter Improvisation und benutzerdefinierten Simulationen von Menschenmassen.

VFRAME: Visual Forensics and Metadata Extraction
Adam Harvey (US), Josh Labouve (US)
In Krisengebieten weltweit kommt es immer wieder zu gravierenden Menschenrechtsverletzungen durch den Einsatz illegaler Waffen. VFRAME zeigt, wie Überwachungstechnologien dazu eingesetzt werden können, diese zu dokumentieren – beispielsweise im Syrien-Konflikt. Dazu wurde eine visuelle Suchmaschine darauf trainiert, Videodatensätze aus Kampfgebieten nach dem Vorkommen bestimmter Waffen zu analysieren. Damit das neuronale Netzwerk der Suchmaschine diese auch in Aufnahmen mit geringer Auflösung erkennen kann, wurden zuvor 3D-Modelle davon angefertigt und diese Daten in die Objekterkennungssoftware eingespeist.

Fossil Futures
Nora Al-Badri (DE), Jan Nikolai Nelles (DE)
„Oskar“ nennen die BerlinerInnen liebevoll „ihren“ Dino, das weltweit größte Saurierskelett, das im Berliner Naturkundemuseum beheimatet ist. Woher dieses ursprünglich stammt und wie es hier gelandet ist, versuchten Nora Al-Badri und Jan Nikolai Nelles herauszufinden. Von offizieller Seite bekamen sie wenig Auskunft, doch mit Hilfe geleakter Daten, Künstlicher Intelligenz und 3D-Scans ließ sich die Geschichte des Fossils rekonstruieren. Seine Spuren führten bis in den Süden Tansanias. Während der deutschen Kolonialherrschaft wurden dort tonnenweise versteinerte Knochen gefunden und nach Deutschland gebracht. Mittels modernster Technik – unter anderem auch einem Virtual-Reality-Museum – stellt Fossil Future nun die Frage nach geraubter Identität, kulturellem Erbe und öffentlichem Besitz.

Voices from AI in Experimental Improvisation
Tomomi Adachi (JP), Andreas Dzialocha (DE), Marcello Lussana (IT)
Dank maschinellem Lernen können Computer Muster in unterschiedlichsten Tondokumenten erkennen. Aber können sie auch lernen, musikalisch zu improvisieren? Die Software „Tomomibot“ versucht es und interagiert mit Hilfe von Deep-Learning-Techniken in Echtzeit mit dem Klangkünstler Tomomi Adachi. Die Künstliche Intelligenz (KI) „lernt“ anhand der Stimmaufnahmen des Improvisationskünstlers dessen individuellen Stil und konfrontiert ihn unmittelbar mit dem daraus generierten Material. Die gemeinsame Performance der beiden zeigt, wie interaktive Technologie und KI einen Gesang(sstil) beeinflussen können. In diesem Dialog wird aber auch deutlich, dass der Künstler stets kreativer und unberechenbarer ist als sein maschinelles Gegenüber.

Smart.ing Bodies
Evelina Rajca (PL)
Sandkörner, genauer gesagt hochreine Siliziumdioxidpartikel, sind der wesentliche Rohstoff, aus dem Beton, Glas, Glasfaserkabel, Computerchips und andere Hightech-Hardware hergestellt werden. Die beiden Glasinstrumente, die bei Smart.ing Bodies zum Einsatz kommen, bestehen aus Quarzsand, den Evelina Rajca an im Verschwinden begriffenen Stränden und Bergen gesammelt hat. Zusammen mit Sensoren, Motoren und einer algorithmischen Komposition werden sie Teil einer multisensorischen Klanginstallation. Die Komposition basiert teilweise auf einer Künstlichen Intelligenz (KI), die so „smart“ ist, nur gewisse Frequenzen zu produzieren. Sie hilft, „Resonanzkatastrophen“ (die Zerstörung des Glases oder des Motors) und Rückkoppelungen zu vermeiden. Zu hören ist der reine und doch komplexe Klang des Sandes, der sich ständig verändert.

Wiki-Piano.Net
Alexander Schubert (DE)
Wiki-Piano.Net ist eine Komposition für Klavier, die von Internet-NutzerInnen mitgestaltet werden kann. Auf der Bühne wird all das zur Aufführung gebracht, was die Community auf der Website zur Verfügung gestellt hat. Dabei kann es sich nicht nur um Noten, sondern auch um Texte, Bilder oder andere Inhalte handeln. Zur musikalischen Umsetzung dieser Partitur stehen dem ausführenden Pianisten Klavier, Keyboard und die eigene Stimme zur Verfügung. Im klassischen Sinn einstudieren und üben kann man diese Komposition nicht, aber hier steht auch nicht das Meisterwerk im Vordergrund. Es geht vielmehr um eine kontinuierliche Beobachtung und spielerische Erforschung von Community-Verhalten und Internet-Nutzung.

Strings
Ruini Shi (CN)
Strings ist eine poetische Animation im Stil früher Computerspiele. In Setting eines veralteten Online-Spiels ist der Hauptcharakter auf der Suche nach seiner verlorenen Liebe. Der Film bildet die virtualisierten Räume beziehungsweise Welten eines Spiels ab. Er erzählt eine Geschichte über mediale Intimität und regt dazu an, anders über digital geknüpfte Beziehungen nachzudenken.

TORSO #1
Peter Kutin (AT)
TORSO #1 ist eine Klangskulptur, die optisch an einen Klapotetz erinnert. Diese windmühlenartige Holzkonstruktion erzeugt mechanisch Sound und Vibration und dient als Vogelscheuche in Weinfeldern. Hier dreht sich ein elektroakustisches System aus vier 100 Volt-Lautsprechern in unterschiedlichen Geschwindigkeiten, erzeugt dabei Rückkopplungsmuster, moduliert Schallsignale und den Raumklang an sich. Die gezielte Be- und Entschleunigung des rotierenden, vierstimmigen Systems dient als zentrales kompositorisches Mittel für das 35-minütige Stück – die Skulptur wird zu einem abstrakten, audiovisuellen Instrument. Warnung: Durch die stroboskopartigen, visuellen Reize können körperliche Beschwerden (Schwindel, Übelkeit o.ä.) auftreten oder bei entsprechender Neigung auch epileptische Anfälle ausgelöst werden.