Das AIL-Team Rektor Gerald Bast, Alexander Damianisch, Alexandra Graupner, Jürgen Gschiel (Fotocredit: Johanna Folkmann)
Die Universität für angewandte Kunst Wien präsentiert das Angewandte Innovation Laboratory. Die Ars Electronica ist eine der dabei kooperierenden Partnerinstitutionen. Das Angewandte Innovation Lab ist eine offene Plattform für den unkonventionellen Austausch von Expertinnen und Experten aus Kunst, Design, Wissenschaft, Wirtschaft und Technologie. Dazu finden in einem täglichen Lounge-Betrieb in unregelmäßigen Abständen Vorträge, Präsentationen, Diskussionen, Ausstellungen und Performances statt. Anlässlich der Eröffnung des Angewandte Innovation Labs am 20.10.2014 haben wir mit Alexandra Gaupner, Projektkoordinatorin des Angewandte Innovation Labs, ein Interview geführt.
Hallo Alexandra! Zuerst einmal würde mich interessieren, was ist das Angewandte Innovation Laboratory (AIL) und was ist das Besondere an diesem Labor?
Alexandra Graupner: Das besondere an unserem Angewandten Innovation Lab ist, dass wir als Kunstuniversität, als Universität für angewandte Kunst Wien, einen physischen Raum angelegt haben, der die Vertreterinnen und Vertretern der unterschiedlichen Disziplinen wieder zur Kommunikation und zum Austausch anregen soll. Die Salonidee des 19. Jahrhunderts ist unsere Inspirationsquelle – wir wollen einen informellen und unaufgeregten Rahmen für die Diskussion von Ideen schaffen, in dem sich, durch das Zusammentreffen der verschiedenen Expertisen, auch Neues entwickeln kann.
Die beiden Kuratorinnen Eva Maria Stadler und Brigitte Felderer (Fotocredit: Claudia Schnugg)
Wie ist es eigentlich zu der Idee gekommen das AIL zu gründen, wer war da beteiligt und was waren die Intentionen dahinter?
Alexandra Graupner: Das AIL ist eine Vision, die Rektor Gerald Bast schon einige Jahre mit sich herumgetragen hat. Lange wurde auf eine Möglichkeit gewartet ein Startkapital für die Umsetzung aufzustellen, was Ende letzten Jahres dann tatsächlich funktioniert hat. Das große Anliegen dieses Projekts ist es, die Kunst als Innovationsfaktor nicht mehr außen vor zu lassen, sondern ins Zentrum dieser Prozesse, die noch immer stark von einem Technologiestandpunkt aus gesehen werden, zu stellen.
Wenn man so ein Labor an der Schnittstelle von Kunst, Design, Wissenschaft, Wirtschaft und Technologie aufbaut, was sind da die Herausforderungen?
Alexandra Graupner: Die größte Herausforderung liegt darin, die eigenen Mitstreiterinnen und Mitstreiter innerhalb unseres eigenen Expertisefelds zu begeistern. Die Skepsis bei jeder neuen Idee ist naturgemäß groß und der Ansatz ist zuerst immer einmal: Let´s wait and see.
Jedoch gibt es sie, diese First Followers, und diese gemeinsame Motivation müssen wir nun nutzen, die Berührungsängste mit den anderen Disziplinen abzubauen.
Vor allem geht es dabei darum, die richtigen Vokabel zu finden, was bereits bei dem Wort Innovation in unserem eigenen Namen beginnt: es bedeutet für jede Sparte etwas anderes. Kommunikation ist der Schlüssel und dieser Herausforderung stellen wir uns.
Auch wenn das AIL gerade erst eröffnet wird, würde mich trotzdem interessieren, ob es schon eine Vorstellung gibt, was darin passieren soll…
Alexandra Graupner: Was ich in den letzten Monaten erfahren durfte ist, dass jeder einen ganz persönlichen Zugang zu dieser Vision hat und in jedem Kopf läuft ein etwas anderes AIL ab. Für mich persönlich stellt die Lounge, die von Montag bis Freitag von 10:00 – 22:00 Uhr in Betrieb ist das Herz des AIL dar. Dort ist niemand zum Konsumieren verpflichtet, sondern hat mit Wi-Fi und Kaffee ein anregendes Umfeld für Arbeiten und Meetings und kann dort einfach eine angenehme Zeit verbringen. Ich erhoffe mir, dass die unterschiedlichsten Personen, ausgehend von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und Studierenden der Angewandten, aus den verschiedenen angesprochenen Bereichen, in diesem Raum ins Gespräch kommen. Auch, dass Verterterinnen und Veteranen der WKO einmal vorbeischauen oder, dass Herr Penninger mit einer Runde seiner Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ein Treffen bei uns abhält.
Ich erwarte mir durch die verschiedenen Veranstaltungen, Vorträge etc., die wir abhalten wollen, die unterschiedlichsten Zielgruppen zu begeistern und diesen Menschen den Ort damit schmackhaft zu machen. Ein organisches Wachsen der Aufgabe und Nutzung der Besucherinnen und Besucher des AIL – das möchte ich gern mit meinem Engagement ermöglichen.
Gespräche in der AIL Lounge unter der Moderation von Susanne Pöchacker (Fotocredit: Claudia Schnugg)
Gibt es eigentlich eine Zielgruppe oder eventuell auch mehrere Zielgruppen, die man mit dem AIL besonders ansprechen möchte?
Alexandra Graupner: Ganz besonders möchten wir natürlich jene Disziplinen einladen, die nicht zwingend mit Kunst offensichtliche Berührungspunkte haben bzw. Disziplinen, die bis jetzt nur auf bestimmte Weise miteinander verbunden waren, beispielsweise den Konnex zu konkreten Bereichen der Wirtschaft abseits der „Creative Industries“ neu herzustellen.
Die Ars Electronica fungiert ja als Partner. Was ist das besondere an dieser Kooperation und wie kann man sich den Austausch mit der Forschungs- und Entwicklungsabteilung der Ars Electronica, dem Futurelab, vorstellen?
Alexandra Graupner: Die Ars Electronica ist ein wichtiger Partner für uns. Im Laufe der 35-jährigen Geschichte der Ars Electronica hat sie umfangreiche Erfahrung darin gesammelt, sich zwischen den Disziplinen zu bewegen, ein interdisziplinäres Feld zu öffnen und Projekte darin durchzuführen. Für uns ist es besonders spannend, über Erfahrungen und Bereiche des Austauschs zwischen Wissenschaft und Kunst zu lernen. Dabei kann die Ars Electronica wichtige Beiträge zu spannenden Richtungen innerhalb dieses Austauschs liefern und als große Inspirationsquelle für das AIL dienen. Dabei ist die Ars Electronica sowohl inhaltlich als auch formal für uns höchst interessant. Man könnte auch fragen, ob sie nicht unser Ideal ist.
Ein großer Wunsch unsererseits ist es, gemeinsam mit der Ars Electronica Formate zu entwickeln, die unsere beiden Expertisefelder verbinden, um Neues auf den Weg zu bringen. Natürlich freuen wir uns auch, wenn wir, was wir an unseren eigenen Kompetenzen und Expertisen an der Angewandten mit den Augen des AIL sehen, im Rahmen der Kooperation bei der Ars Electronica einbringen können.
Alexandra Graupner, Projektkoordinatorin des Angewandte Innovation Labs (Fotocredit: Johanna Folkmann)
Und zum Abschluss noch eine persönliche Frage. Was bedeutet Innovation und innovativ sein eigentlich für Sie?
Alexandra Graupner: Innovation ist Ergebnis eines produktiven Zustands der Herausforderung gepaart mit Versprechen und mit Zuversicht. Man muss freies Denken zulassen, Ideen kommunizieren können, gemeinsam Ideen hinterfragen und testen. Das AIL wird ein guter Nährboden um in neue Richtungen zu denken. Innovation muss früher beginnen, als beim Produkt. Es geht um die Grundlagen, um Fragestellungen, dann beginnt Innovation und das ist wofür das AIL zur Verfügung steht.