TIME OUT .02

Kunstuniversität Linz und Ars Electronica setzen gemeinsame Reihe fort:
TIME OUT .02

Pressetext „TIME OUT .02“ / PDF
Ars Electronica Blog: Interview mit Gerhard Funk, Studienadministrator des Bachelorstudiums „Zeitbasierte und Interaktive Medien“

(Linz, 5.6.2014) Mit TIME OUT .02 setzen die Kunstuniversität Linz und das Ars Electronica Center ihre im Jänner dieses Jahres gestartete Ausstellungsreihe fort. Präsentiert werden dabei AN EYE NAMED FRANK von Julian Reil, ART RETRIEVER von Rosi Grillmair und TIME TO X von David Hochgatterer. „Wir haben die Arbeiten diesmal ganz bewusst in verschiedenen Räumlichkeiten des Ars Electronica Center verortet, um sie thematisch an unsere Ausstellungen andocken zu lassen“, so Gerfried Stocker, künstlerischer Leiter der Ars Electronica. „Gerade durch diese räumliche und inhaltliche Integration zeigt sich die Qualität der Arbeiten“, meint Univ.-Prof. Dr. Gerhard Funk, Leiter des Bachelorstudiums Zeitbasierte und Interaktive Medien, denn: „Es ist wirklich interessant, die Projekte unserer Studierenden direkt neben bzw. zwischen den Arbeiten etablierter KünstlerInnen und WissenschaftlerInnen aus aller Welt zu betrachten und zu sehen, auf welche Weise sich die einen und anderen mit einem bestimmten Thema auseinandersetzen.“ Eröffnet wird TIME OUT .02 am Donnerstag, 5. Juni 2014, 19:00.

AN EYE NAMED FRANK / Julian Reil

Eine kleine schwarze Box mit geöffnetem Deckel und ein darin liegender künstlicher Augapfel samt Pupille – genannt FRANK – sind die wesentlichen, besser die sichtbaren Bestandteile von Julian Reils interaktiver Arbeit. Nicht sichtbar ist das technische Innenleben inklusive Kameratrackingsystem, das FRANK mitteilt, welche Personen sich vor ihm befinden und wohin sie sich bewegen. FRANK weiß nämlich bestens Bescheid, wer da auf ihn zukommtsich vor ihm bewegt und lässt die- oder denjenigen nicht aus dem Auge. Julian Reil gelingt es mit „AN EYE NAMED FRANK“ auf humorvolle Weise einem offensichtlich künstlichen Objekt so etwas wie Persönlichkeit zu verleihen und dem (menschlichen) Beobachter das Gefühl zu geben, er bzw. sie würde ebenfalls beobachtet.

TIME TO X / David Hochgatterer

Mit TIME TO X zitiert David Hochgatterer Albert Einsteins Theorie von Raum und Zeit und seinen vierdimensionalen Hyperraum. David Hochgatterers Audioinstallation besteht aus 96 kleinen Lautsprechern, die, einer neben dem anderen, in einem fast fünf Meter langen horizontalen Gehäuse an der Wand untergebracht sind. So viel zur Hardware der Installation. Nun zerlegt David Hochgatterer ein Audiofile mit einem gesprochenen Satz in 96 Fragmente und lässt jeden Lautsprecher eines davon abspielen – und das simultan. Das Ergebnis lässt sich als eine Art „Standbild eines Zeitabschnitts“ beschreiben, da die gesamte akustische Information dieses Satzes zu einem einzigen Moment gebündelt wird. Aus größerer Distanz hört man ein rauschendes „Gesamtbild“. Geht man im richtigen Tempo entlang der Lautsprecherreihe von links nach rechts, bewegt man sich gleichzeitig – von Fragment zu Fragment – in der Zeit nach vorn und hört die menschliche Stimme. Bleibt man vor einem Lautsprecher stehen, hält man gleichsam die Zeit an.

ART RETRIEVER / Rosi Grillmair

Wovon leitet sich der Wert eines Kunstwerkes ab? Rosi Grillmairs ART RETRIEVER beschäftigt sich mit dem Spannungsverhältnis zwischen dem materiellen und dem ideellen Wert von Kunstwerken. Ausgangspunkt ihrer Überlegungen ist der Umstand, dass sich die am höchsten gehandelten Kunstobjekte meist im Besitz von Privatpersonen befinden und der Öffentlichkeit somit „vorenthalten“ sind – abgesehen von den Schlagzeilen, die ihr Ver- bzw. Ankauf immer wieder einmal verursacht. Museen und andere öffentliche Einrichtungen jedenfalls haben schlechte Karten im hochdotierten Poker um Kunstgegenstände, die die ganze Welt eben nicht nur sehen, sondern auch haben will. Mit ART RETRIEVER will Rosi Grillmair genau solche Kunstwerke wieder sichtbar und zugänglich machen. Auf einem großen Screen werden die Bilder in Verbindung mit Daten zur Ausstellungsgeschichte und den wechselnden Eigentümern der weltweit bekanntesten und wertvollsten Kunstgegenstände angezeigt. Je mehr Informationen im Internet verfügbar sind, desto besser ist das jeweilige Bild auf dem Screen zu erkennen. Die Daten bauen sich langsam am Bildschirm auf, zuerst erscheinen einzelne (Verkaufs-) Daten zum jeweiligen Werk, die sich nach und nach verdichten und überlagern, sodass das betreffende Werk immer klarer zu erkennen ist. Die bekanntesten und teuersten Werke (Picasso, Warhol oder Richter) sind schlussendlich fast uneingeschränkt sichtbar, einmalige Verkaufsschlager oder KünstlerInnen im Mittelfeld bleiben dagegen weiterhin nur durch ihre Verkaufsdaten erkennbar.

Photo:

AN EYE NAMED FRANK / Julian Reil / Printversion /
Album

Photo:

ART RETRIEVER / Rosi Grillmair / Printversion / Album

Photo:

TIME TO X / David Hochgatterer / Printversion / Album