ExoMars: Sind wir wirklich die Einzigen?

Mars,

Die europäische Weltraumagentur ESA und die russische Weltraumagentur Roskosmos haben sich zusammengetan und im Frühling 2016 zwei Sonden Richtung Mars losgeschickt, um nach Spuren von Leben außerhalb der Erde zu suchen. Doch zunächst müssen die Messinstrumente an ihre entscheidenden Positionen gebracht werden – in die richtige Umlaufbahn des Planeten Mars und auf die Marsoberfläche, eine Bremsung von 21.000 km/h auf 2 km/h inklusive. Thomas Walloschek ist Antriebs- und Bauingenieur der ESA und war an der Entwicklung von ExoMars 2016 beteiligt. Wenige Stunden vor dem entscheidenen Manöver hat er nach seiner Nachtschicht im Raumflugkontrollzentrum in Darmstadt mit uns über die Mission gesprochen.

Aoife Van Linden Tol

Thomas Walloschek im Gespräch mit der Künstlerin Aoife Van Linden Tol (links) und Karen O’Flaherty, Wissenschaftlerin und Chefredakteurin der ESA für robotische Missionen. Credit: Martin Hieslmair

Warum diesmal auch Ars Electronica vor Ort ist? Nach einem Open Call im Sommer und der Entscheidung einer international besetzten Jury bieten ESA und das European Digital Art and Science Network der Künstlerin Aoife Van Linden Tol die Möglichkeit sich im Rahmen eines Artist-in-Residence-Programms mehrere Wochen an den Standorten der ESA und im Ars Electronica Futurelab inspirieren zu lassen. Mehr dazu erfahren Sie in einem der kommenden Interviews.

Was ist eigentlich das genaue Ziel dieser ExoMars-Mission?

Thomas Walloschek: Die ExoMars-Mission verfolgt zwei verschiedene Ziele. Im Prinzip begeben wir uns tatsächlich auf die Suche nach vergangenem und gegenwärtigem Leben auf dem Mars. Das ExoMars-Programm besteht aus zwei Missionen: Die Mission 2016, die wir gerade durchführen, und die Mission, die gerade in Entwicklung ist und die darauf aufbauend später einen Roboter bzw. Rover auf die Marsoberfläche bringen wird.

ExoMars 2016

ExoMars 2016: Der Trace Gas Orbiter (TGO) und das Landemodul Schiaparelli. Credit: ESA/ATG medialab

Die ExoMars-2016-Mission besteht aus zwei Raumsonden: Der Trace Gas Orbiter (TGO) ist mit mehreren Instrumenten ausgestattet und wird in die Umlaufbahn des Mars geschickt, von wo aus er uns mindestens zwei Jahre lang Daten schicken wird. Während dieser wissenschaftlichen Mission suchen wir nach Spurengasen, nach Methan, in der Atmosphäre – das könnte uns einen Hinweis über vergangenes oder gegenwärtiges Leben geben. Der zweite Teil ist die Schiaparelli-Lander – diese Landeeinheit soll neue Technologien zur Landung auf den Mars testen und den Weg für weitere Plattformen vorbereiten – für zum Beispiel die kommende Mission, die eine wissenschaftliche Plattform und den ersten europäischen Rover auf die Marsoberfläche senden wird. Wir benötigen diese Technologien, um mit zukünftigen Missionen auf dem Mars landen zu können.

Thomas Walloschek

Thomas Walloschek (rechts) stellt uns Details der ExoMars-Mission vor. Links im Bild: Claudia Mignone, wissenschaftliche Autorin der ESA, und Maria Pfeifer, Koordinatorin der Ars Electronica Residencies. Credit: Martin Hieslmair

Was bedeutet es, wenn die Mission erfolgreich ist?

Thomas Walloschek: Das hängt davon ab, wie wir Erfolg definieren. Zuallererst ist es unser erstes Ziel, den Orbiter am 19. Oktober 2016 sicher in die Umlaufbahn des Mars zu bringen, damit wir unsere wissenschaftliche Mission tatsächlich auch starten können. Und wir wollen unsere Schiaparelli-Landeinheit sicher auf die Oberfläche des Mars bringen, um alle neuen Technologien testen zu können. Diese Plattform trägt auch schon erste wissenschaftliche Instrumente mit, mit denen wir mehrere Tage lang Messungen durchführen werden. Das ist also ein Erfolg, wenn wir dies erreicht haben und wir wissenschaftliche Daten von unseren Instrumenten bekommen. Im Allgemeinen hoffen wir aber natürlich, sagen wir, dass wir ein weiteres Puzzle-Teil des großen Rätsels bringen können, ob es ein Leben auf dem Mars gibt oder nicht.

Wie viele Menschen arbeiten in Ihrem Team und von welchen Disziplinen kommen diese?

Thomas Walloschek: Wenn wir über Teams reden, dann gibt es mehrere Ebenen: Da gibt es einerseits die ESA, aber andererseits auch die Industrie und alle Kooperationspartner, ohne die die ESA nicht so weit kommen hätte können. In der ESA selbst gibt es das Entwicklungsteam der ESTEC, zu dem auch ich gehöre. Wir sind etwa 45 Personen aus Disziplinen verschiedener Ingenieurwissenschaften wie Bionik, Hochfrequenztechnik, Bautechnik, Wärmetechnik, Energietechnik und so weiter. Und natürlich Personen im Verwaltungsbereich. Das sind die typischen Rollen. Im Moment sind wir aber gerade hier in Darmstadt am ESOC, dem Europäischen Raumfahrtzentrum der ESA. Von hier aus steuert das Operationsteam unsere Raumsonden, sobald wir sie in die Umlaufbahn gebracht haben. Deshalb arbeiten wir gerade eng mit ihnen zusammen. Aber natürlich sind alle Technologien in der Industrie gebaut, zusammengesetzt und getestet worden. Und in diesen Betrieben haben wir Hunderte KollegInnen, die an dieser Mission arbeiten.

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