Foto: QUT
Zachary Lieberman begann den ersten Teil seiner TRANSMIT³ Residency am The Cube der QUT in Brisbane im August. Während seiner Residency wird er Skalierungen und Größenverhältnisse untersuchen, um damit auch den Einfluss und die kreative Freiheit von Code zu zeigen. Inspirationsquelle und Ausgangspunkt dieses Projekts ist der berühmte Kurzfilm „Powers of Ten“ von Charles und Ray Eames.
Darüber hinaus wird Zachary Lieberman weitere openFramework code Künstler und Künstlerinnen in seine Residency miteinbinden, um eine interaktive Animation zu schaffen, die unterschiedliche Maßstäbe und Größenverhältnisse abbildet. Die verwendeten Maßstäbe und Inhalte werden durch Gespräche mit MitarbeiterInnen und ForscherInnen der QUT und deren Forschungsfelder inspiriert: Wie bewegen sich Zellen? Wie formen sich Berge? Wie bewegen sich Sonnensysteme? Derartige Fragestellungen sind zentral für wissenschaftliche Arbeiten, bilden aber gleichzeitig auch interessante Ausgangspunkte für künstlerische Forschung und Projekte. Zusätzlich werden sich die Coder gemeinsam mit Studierenden in der QUT diesen Themen auf experimentelle Weise nähern.
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In einem Wahlfach im Rahmen des Creative Industries Project Kurses an der QUT wird Zachary Lieberman Studierenden die Möglichkeit geben, mit ihm zu arbeiten und zu lernen. Die teilnehmenden Studierenden kommen aus unterschiedlichen Bereichen der Creative Industries, unterschiedlichen wissenschaftlichen und technischen Studiengängen der QUT.
In diesem ersten Interview zur Residency am The Cube spricht Zachary Lieberman gemeinsam mit Lubi Thomas, der Kuratorin des The Cube an der Queensland University of Technology (kurz QUT), über die Herausforderungen des Projekts und was ihn zu diesem Projekt inspiriert hat.
Lubi, zuerst eine kurze Frage an dich. Was ist besonders an TRANSMIT³, dem gemeinsamen Residency Programm zwischen QUT und Ars Electronica? Was ist deine Perspektive auf das Programm?
Lubi Thomas: TRANSMIT³ ist ein Projekt über Möglichkeiten, Möglichkeiten, die Innovation und Inspiration unserer KünstlerInnen in Residence, teilnehmenden Studierenden, Forschungsgruppen und der Öffentlichkeit eröffnen. In TRANSMIT³ geht es darum, herausragende künstlerische PraktikerInnen zum The Cube zu bringen, die durch ihre Projekte das Potential des The Cube, sowohl der Hardware als auch der Software, erforschen als auch The Cube als einen Ort der öffentlichen Auseinandersetzung, Entdeckung und Inspiration gestalten. Wir hoffen, dass The Cube unseren KünstlerInnen in Residence eine Möglichkeit schafft, um ihr Wissen zu erweitern, und sie gleichzeitig auch die Herausforderungen und das Potential dieser riesigen virtuellen Umgebung bewältigen. Die Ergebnisse der Residencies helfen uns unsere Vision dessen, was mit The Cube möglich ist, zu erweitern.
Es geht vor allem um Entdecken, Teilen von Wissen und kreative Erfindungen um unsere Idee von Erfolg am The Cube wachsen zu lassen.
Zachary, warum hast du dich dazu entschieden am TRANSMIT³ Programm als Künstler in Residence teilzunehmen?
Zachary Lieberman: Zuerst war ich vor allem an der Residency interessiert, da das Programm in Kooperation mit Ars Electronica stattfindet, und ich eine lange Geschichte und Erfahrungen mit Ars Electronica habe, und da die QUT für mich ein sehr spannender Ort ist. Es ist eine Interessante Universität, wo sich einzigartige Forschungsprojekte und interessante Menschen sammeln. Und als ich dann Lubi Thomas, die The Cube kuratiert, und das gesamte The Cube Team kennengelernt habe, wusste ich, dass es ein großartiger Ort ist, an dem ich ein Projekt machen möchte.
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Was hat dich an diesem Projekt inspiriert?
Zachary Lieberman: Was mich an diesem Projekt inspiriert ist die Möglichkeit ein Kunstwerk zu erschaffen, wobei ich die Chance nützen kann, WissenschaftlerInnen und ForscherInnen aus unterschiedlichen Disziplinen zu verbinden, die alle an dieser Universität arbeiten. Deshalb ist dieses Projekt auch als Mechanismus gedacht, der zu Gesprächen zwischen unterschiedlichen Personen an der QUT führt, aber auch Konversationen zwischen den SpezialistInnen an der QUT mit allen möglichen BesucherInnen am The Cube, eigentlich am gesamten Campus, ermöglicht. Für mich ist es wirklich spannend, Menschen zu verbinden.
Lubi Thomas: Ich mag die Art und Weise, wie du The Cube für das Projekt nutzt sehr, indem du The Cube zu einem Medium des Wissenschafts- und Technikgebäudes machst, um Verbindungen und Wege zu schaffen, was hier passiert nach außen und in andere Teile der Universität zu transportieren und über die Forschungstätigkeit hier zu informieren. Damit schaffst du einen Anfang, wo die Verbindung der einzelnen Personen zum The Cube für die einzelnen auch relevant wird. Ich denke, das ist eine extrem starke Idee. Und was faszinierend über Größenverhältnisse ist aus der Sicht von The Cube ist, ist im Grunde auch diese Perspektive auf dein Projekt am The Cube.
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Zachary Lieberman: The Cube ist selbst wirklich, wirklich riesig. Auf den Bildern sieht The Cube ganz groß aus, aber wenn man hier steht, ist The Cube beeindruckend riesig. Es ist eine zwei Stockwerke hohe Projektionsfläche und LCD Display. Für mich ist das eine enorme Oberfläche. Und ich habe mir bei der Projektentwicklung die Frage zu stellen, was es den heißt, eine derartige Oberfläche in diesem öffentlichen Umfeld zu bespielen. Insbesondere, da es nicht in einem leeren Gebäude steht, sondern sich hunderte und tausende Studierende um diese Projektionsfläche herum bewegen. Das Gebäude ist sehr belebt und man sieht Studierende lernen und reden und arbeiten im Bereich des The Cube. Was heißt es, ein derartiges Kommunikationswerkzeug in diesem Umfeld zu haben, um das wir im Grunde herum leben? Für mich macht es das extrem spannend dafür ein Projekt zu erschaffen, weil es sich nicht um ein Kunstwerk handelt, das in der hinteren Ecke einer einsamen Galerie gezeigt wird, sondern weil es sich um das Zentrum eines Gebäudes handelt, um das sich alles abspielt. Insbesondere auch deshalb, weil das Gebäude architektonisch um The Cube herum zentriert wurde und alles sich hier herum bewegt. Das Endergebnis meiner Arbeit hier wird etwas sein, womit alle BesucherInnen des Gebäudes konfrontiert sein werden und womit diejenigen, die hier studieren und arbeiten, leben werden.
Lubi Thomas: Da ist auch ein wirklich interessanter Aspekt, der, wie ich denke, an Universitäten rar ist: The Cube ist ein Treffpunkt, der dieses Gebäude eigentlich zu einem öffentlichen Ort macht, da auch einige Familien mit Kindern als Ausflugsziel herkommen. Ich denke, das ist eine gute Gelegenheit um etwas zu schaffen, das unterschiedliche – und auch unbekannte – Publikumsgruppen anspricht. Durch dieses Projekt versuchst du etwas über die Universität zu kommunizieren, das nicht besonders häufig nach außen kommuniziert wird, oft nicht einmal an Studierende auf Bachelorlevel. Mit Sicherheit ist das eine besondere Herausforderung diese Themen, Forschungsfragen und Ergebnisse an die Öffentlichkeit zu kommunizieren, zu kommunizieren, was das eigentlich ist, was an der Universität gemacht wird, aber dein Projekt geht wirklich darauf ein.
Zachary Lieberman: Es wird ein Versuch sein, zumindest eine der zentralen Fragestellungen zu identifizieren, an der hier an der Universität gearbeitet wird, und wir werden fragen, was es eigentlich heißt, zu forschen. Wie erzählen wir die Geschichte dessen, was hier passiert? Universitäten publizieren Magazine und Webseiten, ForscherInnen publizieren in Fachjournalen, sogar PR und News können in kurzen Worten Inhalte nach außen vermitteln, aber mein Projekt am The cube ist sehr interessant, einzigartig und rein in der Art und Weise, wie diese Geschichte erzählt wird. Ich schaffe darüber hinaus eine Möglichkeit auf diese Inhalte zu antworten, damit zu spielen, neue Perspektiven zu schaffen, und versuche auf puristische Weise zu zeigen, was die grundlegenden Fragen der ForscherInnen sind. Mein Projekt zeigt auch, wie eine künstlerische Antwort auf diese Herausforderung der Forschungskommunikation aussehen kann.
Vielleicht ist eine Frage, die wir darstellen werden, eine Frage, die sich mit schwarzen Löchern beschäftigt oder mit dem Genom oder ein Modell des menschlichen Gehirns behandelt oder eine Frage, wo ForscherInnen versuchen die Arbeit von Zellen zu verstehen oder sich mit Kernphysik beschäftigt. All diese Fragen sind wertvoll und grundlegend.
Ich denke, diese Fragen sind großartige Ausgangspunkte für Konversationen, aber auch um damit visuell zu arbeiten und Bewegung und Interaktionen zu schaffen. Die Möglichkeit responsiver Interaktion schafft vielleicht neue Zugänge zur Lösung dieser Fragestellungen.
Lubi Thomas: Darüber hinaus finde ich es wertvoll, die Inhalte auch auf andere Art und Weise als mit reiner Sprache darzustellen. Die Darstellung in einer „neuen“ Sprache wie Bildern und eben in einer nicht-wissenschaftsspezifischen Ausdrucksweise hilft neuen Personengruppen, diese Ideen auch zu verstehen und aufzunehmen. Manche nehmen Inhalte in visueller Form leichter auf und für andere ist es wichtig, dass sie sich persönlich angesprochen fühlen und auch involviert sind, um von einer Fragestellung gefesselt zu werden und zu verstehen, was Forschung ist. Das ist die Vision, die The Cube ausmacht, all diese Gruppen und Möglichkeiten an einen Ort zu bringen. Darüber hinaus geht es im The Cube darum, individuelle und unabhängige Disziplinen miteinander ins Gespräch zu bringen und Überschneidungen zu schaffen.
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Was ist die größte Herausforderung an diesem Projekt?
Zachary Lieberman: Die größte Herausforderung an einem Projekt wie diesem ist, dass e seine Reihe an unterschiedlichen Beteiligtengruppen gibt und sehr viele Leute involviert sind. Ein Teil der Schwierigkeit ist auch, dass ich von wirklich weit weg herkomme und nur für einen kurzen Zeitraum anwesend bin. Es muss in dieser kurzen Zeit sehr viel abgesprochen und auf Schiene gebracht werden und die Interessen unterschiedlichen Gruppen auf einander abgestimmt werden. Das ist die Herausforderung. Ich denke, auch die Distanz ist eine besondere Herausforderung an die Kommunikation, da New York und Brisbane 12, 13, oder 14 Stunden voneinander entfernt sind. Eine derartige Entfernung verlangsamt die Kommunikation, zum Beispiel, schreibt man eine E-Mail und wartet einen ganzen Tag auf eine Antwort, was wiederum für die andere Person einen Tag auf eine Antwort zu warten bedeutet, und so weiter. Aber ich denke, das fügt auch eine interessante Qualität zur Kommunikation hinzu.
Vielleicht braucht es nun auch etwas länger die Antwort zu formulieren, da die Worte nun mehr Gewicht bekommen und genauer gewählt werden wollen, genauer als in schnellen Konversationen, wo sofort eine E-Mail nachgebracht werden kann, um Missverständnisse auszumerzen. Das erinnert daran, dass es früher Wochen gedauert hat, Briefe und Postkarten zu schreiben, was die Kommunikation auch wertvoller und bewusster gemacht hat.
Damit ist die Distanz eine große Herausforderung, schafft aber im selben Zuge eine neue Möglichkeit. Ich denke nicht, dass es schwierig sein wird, mit den Studierenden zu arbeiten. Ich habe alle Studierenden getroffen und bin aufgeregt, mit ihnen zu arbeiten und herumzuprobieren. Ich denke, dass das eine interessante Herausforderung sein wird, diese Gruppe an Studierenden zu haben, um die Personen an der QUT anzusprechen und ein Gesamtkonzept der Vermittlung zu erstellen. Ich denke, das ist eine großartige Herausforderung. Die eigentliche Arbeit, denke ich, wird sich ergeben, wenn wir gute Fragestellungen bekommen. Sobald wir die Themen haben, werden sich die Puzzleteile zusammentun. Die Herausforderung im Moment ist sicherzustellen, dass wir diese Fragestellungen identifizieren können und einen Arbeitsplan zwischen jetzt, November und März oder April erstellen.
Lubi Thomas: Ja, genau.
Wie wirst du mit den Studierenden, ForscherInnen und anderen Schlüsselpersonen interagieren?
Zachary Lieberman: Der Grundstein sind persönliche, face-to-face, Beziehungen. Dann haben wir E-Mail, Telefonate und Skype zwischen meinen Besuchen hier am The Cube, aber ich denke diese persönliche Beziehung, ein Treffen zu Beginn ist essentiell. Für mich ist das besonders wichtig. Ich will die Studierenden kennenlernen, mit ihnen Zeit verbringen, ihre Namen kennen, ihren Hintergrund und ihre Beweggründe. Ich will wissen, was sie interessiert und ich will auch, dass sie wissen, wer ich bin. Wenn ich dann nach New York zurückgehe, können so wir eine bessere gemeinsame Arbeit leisten, da wir uns eben vorher schon kennengelernt haben und die Person besser einschätzen können.
Lubi Thomas: Ich könnte nicht mehr mit dir übereinstimmen. Ich denke, das ist die Basis für alles.
Zachary Lieberman: Ja, das ist es. Ein großer Teil unserer heutigen Kommunikation über E-Mail und andere elektronische Wege ist einfach unpersönlich. Es ist schwierig, den Ton und die Situation der Mitteilung zu verstehen. Für mich ist das hier jetzt ein wichtiger Teil des Projekts. Ich denke, ohne diese persönliche Beziehung und das Gespür für die einzelnen Teilnehmenden ist es nicht möglich, ein derartiges Projekt umzusetzen. Deshalb war das auch mein erstes Ziel für den ersten Trip nach Brisbane.
Lubi Thomas: Und das hat sich auch wunderbar in dieser ersten Woche ergeben, indem sich vieles von Besorgtsein zu einem gemütlichen Miteinander mit positiver Aussicht gewandet hat.
Zachary Lieberman: Ja, genau, und das ist wirklich persönlichen Treffen und gegenseitigem Verständnis geschuldet. Davor ist alles nur abstrakt, nur eine Webseite und Wörter schwarz auf weiß.