Interspecies Robot Sex / Miriam Simun (US), Photo: tom mesic

Interspecies Robot Sex

Miriam Simun (US)

Artificial Intelligence & Life Art

Honorary Mention

Wie werden die Menschen (und ihre Roboter) die Produktion von Früchten fortsetzen, wenn die Bienen verschwunden sind? Eine Untersuchung zweier Reaktionen auf den Kollaps von Bienenvölkern: einer Zusammenstellung von Kräften, die das Aussterben der Honigbienen verursachen können, und einer “Companion Species”, von der das globale Agrarsystem abhängt.

In China befruchten menschliche Arbeitskräfte Birnenblüten von Hand, eine nach der anderen, in industriellem Maßstab. Biomimetisches Design wird mit Zigarettenfiltern auf einem winzigen Familienbetrieb in Cangxi, aber auch mit Hühnerfedern auf der größten Obstplantage der Welt in Anhui durchgeführt. Jedes Frühjahr kommen 7.000 Tagelöhner*innen nach Anhui, um Birnenblüten zu befruchten.

Da die Gehälter in China steigen, wird die Bestäubungsarbeit aber zu teuer, um die Birnenproduktion rentabel zu halten. Gleichzeitig hat die Mittelschicht chinesische Inlandstouristinnen hervorgebracht. Eine ländliche Gemeinde erfindet ein „traditionelles Birnenblütenfest“, in der Hoffnung, dass in einer Zukunft ohne Birnen wenigstens die Blüten Touristinnen und deren Geld anlocken werden.

In einem Labor der Harvard University bauen Ingenieure derweil die Robobee—winzige Drohnen, die in enger Anlehnung an die Morphologie von Insekten entwickelt wurden und vordergründig der künstlichen Bestäubung dienen. Das evolutionäre Design wird natürlichen Systemen nachempfunden, um effiziente ”Bienen” in Form von Roboterdrohnen zu bauen, die die Drohnenmetapher in sich selbst zurückfalten. Eine Untersuchung über Leben und Tod, Arbeit, Technologie und Interspezies-Sex in einer Ära des Spätkapitalismus und der ökologischen Krise.

Jury Statement

Dieses Video untersucht die Verwaltung künstlichen Lebens durch Roboter, die irgendwann durch künstliche Intelligenz gesteuert werden. Maschinen, die natürliche Systeme verwalten, zeigen den geschlossenen Kreislauf der Technologie, der sich auf Ökosysteme auswirkt, während neue Technologien eingesetzt werden, um die ökologischen Schäden zu beheben.

Das Bienensterben ist auf das Colony-Collapse-Disorder-Syndrom zurückzuführen, das durch manipulierte Chemikalien verursacht wird. Außerdem wird das Massensterben von Bestäuberinsekten durch Treibhausgase ausgelöst, die bei der Energiegewinnung erzeugt werden.

In diesem Video werden die wirtschaftlichen und politischen Folgen des Zusammenbruchs von Ökosystemen mit technologischen Lösungen verknüpft, wobei die persönlichen und sozialen Aspekte einer solchen Verflechtung einander gegenübergestellt werden. Das Format des Videoessays macht diesen Dokumentarfilm zu einem fesselnden Kunstwerk, das über den Sinn des künstlichen Lebens nachdenkt.

Auszug aus dem Jury Statement

Credits

A work by Miriam Simun.

This work is supported by Creative Capital with additional support by MIT List Visual Arts Center and La Becque.

Supported by ONX/Onassis Foundation, Creative Capital and MIT List Center for the Visual Arts.



Miriam Simun (US)

Miriam Simun arbeitet an der Schnittstelle von Ökologie, Technologie und Körper in verschiedenen Formaten, darunter Video, Performance, Installation, Zeichnung, Schrift und kollektive sensorische Erfahrungen. Als ausgebildete Soziologin nimmt Simun die Position einer „Künstlerin als Feldforscherin“ ein, die tiefgreifende und körperbezogene Untersuchungen durchführt, die die endgültige materielle Form der Kunstwerke bestimmen. Dabei beschäftigt sie sich immer wieder mit der Rolle, die der Sinnesapparat im wissenschaftlichen und ökologischen Wissenserwerb spielt, aber auch mit der sich verändernden Beziehung zwischen den Arten inmitten einer sich zuspitzenden ökologischen Krise, mit technologischen Entwicklungen sowie mit der Konstruktion von Wissen und der Gewalt von Kategorien. Simuns Arbeiten wurden international ausgestellt.