documentation

Machine for Living
Sabrina Ratté (CA)
Machine for Living ist ein Projekt, das im Rahmen einer neunmonatigen Residency im Château Ephémère (Carrière-sous-Poissy, Frankreich) entwickelt wurde. Die Videoserie untersucht die Architektur der neuen Städte (villes nouvelles) mit ihren brutalistischen Wohngebäuden in der Umgebung von Paris. Städte wie Noisy-le-Grand, Montigny-le-Bretonneux, Créteil, Grigny, Cergy-Pontoise, Nanterre und Ivry-sur-Seine standen im Mittelpunkt dieser Forschung.

Calle 22
Julius von Bismarck (DE)
Calle 22 ist Julius von Bismarcks Dokumentation über die gleichnamige Straße in Bogotá, Kolumbien. Mit einer Hochgeschwindigkeitskamera und einem Scheinwerfer schießt er bei einer nächtlichen Autofahrt mit hoher Geschwindigkeit entlang der Südseite der Calle 22 über 2500 Bilder pro Sekunde und fängt so das vielfältige Leben auf der Straße mit einem kraftvollen Licht ein. Auf dem Weg von den wohlhabenden Stadtteilen zu den Armenvierteln präsentiert er die Stadtentwicklung auf kleinstem Raum und spiegelt den politischen Prozess einer Stadt am Beispiel einer Straße wider.

Topography of the Information Warfare
Vladan Joler (RS)
Regierungen, politische Akteure und Akteurinnen sowie Unternehmen experimentieren heute mit ausgefeilteren Methoden (die schwieriger zu erkennen und zu dokumentieren sind), um Kontrolle über das Internet und Störungen im Informationsfluss auszuüben. Ziel dieser Analyse war es, einige der Formen und Interventionsmethoden zu erforschen (und zu visualisieren), mit denen verschiedene politische EinflussnehmerInnen oder Machtstrukturen unterschiedliche Online-Sphären kontrolliert und eingenommen haben. Dabei konzentrierten wir uns vor allem auf versteckte, indirekte Handlungen, Interventionen unbekannter Akteure und Akteurinnen, Unternehmen ohne sichtbare Verbindungen zu RegierungsvertreterInnen, politische Trollarmeen und Troll-Lords sowie den Einsatz von künstlicher Intelligenz. Diese Karte basiert auf einem 5-jährigen Internet-Monitoring-Prozess und über 400 verschiedenen Fällen von Übertretungen, die von der Share Foundation dokumentiert und analysiert wurden. Obwohl verschiedene in dieser Karte dargestellte Methoden in unserem lokalen Kontext beobachtet werden, glauben wir, dass sie auch weltweit in ähnlichen Formen eingesetzt werden. Diese Karte ist ein Versuch, die meisten dieser Themen zu einer Karte, einer möglichen Erzählung, einer möglichen Lesart dieser Prozesse zu verbinden.

VFRAME: Visual Forensics and Metadata Extraction
Adam Harvey (US), Josh Labouve (US)
In Krisengebieten weltweit kommt es immer wieder zu gravierenden Menschenrechtsverletzungen durch den Einsatz illegaler Waffen. VFRAME zeigt, wie Überwachungstechnologien dazu eingesetzt werden können, diese zu dokumentieren – beispielsweise im Syrien-Konflikt. Dazu wurde eine visuelle Suchmaschine darauf trainiert, Videodatensätze aus Kampfgebieten nach dem Vorkommen bestimmter Waffen zu analysieren. Damit das neuronale Netzwerk der Suchmaschine diese auch in Aufnahmen mit geringer Auflösung erkennen kann, wurden zuvor 3D-Modelle davon angefertigt und diese Daten in die Objekterkennungssoftware eingespeist.

Voices from AI in Experimental Improvisation
Tomomi Adachi (JP), Andreas Dzialocha (DE), Marcello Lussana (IT)
Dank maschinellem Lernen können Computer Muster in unterschiedlichsten Tondokumenten erkennen. Aber können sie auch lernen, musikalisch zu improvisieren? Die Software „Tomomibot“ versucht es und interagiert mit Hilfe von Deep-Learning-Techniken in Echtzeit mit dem Klangkünstler Tomomi Adachi. Die Künstliche Intelligenz (KI) „lernt“ anhand der Stimmaufnahmen des Improvisationskünstlers dessen individuellen Stil und konfrontiert ihn unmittelbar mit dem daraus generierten Material. Die gemeinsame Performance der beiden zeigt, wie interaktive Technologie und KI einen Gesang(sstil) beeinflussen können. In diesem Dialog wird aber auch deutlich, dass der Künstler stets kreativer und unberechenbarer ist als sein maschinelles Gegenüber.

Polar Force
Speak Percussion, Philip Samartzis (AU), Eugene Ughetti (AU)
Polar Force ist eine phänomenologische Untersuchung des kältesten, windigsten und trockensten Kontinents der Erde: der Antarktis. Die einstündige musikalische Darbietung findet in einem Setting statt, das an eine polare Forschungsstation erinnert. Die Künstler verwenden Tonaufnahmen (Field Recordings) von Wind, Wasser, Eisbergen und Gletschern, setzen aber auch speziell angefertigte Instrumente in ihrem künstlerischen „Vortrag“ ein. Kunst, Wissenschaft und Technik verschmelzen dabei zu einer immersiven Live-Performance – einem musikalisch komplexen Kommentar zu geopolitischen Themen wie der Klimakrise.