Futurelab Academy für Studierende des Hong Kong Design Institute

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Fotocredits: Martin Hieslmair

Im Rahmen der Ars Electronica Futurelab Academy sind momentan zehn Studentinnen und Studenten des Hong Kong Design Institute zu Gast im Ars Electronica Futurelab. Am Plan steht ein Workshop, der den Studierenden dabei helfen soll, Ideen und Umsetzungsstrategien für die Abschlussprojekte ihres zweijährigen Studiengangs zu entwickeln. Dabei fungieren Mitglieder des Ars Electronica Futurelab als Mentorinnen und Mentoren und unterstützen die Studierenden in Form von Inspiration Talks, Kleingruppen-Mentoring und Creative Sessions. Worum es sich dabei genau handelt und welche Ziele die Futurelab Academy hat, verrät uns der Koordinator der Futurelab Academy und Mitglied des Ars Electronica Futurelab, Peter Holzkorn, im Interview.

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Hallo Peter! Zunächst einmal: Worum geht es bei der Futurelab Academy überhaupt?

Peter Holzkorn: Die Futurelab Academy ist ein Programm, das es jetzt schon seit ein paar Jahren gibt. Dabei geht es im Wesentlichen darum, dass das Ars Electronica Futurelab mit Bildungsorganisationen zusammenarbeitet, also primär mit Universitäten und Fachhochschulen, aber auch mit anderen postsekundären Bildungseinrichtungen oder mit Non-Profitorganisationen und Unternehmen, wenn diese einen Bildungsfokus haben und an einem Weiterbildungsprogramm interessiert sind.

Eine der ersten Futurelab Academies war gemeinsam mit der China Academy of Art. Seit 2013 an ist die Queensland University of Technology einer unserer Hauptpartner, mit dem wir auch das Kernmodell, oder besser gesagt das erfolgreichste Modell, der Futurelab Academy entwickelt haben. Bei diesem Modell entwickeln wir zusammen mit einer Universität einen eigenen Medienkunstkurs. Mitglieder des Ars Electronica Futurelabs agieren während des Semesters als Mentorinnen und Mentoren, die den Studierenden Feedback zu ihren Projekten geben. Ein oder zwei Mal fahren wir dann auch zur Universität, um detaillierte Workshops zu machen, um Face-to-Face direkt Feedback und Vorschläge zu geben oder um Brainstorming zu machen. Wenn es ein technisches Thema inkludiert, bei dem wir Expertise haben, dann geht es natürlich auch um technische Themen, wo wir den Studierenden Hilfestellungen bieten.

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Ziel des Kernmodells der Future Academy – also dieses semesterlangen Kurses – ist es, die Projekte der Studierenden im September beim Ars Electronica Festival auszustellen. Die Studentinnen und Studenten werden eingeladen, zu uns nach Linz zu kommen und ihre Projekte am Festival der Öffentlichkeit zu präsentieren. Das ist für Studierende natürlich extrem spannend, weil normalerweise Projekte am Ende eines Semesters maximal im Unterricht präsentiert werden. Aber bei einem der größten Medienkunstfestivals eine Präsenz zu haben, das fordert sie auf eine ganz andere Weise. Sie müssen gewisse Dinge beachten, die sie in einer internen Präsentation nicht berücksichtigen müssten, wie zum Beispiel die Stabilität des Projekts über eine Woche hinweg, oder die Usability für Außenseiter. So etwas ist während des Festivals natürlich wichtig und ein zusätzlicher Aspekt, der in diesem Modell der Future Academy vermittelt wird.

In einem anderen Modell im Rahmen der Future Academy halten wir Workshops für Hochschulklassen. Hier war zum Beispiel schon öfter eine Klasse von der FH Joanneum aus Graz hier. Dabei zeigen wir den Studierenden das Ars Electronica Futurelab, halten Vorträge und geben ihnen einen komprimierten Einblick darüber, was wir im Futurelab machen, damit sie einen Eindruck bekommen, wie interdisziplinäres Arbeiten aussehen kann.

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Gebt ihr nur theoretischen Input oder arbeitet ihr auch praktisch mit Studierenden?

Peter Holzkorn: Im Workshop Modell arbeiten wir eigentlich nicht praktisch, weil die Zeit meistens zu kurz ist. Die Studierenden sind meistens nur zwei Tage bei uns im Futurelab. Hier geben wir wirklich nur einen Überblick über unsere Projekte und was die Herausforderungen dabei sind. Es ist aber natürlich nicht ausgeschlossen. Je nachdem, wie die Zeit es zulässt.

Bei dem semesterlangen Modell sind praktische Arbeiten schon relevant und ein Teil unseres Angebots. Letztes Jahr zum Beispiel haben wir mit der Queensland University of Technology auch technische Workshops gemacht. Dabei ging es um die LinzerSchnitte, also um eine Technologie, die wir im Futurelab entwickelt haben.

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So ein mehrtägiger Workshop findet momentan auch für Studierende des Hong Kong Design Institute statt. Woher kam die Idee zu diesem Workshop?

Peter Holzkorn: Die Verbindung zum Hong Kong Design Institute ist über Gerfried Stocker, dem künstlerischen Leiter der Ars Electronica, entstanden. Er hat in Hong Kong einen Vortrag gehalten und kannte dadurch auch einige Leute vom Hong Kong Design Institute. Beim Ars Electronica Festival letztes Jahr haben wir uns dann gemeinsam mit Gerfried und Repräsentanten des Hong Kong Design Institute im Hinblick auf eine Future Academy unterhalten und überlegt, was wir machen könnten.

Eine Ausbildung im Hong Kong Design Institute dauert zwei Jahre und grundsätzlich sind die Studienrichtungen sehr breit gefächert, also von Grafikdesign über Architecutal Design und Landscape Design bis hin zu Exhibition Design. Die Studierenden müssen am Ende dieser zweijährigen Ausbildung ein Abschlussprojekt machen, für das sie ein ganzes Semester Zeit haben. Am Hong Kong Design Institute haben sie auch so eine Art Stipendium, das den kulturellen Austausch von Studierenden ermöglicht. Dafür werden nur sehr gute Studentinnen und Studenten, die bereits in der Vergangenheit interessante Projekte gemacht haben, ausgewählt und eingeladen an diesem Programm teilzunehmen und da haben sie uns als potentiellen Partner kontaktiert, damit die Studierenden zu uns ins Ars Electronica Futurelab kommen, weil sie das Ars Electronica Festival und unsere sonstigen Arbeiten im Futurelab sehr spannend gefunden haben.

In diesem Workshop geht es also jetzt darum, die Studierenden bei ihren Abschlussarbeiten zu unterstützen. Wir helfen ihnen bei der Ideenfindung und bei der Erstellung eines Umsetzungsplans, damit sie ein kohärentes Konzept für ihre Projekte entwickeln können.

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Im Rahmen der Workshops sind Inspiration Talks, Kleingruppen-Mentorings und sogenannte Fresh-Eye Sessions geplant. Was wird hier genau gemacht?

Peter Holzkorn: Die Studierenden sind grundsätzlich von Donnerstag, 15. Jänner bis Freitag 23. Jänner bei uns, wobei sie am Wochenende und am Mittwoch Sightseeing machen und diverse Museen besuchen und sozusagen die Umgebung absorbieren. Zum Workshop selbst: Es gibt von unserer Seite vom Futurelab, neben mir als Koordinator, noch fünf Mentorinnen und Mentoren, die mit den Studierenden zusammenarbeiten werden.

Am ersten Tag geht es primär darum, dass man sich einfach gegenseitig vorstellt, dass sie sich das Ars Electronica Center und das Ars Electronica Futurelab ansehen und dass sie dann ihre Projektideen jeweils ganz kurz präsentieren, damit wir einmal einen ersten Eindruck davon bekommen, was sich die Studierenden ungefähr vorstellen.

Die anderen Workshop-Tage sind dann immer so strukturiert, dass es einen Inspiration Talk gibt, bei dem die Mentorinnen und Mentoren jeweils ihr Forschungsthema präsentieren und darauf eingehen, was sie genau machen und welche Herausforderungen und Spannungsfelder es dabei gibt, damit die Studierenden einen Überblick bekommen, wie sich die verschiedenen Arbeitsfelder gestalten.

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Dann gibt es jeden Tag einen Mentoring-Block am Vormittag und einen am Nachmittag. Also insgesamt drei Stunden Mentoring pro Tag. Dabei werden immer zwei Studierende einer Mentorin oder einem Mentor zugeteilt, die oder der die Studierenden ein bisschen führen soll und mit ihnen ein bisschen die Richtung der Projekte ausarbeiten soll. Nach den Mentoring Sessions gibt es dann immer ein wenig freie Arbeitszeit, wo die Studierenden im Futurelab arbeiten und ihre Ideen ausarbeiten, sich untereinander besprechen, ein paar Nachforschungen machen und das verdauen und verarbeiten können, was in den Mentoring Sessions gemacht wurde.

Das sind sozusagen die Kernpunkte. Am Abend gibt es dann immer eine kurze Tageszusammenfassung. Wie erwähnt, funktioniert dieses Mentoring-System so, dass jeweils zwei Studierenden, vorzugsweise aus der gleichen Studienrichtung, eine Mentorin oder einen Mentor haben. Es gibt dann aber noch zwei sogenannte Fresh-Eye Sessions, bei denen die Mentorinnen und Mentoren gemischt werden. Das heißt, die Studierenden bekommen statt des gewohnten Mentors oder der gewohnten Mentorin eine andere Mentorin oder einen anderen Mentor, der oder die die Studierenden auf neue Ideen bringen oder etwas Neues zu den bisherigen Ideen beitragen könnte.

Am letzten Tag werden die Studierenden dann ihre Projektvorschläge oder ihre Ideen präsentieren und jede Mentorin und jeder Mentor wird noch einmal Feedback dazu geben. Damit wäre dann hoffentlich ein Grundstein für die Abschlussarbeiten der Studierenden gelegt.

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holzkorn_portrait

Peter Holzkorn ist Forscher/ Künstler am Ars Electronica Futurelab und arbeitet medienübergreifend, um inspirierende und spielerische Anwendungen und Installationen zu erstellen. Nach dem Studium der Informatik und der interaktiven Kunst in Wien und New York begann er im Jahr 2011 am Futurelab, wo er sich auf die Konzeption und Umsetzung von Softwaresystemen für Sound und Grafik, mit oftmals datengesteuerten, generativen Inhalt, fokussiert . Die Projekte und Forschungskooperationen an denen er bereits mitwirkte, waren groß angelegte Medienkunstinstallationen (ZeitRaum), UAV Schwarm Kontrollsysteme (Spaxels) und experimentelle Audio Spiele (Audioversum). Des Weiteren koordiniert er die Futurelab Academy, ein Modell für den Wissenstransfer mit Universitäten und Organisationen in verwandten Bereichen.