Roboter – Mensch und Maschine?

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Im Zuge der Pressekonferenz zur Ausstellungseröffnung von „Roboter – Mensch und Maschine?“ haben wir den Kurator Bodo-Michael Baumunk, den Leiter der Research and Development-Abteilung des Ars Electronica Futurelab Christopher Lindinger, die Direktorin des Technischen Museum Wien, Dr. Gabriele Zuna-Kratky und die Projektleiterin Mag. Helene Wagner darum gebeten, zu erzählen, wie es zur Ausstellung gekommen ist und wie sie persönlich das Thema Robotik sehen.

Kurator Bodo-Michael Baumunk, www.bodo-baumunk.net

Bodo-Michael Baumunk, Kurator

Wie kam es zur Idee der Ausstellung?

Es gab ja schon einige Roboterausstellungen, zum Beispiel gab es im Museum für Kommunikation in Berlin eine Zusammenarbeit mit dem Frauenhoferinstitut für Produktionstechnik und Automatisierung. Für den Eingangsbereich des Museums wurden Roboter entwickelt, die vom Aussehen her so getrimmt wurden, wie sie in den 50er-Jahren ausgesehen haben, eine Art Verschiebung der Zeitperspektive, die auch hier in der Ausstellung sehr stark zu sehen ist. Die Roboter fahren dort herum und erzählen den Besuchern etwas. In diesem Zusammenhang ist die Kooperation (mit Wien) entstanden und auch die Idee, eine Ausstellung zum Thema zu machen.

Roboter im Alltag, wie sieht die Zukunft aus, in 5, 10, 15 Jahren?

Die Leute, die selbst mit Robotik zu tun haben, sagen niemals in 5 oder in 10 Jahren. Das ist eine ganz merkwürdige Geschichte, dass da wirklich ein anderes Periodisierungsdenken herrscht, da wird immer von 15 Jahren gesprochen. Da sagt einer schon mal: „In 15 Jahren wird es dieses und jenes geben.“ Warum 15 Jahre? 10 Jahre sind gefährlich nah, da erinnert sich noch jeder an die Prognose, 20 Jahre sind wiederum so weit, dass sich auch niemand mehr an die richtige oder falsche Prognose erinnert, ist ja schon fast eine Generation, da sind 15 Jahre genau dazwischen.

Ich würde mal sagen, in 5 Jahren gibt es keine Serviceroboter, die gibt es ganz einfach deswegen nicht, weil die Arbeitszeit eines Menschen billiger ist, weil in 5 Jahren der Migrant aus Fernost wahrscheinlich immer noch weniger kostet, als eine Maschine um eine halbe Million plus Wartungs- und Folgekosten. Das ist schlicht und einfach eine ökonomische Frage, ob es diese Roboter geben wird oder nicht.

Ich könnte mir vorstellen, dass wenn sich die Demographie dramatisch verändert, in 15 Jahren der persönliche Serviceroboter im Haushalt Einzug hält und falls ich falsch liege, hoffe, dass Sie sich daran nicht mehr erinnern können.

Würden Sie sich einen Serviceroboter zulegen?

Ja, aus Interesse an Spielerischem könnte ich mir vorstellen, so etwas zu kaufen. Also, ich hoffe, dass ich in 15 Jahren selber noch im Stande bin, den Kühlschrank zu öffnen und keine Maschine dafür benötige.

Roboter heute, wo stehen wir?

Das wirft natürlich die interessante Frage auf, was ein Roboter ist? Wenn Sie nämlich eine weitgespannte Definition von Robotern zulassen, dann sind wir natürlich umgeben von Robotern, von intelligenten Waschmaschinen, von intelligenten Kühlschränken, das sind im Grunde genommen auch robotische Systeme, also in dem Sinne, als dass sie auf die Umwelt reagieren und Wahlmöglichkeiten haben. Insofern leben wir längst in einem robotischen Zeitalter. Wenn man sich die Literatur über Robotik der 50er – Jahre anschauen, da gab es nicht viel. Es gab den Thermostat, den Heizungsregler, oder die alte Fernmeldetechnologie, das wurde auch schon damals in der als kybernetisch bezeichneten Literatur Robotik genannt. Letztlich müssen wir bei Robotik immer die sprachliche Ebene bedenken.

Gibt es heute im Alltag Dinge, ohne denen Sie nicht mehr könnten?

Auch wenn ich eine Krawatte trage, habe ich einen Computer, und ein Smartphone und solche Sachen. Aber wenn man jetzt tatsächlich die verengte Definition nimmt, eine Maschine, die meinen Alltag strukturiert, indem sie lauter Dinge und zwar mobil ausführt in einem Raum, in dem ich mich an sich noch ganz gern selbst bewege, das wäre für mich im Augenblick noch verzichtbar. Mein Lieblingsroboter ist der Spielzeugroboter aus den 50ern aus Blech, der immer noch funktioniert, den man einfach mit einem Schlüssel aufzieht und der auch auf einen der Filme zurückgeht, einer von denen, der sehr auf den Geist des kalten Krieges zurückgeht. Diese Roboterfilme, diese Science-Fiction-Filme sind ja immer ganz zeitgebunden.

In den 20er, 30er – Jahren waren es die Erwartungen an den Maschinenmenschen, der vom Fluch der Arbeit befreit, auch unabhängig von den ideologischen Systemen, es gab einen sehr NS-inspirierten Roboterfilm, einen stalinistischen Roboterfilm („Der Tod der Gefühle“). Dann kommen die 50er – Jahre, „Alarm im Weltraum“, die tödliche Bedrohung einerseits, andererseits kommt dann der Roboter aus dem Weltall, der den Frieden stiftet zwischen den Menschen.

Roboter sind immer Spiegelbilder oder Karikaturen oder utopische Gegenentwürfe zum Menschen, aber sie sind immer vom Menschen aus gedacht. Die wirklich ultimative Sciencefiction-Aussage ist ja, dass es dann ganz ohne Menschen geht, die Roboter generieren sich selbst und machen den Menschen zu Wetware, aber darüber mag man ja nicht wirklich nachdenken.

Dipl. Ing. Christopher Lindinger, Leiter Research and Innovation Ars Electronica Futurelab, ars.electronica.art/futurelab

Christopher Lindinger, Ars Electronica Futurelab

Wie ist es zur Zusammenarbeit zwischen dem Technischen Museum Wien und der Ars Electronica gekommen?

Die Zusammenarbeit gibt es seit 2007 mit losen Kontakten, 2009 haben wir im Rahmen meiner Tätigkeit in der inhaltlichen Leitung des Neubaus begonnen, dass wir uns über die Prozesse in so einem Haus ausgetauscht haben, wie sieht es mit der Betreuung aus, mit der Vermittlung, Methoden, preisliche Modelle.

Wenn neue Ausstellungen im Raum standen hat man immer nachgedacht, wie ein Beitrag der Ars Electronica ausschauen könnte. Im Rahmen der „Macht Musik“ – Ausstellung, wo es die erste große Kooperation gegeben hat und wir eine Installation beigesteuert haben, einen interaktiven Tisch, auf dem man Musik machen hat können, wurde viel diskutiert und da ist die Idee für eine Roboterausstellung aufgekommen. Wir haben mit Recherche unterstützt, gezeigt, welche Stränge es gibt, etc.

Kurator Bodo-Michael Baumunk hat zu dieser Zeit die Ausstellung in Berlin gemacht und es wurde beschlossen, mit ihm eine Kooperation einzugehen, um die Exponate auch nach Wien zu holen. Somit konnte der Fokus des Ars Electronica Futurelab auf interaktive Installationen verlegt werden, auf Workshops, so wurde das RoboLab geboren.

Jetzt ist die Eintrittsschwelle zur Programmierung von Robotern relativ hoch. Man muss sich 4 Stunden hinsetzen und am Ende fährt der Roboter eine Linie entlang. Aus diesem Grund haben wir entschieden, dass wir einzelne Installationen entwickeln, diese einzelnen Installationen sollen die Brücke zum Workshopprogramm bilden. Bei den Installationen kann man einzelne Elemente ausprobieren, die man dann im Workshop vertiefen kann. Es geht darum, die Begeisterung für ein gewisses Thema zu wecken.

Im Rahmen dessen haben wir auch deponiert, dass ein Erfolgsrezept der Ars Electronica, nämlich die Infotrainer, ganz essentiell sind für den Betrieb und es wurde vereinbart, dass mindestens 2 Personen das RoboLab betreuen und Inhalte aktiv vermitteln.

Wo sind wir in 10, 15 Jahren in Bezug auf Roboter und Androiden?

Ich glaube, dass viel mehr um uns herum automatisiert wird und wir das das nicht so sehr wie Roboter wahrnehmen werden, wie wir das jetzt tun. Heute ist es so: Da ist der Mensch, da ist der Roboter, dazwischen ist eine große Kluft. Es gibt sehr viele Dinge, die uns gar nicht mehr auffallen, zum Beispiel eine Brille.

Eine Brille ist auch ein Unterstützungsgerät, eigentlich eine Prothese quasi, ich nehme sie aber nicht als solche wahr, ich glaube aber, dass es sehr viele solcher Dinge geben wird, die wir nicht mehr wahrnehmen, dass die allgemeine Technologisierung immer mehr in den Alltag drängen wird und diese Diskussion um Androide oder humanoide Roboter auch in 10 oder 15 Jahren immer noch geführt wird, welche Rolle sie einnehmen können.

Gibt es Dinge, die im Alltag unverzichtbar geworden sind?

Das ist schwierig. Sowas wie eine Brille ist etwas, das du gar nicht merkst. Du bildest eine Einheit mit diesem Gerät und du fängst ja auch an, mit deinem Mobiltelefon eine Einheit zu bilden. Früher war es das Handy, wenn ich das mal nicht mitgenommen habe, dann wars nicht so tragisch, aber heute bin ich dann von der Außenwelt abgeschnitten. Von daher sind Brille und Handy heute sicher wesentliche Bestandteile, aber man muss immer nachdenken und aufpassen, weil man es schon als eigenen Teil ansieht.

Haben Sie manchmal den Impuls, sich bewusst von diesen Dingen abzukoppeln, zumindest für ein paar Stunden oder Tage?

Zum Schlafen nehme ich die Brille ab und schalte auch das Telefon ab.

Direktorin Dr. Gabriele Zuna-Kratky, www.technischesmuseum.at

Direktorin Dr. Zuna-Kratky

Wann ist die Idee entstanden, eine Ausstellung zum Thema Robotik zu machen?

Also die Idee, zu Robotik und vor allem zu Robotern etwas zu machen, bei Robotern denken wir doch immer an Androiden, an menschenähnliche, die gibt es schon sehr lange, wir beschäftigen uns ja ständig mit dem Verhältnis Mensch und Maschine, was haben die Menschen gebaut, wie kommt es zum Einsatz, wie wird es zum Wohl der Menschen eingesetzt. Letztendlich ist es gelungen, und das auch nur, weil wir so tolle Partner wie das Ars Electronica Center haben, die uns die Möglichkeit geben, ein Tor in die Zukunft zu öffnen. Wir sind ja doch eher für das Historische zuständig und nur mit einem starken Partner, der sich mit Zukunftstechnologien auseinandersetzt, gelingt es uns, dass wir hier im technischen Museum etwas verorten, was eine Brücke schlägt, von Historischem zu ganz Neuem. Wir sind sehr glücklich, dass wir das Robolab hier eingerichtet haben.

Wir freuen uns auch sehr. Ganz persönlicher Ausblick in die Zukunft: Wie wird sich die Situation mit Menschen und Androiden, mit Robotern entwickeln?

Wir haben hier schon sehr, sehr viele Zukunftsfantasien aufbereitet, egal ob das der Verkehr ist, der sich in die Luft verlegen wird und wir werden auf den Straßen nichts mehr haben, ab dem Jahr 2000 haben wir Luftboote, und Sie sehen es in vielen, vielen Filmen, welche Fantasien nicht Realität geworden sind. Das heißt, ich glaube nicht daran, dass der Human Factor, egal ob das jetzt im Pflegebereich oder im Servicebereich ist, dass er verloren gehen wird und dass das Neue die Roboter sein werden. Ich glaube, es wird langsamer gehen, aber das, was wir bis jetzt haben, ist ja schon sehr toll.

Was für Helferlein begleiten Ihren Alltag?

Eigentlich wenige, denn ich denke, es ist ganz gut, Dinge selbst zu machen. Den Staubsaugerroboter, den ich da gerade im Blickfeld habe, überlege ich mir schon, ich habe aber im Zuge der Ausstellungsplanung viele Leute getroffen, die mir erzählt haben von ertrunkenen Poolrobotern, Rasenmäher, die sich in der Hecke verfangen haben, Staubsaugerroboter, die ein Loch in den Teppich gesaugt haben, also ich glaube, dass die Entwicklungsmöglichkeiten noch sehr groß sind.

Mag. Helene Wagner, Projektleitung der Ausstellung, www.technischesmuseum.at

Mag. Helene Wagner, Projektleitung Technisches Museum Wien

Wie kam es zur Idee zur Ausstellung?

Es gibt kaum ein Thema, das mit so vielen Emotionen und für die Gesellschaft relevanten Punkten verbunden ist, das zudem etwas ist, das alle Altersgruppen anspricht. Dieses Thema ist gerade in den letzten Jahren in der Wahrnehmung und in den Medien geradezu explodiert, es hat sich angeboten, weil es die perfekte Mischung aus Geschichte, Technik, neuerster Forschung, Interaktivität ist.

Persönlicher Blick, wie gehts weiter, wie wird unser Alltag in 5, oder in 10, oder 15 Jahren aussehen?

Ich persönlich glaube nicht an den humanoiden Roboter, sondern an eine robotisierte Umgebung, da bin ich überzeugt, dass sich da noch wahnsinnig viel tun wird. Es passiert ja jetzt schon so viel, ich glaube eher an den intelligenten Kühlschrank, als an einen humanoiden Roboter, der mir aus dem Kühlschrank das Cola bringt. Ich hätte unglaublich gerne einen Roboterbutler, ich wäre die Erste, die so etwas kaufen würde, aber ich persönlich kann mir das nicht ganz vorstellen.

Wie sieht der Alltag heute in Bezug auf Robotik aus?

Je nach Wahrnehmung ist es sehr unterschiedlich, auch wenn man beispielsweise Japan oder Deutschland vergleicht, wie man Maschinen und Automaten definiert. Allein mit Smartphones und solchen Dingen ist man viel mehr von solchen Dingen, von solchen robotischen Elementen umgeben, als man allgemein glaubt. Bis es aber soweit ist, dass man sich denkt: „Hey, ich habe zu Hause einen Roboter!“, das wird noch dauern. Ich habe keinen, habe lange wegen eines Staubsaugerroboters überlegt, ob ich mir einen zu Weihnachten wünsche, mal schauen.