Kaum ein Satz wurde in den vergangenen Monaten so oft verwendet, wie der, dass die Welt nach dieser Krise eine andere sein werde — prophetisch, oft als Hoffnungsschimmer, öfter noch als Drohung in den Raum gestellt. Stimmt das und wenn ja, welche Veränderungen werden es sein? Diese Frage steht im Mittelpunkt der diesjährigen Ars Electronica.

Nach dem fulminanten 40-Jahre-Festival des vergangenen Jahres, das mehr Künstler*innen, Aussteller*innen und internationales Fachpublikum nach Linz brachte als je zuvor, geht Ars Electronica heuer auf die Reise, bzw. wird das Festival selbst zur Reise — eine Reise durch “Keplers Gardens“. Eine Reise durch die vernetzten Biotope und Ökosysteme, in denen weltweit an der Entwicklung und Gestaltung unserer Zukunft gearbeitet wird und das heißt in diesen Tagen vor allem an der Rettung unserer Zukunft zu arbeiten. Eine Reise zu und mit vielen engagierten Communities, die bereits begonnen haben, nicht nur über die aktuellen Probleme nachzudenken, sondern an konkreten Ideen, Aktionen und Lösungen arbeiten. Orte, Initiativen und Institutionen an denen Künstler*innen und Wissenschaftler*innen zusammenarbeiten, die Gesellschaft herausfordern und neue Allianzen und Formen der Kooperation erproben.

“Keplers Gardens“ steht also nicht nur als Bezeichnung für den neuen Austragungsort des Festivals in Linz, das von der Postcity in die Kepler Gardens am bestens ausgestatteten Campus der JKU übersiedelt und dessen schöne und weitläufige Parkanlagen in ein außergewöhnliches Festivalgelände verwandeln wird.

“Keplers Gardens“ ist auch die Metapher für das Organisationsprinzip des Festivals im globalen Lockdown: ein Festival, das nicht ins Netzwerk abtauchen und dort verschwinden wird, sondern aus dem Netzwerk heraus auftauchen und sich an vielen Orten weltweit verteilt und vernetzt manifestieren wird. An vielen Orten — ausgehend von Linz — mit Partner*innen aus dem außergewöhnlich großen, über 40 Jahre hinweg gewachsenen, internationalen Netzwerk der Ars Electronica werden “reale“ Events, mit “realen“ Künstler*nnen und Wissenschaftler*innen für “reales“ Publikum stattfinden, die sich von 9. bis 13. September zu einem Festival vernetzen.

Mit dieser Gleichzeitigkeit und Dualität von lokal-physischem und global-vernetztem Geschehen wird die Ars Electronica ein weiteres Mal auch zu einem spannenden Versuchslabor und Prototypen für eine Next-Level-Vernetztheit, in der es ja vor allem um neue Formen und Möglichkeiten der Fusion und Koexistenz von analog und digital, von real und virtuell, von physischer und telematischer Nähe gehen wird. Nicht zuletzt ist “Keplers Gardens“ auch ein klares Bekenntnis zur Wissenschaft und einer faktenbasierten und verantwortungsbereiten Art miteinander umzugehen, ein Statement für Wissenschaft und Kunst, nicht bloß als Treibstoff für die Wirtschaft, sondern als die Basis für Kultur und Zivilisation.

„Nichts scheint im Moment wichtiger als die Oasen zu vernetzen und den intensiven intellektuellen, künstlerischen, menschlichen Kontakt, Austausch und Dialog aufrecht zu erhalten und uns gegen die Wüste zu stellen, die sich aus Angst, Abschottung, gesellschaftlicher Segregation, Entsolidarisierung und den in der aktuellen Krise so schmerzhaft sichtbaren sozialen und ökonomischen Diskriminierungen nährt und immer weiter ausbreitet.“

Das ist und war immer eine der zentralen Aufgaben von Kunst und Kultur, eine Aufgabe die nur in Zusammenarbeit mit Wissenschaft, Technologie und Gesellschaft zu schaffen ist.

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