Ars Electronica Festival 2019

POSTCITY Linz, 5. — 9. September 2019

Eine der weltgrößten Bühnen für Medienkunst, ein Festival für digitale Musik, eine Spielwiese für die nächste Generation, ein Showcase für Kreativität und Innovation — Ars Electronica ist ein weltweit einzigartiges Festival für Kunst, Technologie und Gesellschaft.

2019 wird dieses Festival 40 — und feiert das Jubiläum mit dem umfangreichsten Programm in seiner Geschichte. „Out of the Box – The Midlife Crisis of the Digital Revolution“ lautet der Titel der diesjährigen Ars Electronica, die PionierInnen und WegbereiterInnen der Digitalen Revolution genauso wie preisgekrönte KünstlerInnen, führende WissenschaftlerInnen und einflussreiche EntwicklerInnen der Gegenwart in Linz versammelt. Gemeinsam zeichnen sie die Entwicklungslinien der Digitalisierung nach, loten aus, wo wir heute stehen und skizzieren wie es weitergehen wird. Das pulsierende und inspirierende Zentrum dieser Reflexion und Spekulation mit den Mitteln der Kunst und Wissenschaften ist ein letztes Mal die POSTCITY. Mit ihrer ganz speziellen Atmosphäre wird die riesige und spektakuläre Industriearchitektur dieses ehemaligen Postverteilerzentrums den Charakter des Festivals noch einmal prägen. Weitere Hotspots werden das gerade eben komplett neugestaltete Ars Electronica Center mit seinem Fokus auf Artificial Intelligence und das Stift St. Florian, dessen eindrucksvolle Architektur den perfekten Rahmen für das erstmals gemeinsam mit der Europäischen Kommission ausgerichtete “AI x Music Festival“ bildet.

Tag 0: Pre-Openings

Mittwoch, 4. September 2019.’ Noch bevor es richtig losgeht, geht es schon los! Mit einer ersten Eröffnungsrunde, einem Pre-Opening am Vorabend des Ars Electronica Festival: „Ars and the City“ lautet das Motto der Ausstellung im LENTOS Kunstmuseum, die zurückblickt auf legendäre und wegweisende Kunstprojekte, die seit 1979 auf dem Hauptplatz, im Donaupark, in der Voest und “auf dem Lande“ stattfanden und bis heute Gesprächsthema sind. Danach steht die Gastuniversität des diesjährigen Ars Electronica Campus im Mittelpunkt: In den Räumlichkeiten der Linzer Kunstuniversität präsentiert die Bauhaus-Universität Weimar eine große Ausstellung zum 100-jährigen Jubiläum dieser für die europäische Moderne so prägenden Kunst-, Design- und Architekturschule. Letzte Station an diesem “Abend vor dem Festival“ ist das neue Ars Electronica Center. Unter dem Motto “COMPASS — Navigating the Future“ dreht sich hier alles um die heraufziehende Revolution durch Künstliche Intelligenz und die damit verbundenen Auswirkungen auf unser Leben und Selbstverständnis als Menschen.

Tag 1: History Day

Donnerstag, 5. September 2019.’ In der POSTCITY, im Ars Electronica Center, dem LENTOS Kunstmuseum, dem OK im OÖ Kulturquartier, in der Kunstuni,’ im Mariendom — Punkt 10 Uhr öffnen die Pforten aller Locations’ des diesjährigen Ars Electronica Festival. Wer da den Überblick verliert oder sich nicht entscheiden kann, der/dem sei eine Führung aus dem auch diesmal wieder üppigen Angebot von WE GUIDE YOU’ ans Herz gelegt! Man kann sich aber auch einfach treiben und dabei überraschen und inspirieren lassen — von legendären Projekten aus vier Jahrzehnten Medienkunst im LENTOS oder des Jahres 2019’ im OK, den inspirierenden Kunstwerken rund um “Human Limitations – Limited Humanity“ im Bunker der POSTCITY, den künstlerisch-wissenschaftlichen Visionen für einen Europäischen Weg in die Ära von AI in der POSTCITY, den frisch bis frechen Ansagen der nächsten Generation bei CREATE YOUR WORLD’ , ebenfalls in der POSTCITY, oder den mit ungewöhnlichen künstlerischen Positionen der Studierenden der Linzer Kunstuniversität, in — richtig geraten — der POSTCITY!

Ab Mittag rückt der Ars Electronica History Summit in der POSTCITY dann die 40-jährige Geschichte der Linzer Ars Electronica in den Vordergrund und bittet WegbegleiterInnen wie Hannes Leopoldseder, Herbert W. Franke, Christine Schöpf und viele andere visionäre Geister auf die Bühne, die an der Gestaltung und Entwicklung dieses einmaligen Festivals für Kunst, Technologie und Gesellschaft beteiligt waren. Ein Round Table mit mehr als 30 RednerInnen beleuchtet schließlich die Kunstformen und -praktiken, die in den vergangenen 40 Jahren entstanden.

Am Abend gilt es dann gleich zwei Anlässe zu feiern: Im Rahmen der Award Ceremony werden die diesjährigen Gewinnerinnen des Prix Ars Electronica und des STARTS Prize geehrt, unter dem Motto „Unboxing the Festival“ wird direkt im Anschluss das Opening der Ars Electronica 2019 zelebriert. Memo Akten und Tomomi Adachi improvisieren mit KI-Systemen, Ei Wada rockt die Bühne auf seine unnachahmliche Art, der Linzer Medienkünstler Stefan Tiefengraber entlockt dem Innenleben elektronischer Gerätschaften diverse Töne und Sounds, Vladislav Delay & AGF present Rakka treten ebenso auf wie Ryoichi Kurokawa, und, und, und…

Tag 2: Innovation Day

Freitag, 6. September 2019.’ Get Inspired lautet das Motto des ganztägigen Innovationsforums, das Ars Electronica auch diesmal wieder mit der WKOÖ für Wirtschaftstreibende aus der Region ausrichtet. Innovation ist auch das Leitthema des STARTS Day, den Ars Electronica wiederum in Kooperation mit der Europäischen Kommission veranstaltet: Präsentiert und diskutiert werden etwa die 30 besten Projekte — inklusive der GewinnerInnen — des diesjährigen STARTS-Prize. Der Freitag ist aber auch der Auftakt der großen Konferenz zum Festivalthema „Out of the Box – The Midlife Crisis of the Digital Revolution“: Kulturhistoriker Walter Ötsch beleuchtet die aktuelle Situation der digitalen Informationsgesellschaft, Martin Rauchbauer von Open Austria analysiert den aktuellen Stand der Künstlichen Intelligenz. Rachel Goslins, Direktorin des Smithsonian’s Arts and Industries Museum, Filmemacher Hermann Vaske befasst sich dann mit der Rolle von Kunst, Kreativität und Bildung. Wie es um die Information und Desinformation im Zeitalter von AI bestellt ist, analysieren Amanda Cox von den New York Times und die Journalistin Marta Peirano. Roberto Viola, Generaldirektor der’ DG CONNECT der Europäischen Kommission, widmet sich schließlich den europäischen Zukunftstrategien.

Aktuelle Trends im Bereich der Computeranimation stehen im Mittelpunkt der Expanded Animation’ Konferenz, die Ars Electronica in Kooperation mit der FH OÖ Campus Hagenberg ausrichtet und die diesmal im Verzollungsamtsgebäude der POSTCITY stattfindet, ebenfalls hier zu sehen sind die besten Animationen des Ars Electronica Animation Festival. Am Abend steht dann mit der Großen Konzertnacht’ ein absolutes Highlight des Festivals auf dem Programm, das unter dem Motto “Mahler Unfinished“ steht. Alles beginnt aber mit Christian Fennesz und der Session “Mahler Remixed“, danach bringen Markus Poschner und das Bruckner Orchester Linz Gustav Mahlers 10. Sinfonie zur Aufführung — genau wie eine mittels AI erarbeitete Interpretation des Bratschen-Themas, die Ali Nikrang orchestriert hat. Begleitet wird das Bruckner Orchester Linz vom Tanz von Mensch (Silke Grabinger alias SILKFluegge) und Maschine (mehrere KUKA Roboter) und den poetischen Visualisierungen von Akiko Nakayama. Ab 22 Uhr läutet dann Moritz Simon Geist mit seinen robotischen Instrumenten die Ars Electronica Nightline’ in der POSTCITY ein.’ Alternativ kann man auch die’ Stadtwerkstatt besuchen, wo um 18 Uhr’ unter dem Motto STAY UNFINISHED’ der Start zur 5. Ausgabe der 48-stündigen Showcase-Show fällt.

Tag 3: AI x Music + Public Day

Samstag, 7. September 2019.’ Drei Locations werden am Samstag die Aufmerksamkeit auf sich ziehen: Dank CREATE YOUR WORLD, dem Internet-Flohmarkt Yami-Ichi, der HelferInnenkonferenz und dem Bio-Bauernmarkt wird die POSTCITY aus allen Nähten platzen, im Rahmen des erstmaligen, hochkarätig besetzen “AI x Music Festivals“ wird das Stift St. Florian ins Rampenlicht rücken und last but not least wird das OK im OÖ Kulturquartier mit der CyberArts-Schau, den Prix-Foren mit den diesjährigen GewinnerInnen der Goldenen Nicas zum Anziehungspunkt für alle Medienkunstfans und mit der traditionellen OK-Night der Hotspot für NachtschwärmerInnen.

Aber bleiben wir erstmal in der POSTCITY: Bei freiem Eintritt lädt CREATE YOUR WORLD alle jungen und junggebliebenen, kreativen Geister ein, neue Technologien zu entdecken und auszuprobieren, zu programmieren und zu filmen, gemeinsam mit KünstlerInnen, EntwicklerInnen, AktivistInnen und QuerdenkerInnen Ideen für die Zukunft zu schmieden und … Spaß zu haben! Wer sich zwischendurch mal stärken muss, sollte unbedingt zum Markt der oberösterreichischen Biobauern rüber schauen, die gleich nebenan ihre biologisch nachhaltig produzierten Schmankerl feilbieten. Soziale Nachhaltigkeit steht dann im Mittelpunkt der HelferInnenkonferenz, bei der Erfahrungen ausgetauscht werden und wegweisende Beispiele eines erfolgreichen Mit- und Füreinanders präsentiert werden. Um einen sinnvollen Technologie-Beitrag zur Zukunft geht’s schließlich beim’ BR41N.IO Hackathon von g.tec neurotechnology — 24 Stunden haben die TeilnehmerInnen Zeit, das Potenzial von Brain-Computer-Interfaces auszuloten und Neuland zu beschreiten.

Ab Mittag fahren Shuttlebusse nach St. Florian, eine 6.185-EinwohnerInnen zählende Gemeinde in unmittelbarer Nachbarschaft der Stadt Linz, über die Grenzen hinweg berühmt für sein prächtiges Augustiner Chorherrenstift, in dem schon Anton Bruckner wirkte. Genau dieses Stift ist Bühne des AI x Music Festivals, das Ars Electronica und die Europäische Kommission erstmals ausrichten. Im Mittelpunkt zahlreicher Talks, Workshops, Performances und Konzerten steht das Aufeinandertreffen von menschlicher Kreativität und technischer Perfektion, mit dabei sind renommierte Persönlichkeiten wie Hermann Nitsch, Josef Penninger, Renata Schmidtkunz, Amanda Cox, Christian Fennesz, Dennis Russell Davies, Maki Namekawa, Markus Poschner, Siegfried Zielinski, Sophie Wennerscheid, Ludger Brümmer, Anthony Moore und viele andere. Dazu kommen international führende EntwicklerInnen der Yamaha R&D Division AI Group und Glenn Gould Foundation, von Googles Magenta Studio, SonyLab, IRCAM oder dem Nokia Bell Lab, auch diverse Start-Ups präsentieren sich. Am Abend steht dann ein Konzert’ auf dem Programm.

Im OK im OÖ Kulturquartier dreht sich währenddessen alles um die beste Medienkunst des Jahres 2019. In den Foren des Prix Ars Electronica sprechen die diesjährigen GewinnerInnen der Goldenen Nicas über ihre künstlerischen Projekte, die dann gleich nebenan in der CyberArts-Ausstellung zu erleben sind. Spätabends wird das OK dann Schauplatz der traditionellen “OK Night“ mit jeder Menge tanzbaren Beats.

Tag 4: European Platform for Digital Humanism Day

Sonntag, 8. September 2019.’ Der Sonntag steht ganz klar im Zeichen europäischer Projekte und Visionen. Mit einer hochkarätig besetzten Konferenz sowie einer großen Ausstellung unterstreicht Ars Electronica ihr Selbstverständnis als eine’ „European Platform for Digital Humanism“. Diese Konferenz ist Teil des European ARTificial Intelligence Lab,’ das vom Creative Europe Programm der Europäischen Union co-finanziert wird.’ In der POSTCITY werden die 30 besten Projekte des diesjährigen STARTS Prize der Europäischen Kommission plus eine ganze Reihe weiterer Installationen, Prototypen, Forschungsprojekte und Netzwerke präsentiert, die Ars Electronica in weiteren neun EU-Projekten vorantreibt.’ Ergänzt wird dies mit einer eigenen Konferenz, die mit dem’ Eröffnungsstatement von Roberto Viola, Generaldirektor der DG CONNECT der Europäischen Kommission, startet. Zahlreiche Lectures, Talks und Workshops bieten dann die Möglichkeit, gemeinsam mit KünstlerInnen, WissenschaftlerInnen, EntwicklerInnen, Entrepreneurs und AktivistInnen einen europäischen Weg in die Ära von Artificial Intelligence und damit nicht zuletzt eine Antwort auf den Datenkapitalismus à  la USA und den Datentotalitarismus à  la China zu skizzieren. Parallel dazu und ebenfalls in der POSTCITY tagt die Ars Electronica Art Thinking School, deren kreative Köpfe Art Thinking auf die Herausforderungen der Gegenwart – und der Zukunft – anwenden und sich beim’ Future Innovators Summit’ dem Austausch von Ideen und Überzeugungen widmen.

Ein absolutes Muss ist auch die große Ausstellung zum Thema der diesjährigen Ars Electronica: Tief unten im Bunker des ehemaligen Postverteilerzentrums kreisen zahlreiche künstlerische Installationen um das Spannungsverhältnis „Human Limitations — Limited Humanity“. Es geht um unsere Sehnsucht und unseren Drang, Grenzen hinauszuschieben und zu überwinden, auch und vor allem mit Technologie. Und um die Frage, wie dies unser Leben verändert und auf unser Menschen- und Weltbild rückwirkt.

Gleich daneben, ebenfalls in den weitläufigen Untergeschoßen der riesigen POSTCITY, präsentieren die Gallery Spaces’ zudem internationale Medienkunstsammlungen und Galerien des 21. Jahrhunderts.

Wer dann noch immer nicht genug hat oder aber gar nicht genug kriegen kann, sollte schließlich dem Ars Electronica Campus einen Besuch abstatten. 57 Kunstuniversitäten, Technische Universitäten und Media-Art-Departments aus aller Welt präsentieren sich dieses Jahr in Linz — so viele wie überhaupt noch nie. Mit der großen Ausstellung “Interface Cultures“ des gleichnamigen Studiengangs, Präsentationen der Studienrichtung Fashion & Technology, Installationen des Labors für Kreative Robotik und Projekten des Bachelorstudiengangs “Zeitbasierte und Interaktive Medien“ ist die Kunstuniversität Linz’ dabei sehr prominent vertreten.

Abends erzählen Ars Electronica und WegbereiterInnen aus den vergangenen vier Jahrzehnten eine “Episode am Fluss“: Mit einer künstlerischen Hommage an die allererste Klangwolke 1979 bringen Sam Auinger, Wolfgang Fadi Dorninger, AGF, Christian Fennesz und andere den Donaupark vor dem Brucknerhaus zum Klingen. Die Stadtwerkstatt am gegenüberliegenden Donauufer übernimmt dann, wo um 18 Uhr das 48-Stunden Projekt’  STAY UNFINISHED zu Ende geht.

Tag 5: Music Monday

Montag, 9. September 2019.’ Der Montag und damit letzte Tag des Festivals steht fast traditionell im Zeichen der Musik. Der Music Monday’ ist ein ganztägiger Rundgang gespickt mit Talks, Performances, Projekten und Installationen zum Thema Klang und Musik, der am Abend in einem Klavierkonzert von Maki Namekawa und Dennis Russell Davies gipfelt. Ausgangspunkt dieser geführten Tour ist das Ars Electronica Center.

Wer es bis jetzt noch nicht in den Deep Space 8K’ des Ars Electronica Center geschafft hat, hat an diesem Tag noch einmal die Gelegenheit, Visualisierungen, Konzerte und Präsentationen in diesem besonderen Raum zu erleben — oder sich noch einmal die vielen neuen Ausstellungen des komplett erneuerten und umgestalteten Museums der Zukunft anzusehen.

Sobald Maki Namekawa und Dennis Russell Davies’ dann in der Gleishalle an ihrem Konzertflügel Platz nehmen und Igor Strawinskys “Feuervogel“ und eine neue Klaviersonate von Philip Glass zum Besten geben – die „Piano Sonata“ von Philip Glass ist übrigens die erste österreichische Aufführung des vom Klavier-Festival Ruhr, der Philharmonie de Paris und der Ars Electronica in Auftrag gegebenen Stücks -, heißt es dann auch für das Team der Ars Electronica, endgültig Abschied zu nehmen von den eindrucksvollen Hallen der POSTCITY!