Prix Ars Electronica 2012: Die Ergebnisse

Prix Ars Electronica
Die GewinnerInnen 2012

(Linz, 8.5.2012) Insgesamt 3.674 Projekte aus 72 Ländern wurden beim Prix Ars Electronica 2012 eingereicht. Die Goldenen Nicas gehen diesmal an KünstlerInnen aus Luxemburg, Estland, Großbritannien, den USA, Syrien, der Schweiz und Österreich. Die meisten Einreichungen verzeichnete heuer die Kategorie „Digital Musics & Sound Art“ (834), gefolgt von „Computer Animation / Film / VFX“ (721), „u19 – CREATE YOUR WORLD“ (675), „Interactive Art“ (547), „Hybrid Art“ (472), „Digital Communities“ (313) und „[the next idea] voestalpine Art and Technology Grant“ (112). Die offizielle Preisverleihung findet auch dieses Jahr wieder im Rahmen der Ars Electronica Gala am 31. August 2012 statt. Schauplatz ist das Brucknerhaus Linz.

Sieben Wettbewerbskategorien

1987 initiiert, gilt der Prix Ars Electronica als der Trendbarometer der internationalen Medienkunstszene. Jedes Jahr kürt eine hochkarätige Jury die besten zeitgenössischen Arbeiten und verleiht ihren UrheberInnen die Goldenen Nicas, die „Oscars der Medienkunst“. Aktuell spiegeln sieben Wettbewerbskategorien dabei die Vielfalt zeitgenössischer Medienkunst wider: HYBRID ART, COMPUTER ANIMATION / FILM / VFX, INTERACTIVE ART, DIGITAL MUSICS & SOUND ART, DIGITAL COMMUNITIES, [THE NEXT IDEA] voestalpine ART AND TECHNOLOGY GRANT und der österreichweit ausgeschriebene Jugendwettbewerb u19 – CREATE YOUR WORLD.

Partner und Sponsoren

Der Prix Ars Electronica wird von Ars Electronica Linz und dem ORF Oberösterreich veranstaltet. Kooperationspartner sind das Brucknerhaus Linz und das OK (Offenes Kulturhaus Oberösterreich). Unterstützt wird der Prix Ars Electronica von der Stadt Linz und dem Land Oberösterreich. Hauptsponsor ist die voestalpine, die sich mit einem eigenen Stipendium für visionäre Ideen engagiert. Als weitere Sponsoren beteiligen sich Liwest Kabelmedien GmbH, BFI, KulturKontakt Austria, Pöstlingberg Schlössl, Casinos Austria, Sony DADC und LINZ AG.

Die Goldenen Nicas 2012:

Computer Animation / Film / VFX

Rear Window Loop / Jeff Desom (LU)

http://www.jeffdesom.com

„Rear Window Loop“ bedient sich des Hitchcock-Klassikers „Das Fenster zum Hof“ von 1954. Der Film mit James Stuart und Grace Kelly handelt von einem Fotojournalisten, der wegen eines Gipsbeins vorübergehend an den Rollstuhl gefesselt ist. Aus Langeweile verfolgt er von seinem Fenster aus das Geschehen im Hinterhof einer Apartmentanlage in Greenwich Village. Jeff Desom verdichtet Hitchcocks Meisterwerk zu einem dreiminütigen Zeitraffer-Video, bei dem die berühmten Hinterhofansichten des Originals zu einer neuen Collage zusammengesetzt werden und ein Panorama der Apartmentanlage ergeben, inklusive Tilt-Shift und anderer fotographischer Effekte. „Da alles aus so ziemlich demselben Winkel aufgenommen wurde, konnte ich die einzelnen Einstellungen ohne große Verzerrungen in ein einziges Panorama des gesamten Hinterhofes einpassen“, meint Desom zu seiner Arbeit.

Photo:
Rear Window Loop / Jeff Desom / Printversion / Album

httpv://www.youtube.com/watch?v=DumQnaPCCbE&feature=autoplay&list=PL22DD8373DF42A318&playnext=4
Video: Christine Schöpf (Künstlerisches Direktorium Ars Electronica) präsentiert „Rear Window Loop“ (Goldene Nica Computer Animation / Film / VFX)

Interactive Art

Memopol 2 / Timo Toots (EE)
www.timo.ee

„Memopol 2“ sammelt Informationen über Personen, sobald deren Personalausweis oder Reisepass in die Maschine geschoben werden. „Memopol 2“ durchforstet internationale Datenbanken und das WWW und stellt die gefunden Daten anschließend auf einem großformatigen Display dar. In Zeiten, in denen wir überall digitale Spuren hinterlassen und Hintergrund-Checks von Suchmaschinen und Social Network – Seiten längst alltäglich geworden sind, konfrontiert uns „Memopol 2“ mit unseren virtuellen Abbildern.

Photo:
Memopol 2 / Timo Toots / Printversion / Album

httpv://www.youtube.com/watch?v=xCr7UdVkmCk&list=PL22DD8373DF42A318&index=7&feature=plpp_video
Video: Gerfried Stocker (Künstlerisches Direktorium Ars Electronica) präsentiert „Memopol 2“ (Goldene Nica Interactive Art)

Digital Musics & Sound Art

Crystal Sounds of a Synchrotron / Jo Thomas (UK)
www.jothomas.me

Ein Synchrotron dient dazu Elementarteilchen auf extrem hohe Geschwindigkeiten zu beschleunigen, wobei eine facettenreiche, abwechslungsreiche Kakaphonie produziert wird. Jo Thomas hat sich auf die Injektion der Elektronen konzentriert, Mikromelodien herausgehört und arrangiert, Mikromelodien, die so vergänglich sind, wie die Elektroneninjektionen selbst. 38 Minuten dauern seine „Crystal Sounds of a Synchrotron“, 38 Minuten, in denen man sich völlig verliert, nicht zuletzt wegen des 5.1.-Sounds, der die trockene, beinahe sterile Atmosphäre enorm dicht vermittelt.

Photo:
Crystal Sounds of a Synchrotron / Green Lens Studios, London / Printversion / Album

httpv://www.youtube.com/watch?v=KQjY0GP3f5s&list=PL22DD8373DF42A318&index=5&feature=plpp_video
Video: Gerfried Stocker (Künstlerisches Direktorium Ars Electronica) präsentiert „Crystal Sounds of a Synchrotron“ (Goldene Nica Digital Musics & Sound Art)

Hybrid Art

bacterial radio / Joe Davis (US) with support of Tara Gianoulis and Ido Bachelet

Für sein „bacterial radio“ erhält der Künstler und Forscher Jo Davis eine Goldene Nica. Die Schaltkreise seines Radios bestehen zur Gänze aus genetisch veränderten Bakterien. Den Bakterien wurde eine Genvariante der sogenannten Meerorange eingeschleust, um elektrische Leiterplatten auf einem Nährmedium wachsen zu lassen. Varianten des Gens wurden anschließend so optimiert, dass die Proteine in der Lage sind weitere Substanzen, insbesondere metallische Leiter und Halbleiter wie Germanium oder Platin, anzureichern.

Photo:
Bacterial Radio / Joe Davis / Printversion / Album

httpv://www.youtube.com/watch?v=W0pyeRCCJ44
Video: Gerfried Stocker (Künstlerisches Direktorium Ars Electronica) präsentiert „bacterial radio“ (Goldene Nica Hybrid Art)

Digital Communities

Syrian people know their way / Syrian people know their way
http://sha3b3aref.blogspot.com/, https://www.facebook.com/Syrian.Intifada

Eine Gruppe von GrafikerInnen, FilmemacherInnen, MusikerInnen und BloggerInnen hat sich entschlossen, den demokratischen Umbruch in Syrien mit allen ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln zu unterstützen. Mittels Social Media und starken visuellen Statements vermitteln sie ihre politischen und theoretischen Ansätze und versuchen möglichst vielen Menschen Perspektiven anzubieten und so die Möglichkeit zu eröffnen, Teil eines freien Syriens zu werden.

Photo:
Syrian people know their way / Syrian people know their way / Printversion / Album

httpv://www.youtube.com/watch?v=K99YIqWoUJU&list=PL22DD8373DF42A318&index=12&feature=plpp_video
Video: Romana Leopoldseder (Projektleitung Prix Ars Electronica) präsentiert „Syrian people know their way“ (Goldene Nica Digital Communities)

u19 – CREATE YOUR WORLD

state of revolution / Agnes Aistleitner (AT)

Die Goldene Nica in der Kategorie u19 – CREATE YOUR WORLD geht 2012 nach Oberösterreich. „state of revolution“ heißt der rund 14-minütige Videoclip der Tragweinerin Agnes Aistleitner, in dem sie sich auf die Spuren der Revolution in Ägypten begibt. Als Außenstehende versucht sie das Geschehen vor Ort zu betrachten, erfragt Meinungen und Ansichten auf der Straße und auf Märkten. Im Jänner 2012 veranstaltete Agnes Aistleitner dann sogar eine Gesprächsrunde im österreichischen Kulturzentrum in Kairo, an der ein Mitarbeiter der österreichischen Botschaft in Ägypten, ein ägyptischer Politikwissenschaftler sowie Studierende der American University in Kairo teilnahmen. Das Thema: Was kann der Westen für die Revolution tun?

Photo:
state of revolution / Agnes Aistleitner / Printversion / Album

httpv://www.youtube.com/watch?v=mGBoiJoa-9k&list=PL22DD8373DF42A318&index=11&feature=plpp_video
Video: Sarah Hellwagner (Projektleitung u19 CREATE YOUR WORLD) präsentiert „state of revolution“ (Goldene Nica u19 CREATE YOUR WORLD)

[the next idea] voestalpine Art and Technology Grant

qaul.net – tools for the next revolution / Christoph Wachter & Mathias Jud (CH)
http://www.qaul.net

In Zeiten, in denen die Machtapparate in verschiedenen Länder versuchen, Internet und Mobilfunk lahmzulegen oder Naturkatastrophen zu langanhaltenden Stromausfällen führen, hinterfragt „qaul.net“ bestehende Kommunikationspfade und zeigt mögliche Alternativen auf. „qaul.net“ bedient sich eines offenen Kommunikationsprinzips, in dem Computer oder mobile Geräte mit WLAN spontane Netzwerke bilden können, um UserInnen miteinander in Kontakt zu bringen. Chat- und Twitter-Funktionen sowie das Streamen von Filmen wird damit unabhängig von Internet und Mobilfunk möglich. Schlicht nach Bedarf kann „quaul.net“ sich verbreiten und von der Open Source Community frei modifiziert werden. „qaul.net – tools for the next revolution“ erhält den diesjährigen [the next idea] voestalpine Art and Technology Grant.

Photo:
qaul.net – tools for the next revolution / Christoph Wachter, Mathias Jud / Printversion / Album

httpv://www.youtube.com/watch?v=LqBoJpRylrU&list=PL22DD8373DF42A318&index=7&feature=plpp_video
Video: Gerhard Kürner (Leiter Konzernkommunikation voestalpine AG) präsentiert „qaul.net – tools for the next revolution“ ( Gewinner [the next idea] voestalpine Art and Technology Grant)

Ein pdf des Langtexts inklusive aller Goldenen Nicas, Awards of Distiniction und Honorary Mentions liegt hier.