Die Ars Electronica Features vereinen Kunst und Technologie in einer engen Zusammenarbeit mit Partnerinstitutionen, um künstlerische Programme und Perspektiven aus aller Welt zu zeigen, die Wandel initiieren.
Seit die Ars Electronica Festival Gardens 2020 als dezentrales Programm als eine der möglichen Antworten auf die Frage, wie ein internationales Festival trotz Reisebeschränkungen stattfinden kann, entstanden sind, hat sich das Festival stetig weiterentwickelt. In diesem Jahr präsentiert das Festival eine sorgfältig kuratierte Auswahl an Projekten von Institutionen aus aller Welt unter dem neuen Namen „Ars Electronica Features“.
In den Jahren 2020-2023 spielten die „Gardens“ eine wesentliche Rolle als dezentrale Plattform des Festivals. Besonders während der COVID-19-Pandemie ermöglichten sie es Partnerinstitutionen weltweit, Programme lokal zu veranstalten und sich international zu vernetzen, obwohl Reisebeschränkungen physische Treffen erschwerten. Seit 2022 ist das Bedürfnis nach physischer Teilnahme wieder stark gestiegen, was sich in der Präsenz von 29 Partner*innen beim Festival in Linz im letzten Jahr widerspiegelte.
2024: Von Gardens zu Features
Der Ãœbergang von den Gardens zu den Ars Electronica Features markiert eine neue Phase in der Wahrnehmung und Organisation des Festivals. „Unser Ziel war es, das Festival nicht größer, sondern greifbarer zu gestalten“, erklärt Christl Baur, Head of Ars Electronica Festival. „Wir möchten den Fokus auf das Wesentliche legen, das künstlerische Schaffen mit internationalen Perspektiven und die Diskussion um das Thema des Festivals durch die Programme der Partnerinstitutionen stärken. Mit den Ars Electronica Features setzen wir auf eine kuratierte Auswahl von Projekten, die sich qualitativ und thematisch nahtlos in das Festival einfügen.“
Das Ziel ist es, möglichst viele internationale Partnerinstitutionen einzubeziehen und gleichzeitig hohe Qualitätsstandards zu wahren. Partnerinstitutionen wurden durch einen Open Call eingeladen, Projektvorschläge einzureichen. Eine Expert*innenjury von Ars Electronica wählte die besten Vorschläge aus, wobei neben der Qualität der Einreichungen auch Diversität, finanzielle Selbstständigkeit und die thematische Vielfalt der Projekte berücksichtigt wurden. Das diesjährige Festivalthema „HOPE – who will turn the tide“ spielte ebenfalls eine zentrale Rolle bei der Projektauswahl. „Es geht darum, das kreative Potenzial der Künstler*innen zu würdigen, als Akteur*innen, die (Bewusstseins-)Veränderung vorantreiben“, so Baur. Die eingereichten Projekte reflektieren verschiedene Aspekte von Hoffnung und zeigen die Resilienz und Stärke eines internationalen Netzwerks, welches sich Jahr für Jahr in Linz versammelt.
Einige der herausragenden Projekte der Ars Electronica Features sind:
„Temporal Shifts: Along the Red Dot“ von BeFantastic – einer Tech-Art Plattform in Süd- und Südostasien – vereint vier visionäre Künstler*innen und Kollektive aus Singapur, um mittels immersiver Technologien dringende gesellschaftliche Fragen zu beleuchten. Debbie Dings präsentiert das interaktive Spiel „New Village“, das im 1950er Malaya spielt, Ulrich Laus „VJ-Konferenz: Super-Structure“ untersucht Kulturdenkmäler, Avventuras und Maya Dance Theatres greifen mit „Moving Stillness“ tänzerisch das Thema Plastikmüll auf und Ong Kian Peng entführt mit „Accidental Utopia“ durch Kurzfilme in eine post-anthropogene Zukunft. So reflektieren die Werke das Festivalthema „HOPE“ und bieten Perspektiven auf Singapurs Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft.
„VESTIBULAR_1“, präsentiert von der New Art Foundation, einer (Medien-) Kunstsammlung aus Barcelona, ist eine immersive audio-visuelle Installation von Albert Barqué-Duran und Marc Marzenit. Die vestibuläre Funktion wird vorübergehend gestört und dadurch untersucht, wie widersprüchliche sensorische Informationen unsere ästhetische Wahrnehmung verändern. Das Projekt entstand während der Pandemie 2020 dank einer internationalen Zusammenarbeit und zeigt so auch Zusammenhalt vor allem in Krisenzeiten.
Nach ihrer Rolle als Founding Lab Fellow im vergangenen Jahr, präsentiert Jiabao Li 2024 eine Auswahl ihres künstlerischen Schaffens, welches wissenschaftliche Forschung, Technologie und Aktivismus mit Kunst vereint und für eine Verlagerung von menschenzentrierten zu ökozentrischen Perspektiven plädiert. Zu den Highlights gehören „Squid Map“, ein Unterwasserspielplatz aus der Sicht eines Tintenfisches, „Nocturnal Fugue“, eine Ãœbersetzung von Fledermausstimmen in Musik und „Arctic Phantoms“, Reflexionen über die Arktis und den menschengemachten Klimawandel.
V2_ Lab for the Unstable Media organisiert im Rahmen der „Summer Sessions“ Kurzzeitresidenzen für junge, aufstrebende Künstler*innen und kooperiert mit einem internationalen Netzwerk kultureller Organisationen. Ausgewählte Talente erhalten die Möglichkeit, mit Unterstützung von Expert*innen ihre neuen Kunstwerke oder Designs zu realisieren. In der begleitende Pop-up-Ausstellung können dann die humorvollen und kreativen Ergebnisse dieser intensiven Residenzen bestaunt werden.
Das Yasuaki Kakehi Laboratory an der University of Tokyo, ein langjähriger Partner, präsentiert „Well-tangled“, eine Ausstellung, die sich mit der geschickten Kombination verschiedener Elemente zur Schaffung von Harmonie inmitten komplexer Beziehungen beschäftigt. Das Thema geht über eine rein menschliche Perspektive hinaus und erforscht das Gleichgewicht zwischen Natur und Technologie, indem Medien wie Wasser, Pflanzen, Mikroorganismen und Fäden genutzt werden.
Während die Zusammenarbeit mit den Partner*innen im Rahmen des Festivals im Sommer ihren Höhepunkt findet, ist sie ein kontinuierlicher Prozess, der z.B. als Teil von Ars Electronica Japan entwickelt wurde. Als spezieller Teil von Ars Electronica setzt Ars Electronica Japan Bildungs- und Kulturprogramme, Beratung und erweiterte Forschung im Bereich der Medienkunst in Japan um. Gemeinsam mit Bürger*innen, japanischen Kulturschaffenden, öffentlichen Bildungseinrichtungen und der Industrie bildet Ars Electronica Japan ein kreatives Ökosystem zur Gestaltung der zukünftigen Gesellschaft. Die Ars Electronica versteht sich in der Zusammenarbeit, vor allem durch das Festival, als eine Plattform. „Ob Campus oder Ars Electronica Feature – eine Vielfalt an Programmen und Projekten von Partner*innen sind für das Festival unentbehrlich, da eine Diskussion des Festivalthemas aus einer anderen Perspektive oft zu ganz anderen Schlüssen und Schwerpunkten führt.“
„Je mehr wir uns als Plattform sehen, desto interessanter werden auch die Programme, weil sie aus allen Ecken dieser Welt kommen.“
Christl Baur, Head of Festival
Besucher*innen des Festivals können sich also darauf freuen, diverse Projekte der Hoffnung als Protagonist*innen der Veranstaltung kennen zu lernen. Spannend wird das unter anderem, weil diese aus den unterschiedlichsten Orten stammen und von diversen Personen gewählt wurden, die ganz verschiedene Vorstellungen davon haben was „Hope“ (Hoffnung) im Sinne des Festivalthemas repräsentieren könnte. Das Festival macht außerdem sichtbar, wie eng die internationale Zusammenarbeit – egal ob mit Universitäten, verschiedenen Institutionen oder bei Förderungen – ist.
„Dieses Netzwerk knüpft ein sehr starkes Band zwischen den Communities und das ist aus meiner Sicht ziemlich einzigartig.“
Christl Baur, Head of Festival
„Wir möchten den Besucher*innen Kunst, Projekte und Themen präsentieren und gleichzeitig die Stärke und den Zusammenhalt unseres Netzwerks betonen,“ sagt Baur. „Das Festival ist ein Ort des aktiven Austauschs und der Inspiration, an dem neue Verknüpfungspunkte und Programme entstehen.“ Das Ars Electronica Festival 2024 strebt danach, eine globale Gemeinschaft zu fördern, die durch kreative Zusammenarbeit und innovative Projekte Hoffnung und Wandel schafft.
Die Ars Electronica Feature Projekte können im Rahmen des Ars Electronica Festival 2024 in der POSTCITY besucht und erlebt werden.