Im August besuchte Zachary Lieberman die Queensland University of Technology für den ersten Teil seiner TRANSMIT³ Residency am The Cube. Das Projekt untersucht Skalierungen und Größenverhältnisse durch visuelle und interaktive Medien von The Cube. Somit wird Forschung am QUT in einer neuen Art und Weise kommuniziert und kann einem breiten Publikum erfahrbar gemacht werden.
Zachary Lieberman ist Künstler, Forscher und Hacker, der neue Arten und Formen des Ausdrucks und Spiels untersucht. Er ist Co-Schöpfer von openFrameworks, einem openSource C++ Toolkit für kreatives Programmieren und unterrichtet an der Parsons School of Design, New York.
Im Interview spricht Zachary gemeinsam mit Lubi Thomas, der Kuratorin des The Cube an der Queensland University of Technology, über die nächsten Schritte des Projekts sowie den Herausforderungen der Visualisierung von Skalierung auf einer so enormen virtuellen Fläche. Ein erstes Interview zu Beginn seiner Residency gibt mehr Informationen über Zacherys Inspirationen zu dem Projekt.
Zach Lieberman (Credit: Zach Lieberman)
Warum hast du vor andere kreative Programmiererinnen und Programmierer in Form von „micro-commissions“ einzuladen, um an diesem Projekt mitzuarbeiten?
Zachary Lieberman: Für mich ist es sehr wichtig die Idee von Kunst als kollektives und nicht als individuelles Handeln zu suggerieren, also Kunst als eine Art Labor. Es gibt den Trend lediglich Individuen zu fördern. Das bemerkt man sogar in unterschiedlichen Museen, wo eher nur ein Name aufscheint als fünf Namen.
Lubi Thomas: Das passiert ja auch in den Wissenschaften, wo nur ein einzelner heldenhafter Wissenschaftler aufscheint, während die anderen 25, die maßgeblich dazu beigetragen haben, verloren gehen.
Zachary Lieberman: Ja, genau, es gibt diesen Trend und ich sehe Projekte wie dieses als eine Möglichkeit die Gemeinschaft einzubinden und Leute zu engagieren die etwas zu sagen haben über eine dieser Fragen. Für mich ist das sehr interessant. Ich wurde dabei sehr inspiriert von James George, Jonathan Minard und die Leute die am Clouds Projekt arbeiten, da sie einige Fördermittel für das Projekt für Mini-Aufträge (micro commissions) hergenommen haben. Einen dieser Aufträge habe ich mit Shantell Martin übernommen, um einen Teil des Clouds Projekts zu gestalten. Da waren aber noch weitere Künstler die auch einen kleinen Geldbetrag bekommen haben, um einen kleinen Teil des viel größeren Bilderteppichs zu gestalten. Ich finde ein Projekt wie dieses lädt ja gerade dazu ein. Es ist uns möglich all diese verschiedenen Wissenschaftler und Forschungsfragen zu haben und dann einfach zu sagen: okay, das ist etwas dass Abby oder Lucas wirklich gut können, schicken wir ihnen diese Frage und schauen ob sie eine Antwort dazu haben. Wir verwenden das Budget, das uns zu Verfügung steht, um in einen Dialog mit verschiedenen Leuten zu treten. Für mich ist das sehr spannend.
Lubi Thomas: Und mir gefällt die Art, wie es das Projekt tatsächlich widerspiegelt. In dem Projekt geht es ja um dieses Ding namens The Cube und durch dieses Projekt strecken wir die Fühler in die Forschergemeinschaft der QUT aus, von denen manche vielleicht eine Verbindung mit The Cube haben, andere nicht. Das ist ja eigentlich auch die Art und Weise wie du das Projekt durchführst. Du streckst die Fühler in die Gemeinschaft aus, wobei manche möglicherweise bereits von The Cube gehört haben, andere vielleicht aber auch noch nicht und so schaffst du Verbindungen zu einer viel größeren Zahl von Leuten. Was mir wirklich gefällt, ist, dass die konzeptionelle Idee des Projekts auch durch den eigentlichen Projektablauf zum Ausdruck gebracht wird.
Vielleicht ist dies eine vorzeitige Frage, aber was werden Besucherinnen und Besucher am The Cube erfahren? Hast du schon ein Bild davon?
Zachary Lieberman: Ja, also wie ich mir das zurzeit vorstelle, wird es eine Art Podest geben und darauf ein Drehknopf und eventuell ein kleines Display, das als Mittel für die Interaktion mit der Oberfläche dient. Die Oberfläche ist recht groß und es soll die Möglichkeit geben darauf mittels Touchscreen zu interagieren. Ich bin mir darüber derzeit noch nicht ganz sicher, aber zweifellos brauchen wir eine Art physische Kontrolle, etwas das sehr gestisch ist und klar macht, dass man mit dem System interagiert. Ich versuche mir darüber noch Vorstellungen zu machen, aber ich möchte diese physische Geste in einer Art und Weise zeigen, wie du etwa das Zoom an einer Kamera veränderst oder die Einstellungen eines Teleskops. Ich denke, dass diese Geste deinen Sinn für Skalierung verändert. Sie bewegt dich durch eine Welt verschiedener künstlerischer Positionen. Du kannst dann heran- oder herauszoomen, so wie man es auch von realen Geräten gewohnt ist. Ich möchte diese physische Aktion mit der virtuellen Umgebung verbinden und somit dasselbe Gefühl schaffen, als ob man mit einem optischen Gerät hantiert. Dieses Gefühl möchte ich mit der Visualisierung verknüpfen. Deshalb denke ich über Ebenen und Skalierung nach, um diese Bewegung durch Skalierung darzustellen. Für mich ist das eine spannende Herausforderung und da sind noch viele offene Fragen; interessante visuelle Fragen über Ebenen, über Tiefe und wie man das Navigieren durch das Bildmaterial darstellt. Ich möchte, dass dies sehr reichhaltig wird.
Es geht um das Betrachten von künstlerischen Antworten aber auch um das generelle Gefühl von Skalierung, also dass man einfach zoomen und durchnavigieren kann. Du zoomst runter und du siehst Dinge werden immer kleiner, und dann immer größer und größer. Wir müssen noch herausfinden wie wir dies darstellen und wie wir diese Erfahrung spannend machen können.
Lubi Thomas: Ich find es interessant, dass du versuchst die physische Interaktion durch die visuelle Erfahrung zum Ausdruck zu bringen, was ja auch ein Teil dieser Herausforderung ist. Das ist eine weitere von den vielen unterschiedlichen Ebenen des Konzepts, die das ganze Projekt so reichhaltig machen. Es ist auch eine besondere Herausforderung für diesen Raum da es keine Aufsichtsperson gibt, die dir Anweisungen gibt. Und du möchtest ja nicht dass die Besucherinnen und Besucher zuerst eine Anleitung lesen müssen bevor sie etwas tun können.
QUT Virtual Reef (Credit: Jaron)
Lubi Thomas: Und es soll sich nicht sehr schnell bewegen.
Zachary Lieberman: Darüber bin ich etwas besorgt und wirklich sensibel. Natürlich kann ich jetzt noch nicht darüber berichten – der Inhalt ist noch nicht oben – aber ich möchte Wege finden wie ich Skalierungsänderungen, ohne drastische Zooms und Verschiebungen und ohne zu schneller Bewegung, ausdrücken kann. Man kann recht viel mit dem Fokus machen und es gibt auch noch andere festgelegte Wege, um Skalierungsänderungen auszudrücken. Ich glaub man darf das nicht außer Acht lassen. Ich bin besorgt darüber, dass jemandem übel wird, da The Cube so riesig ist. Es kann einem übel werden, da man – obwohl man sich nicht wirklich bewegt – das Gefühl haben wird sich zu bewegen. Es ist ja keine kleine Leinwand, sondern man steht mitten drin.
Lubi Thomas:
Man erlebt ein völliges visuelles Eintauchen, da man nicht außerhalb des The Cube stehen wird, sondern mitten drinnen. Das wird bestimmt einige Herausforderungen schaffen.
Zachary Lieberman: Jetzt geht es darum die Studentinnen und Studenten zu organisieren und zu koordinieren. Ihr Semester hat gerade gestartet und sie haben einen sehr befristeten Zeitrahmen von etwa zehn Wochen. Ich muss zusehen, dass die Studentinnen und Studenten ihre Arbeit rechtzeitig erledigen. Als nächstes muss ich ein visuelles System entwickeln und mich auf die technische Arbeit konzentrieren, um das visuelle System von The Cube herzustellen. Das sind also meine wesentlichen Aufgaben: den Studierenden helfen ihre Arbeit zu bewerkstelligen, erste Forschungen zu diesen visuellen Systemen zu tätigen und mir Gedanken zu machen wer von der Gemeinschaft oder sogar außerhalb der Gemeinschaft gut für diverse Aufgaben wäre. Diese Aufträge müssen nicht unbedingt an generative Gestalter gehen, die sich auf generatives Design und Informationsvisualisierung spezialisieren, aber ich denke da auch an handwerkliche Fähigkeiten und an andere Arten künstlerischer Antworten, die innerhalb dieses Kreises passen würden.
Ich werde im November zurückkommen und mit den Studentinnen und Studenten das weitere Vorgehen besprechen und den Inhalt testen. Dann sollte das Projekt in einem halbwegs betriebsbereiten Zustand sein, welcher mir ermöglicht alles zu testen und zu adjustieren. Ich werde nicht recht viel Zeit am Display haben, wenn ich wieder hier bin, also muss ich genau planen was konkret zu tun ist. Ich möchte dann schon mit dem gesamten visuellen System vertraut sein und ein paar der Entwürfe parat haben. Das wäre auch so etwas wie eine Dokumentation für andere, die womöglich an dem Projekt arbeiten werden, damit sie sich mit dem Projekt auskennen und es verstehen können.
Workshop mit Zachery Lieberman (Credit: QUT)
Hast du sonst noch irgendwelche abschließenden Gedanken oder Kommentare zu deiner turbulenten Woche?
Zachary Lieberman: Ich fühle mich wirklich geehrt dass ich die Möglichkeit habe ein Projekt zu erschaffen dass diesen Raum erfüllen und von vielen Leuten umgeben sein wird. The Cube wird vor allem für illustrative Zwecke in Zusammenhang mit dem, was an der Universität passiert, verwendet. Es ist recht spannend, dass es auch für Kunst verwendet wird und dazu eingeladen wird, es in dieser Weise zu nutzen. Für mich weist das auf viel Potential und Möglichkeiten hin.