Digital Musics & Sound Art
Award of Distinction
Dieses Projekt basiert auf einer künstlerischen Erkundung der akustischen Vermessung des Raumes.
zwischenraum – interspace – acoustic cartography ist eine audiovisuelle Installation, die auf verschiedenen kartografischen Dokumenten basiert. Einige davon sind Langzeitdokumentationen von Beziehungen verschiedener Orte zueinander, andere sind konkrete Momentaufnahmen linearer Distanzen. Die Arbeit beschreibt ein zeitlich-räumliches Intervall – einen mentalen Zustand, in dem wir uns befinden, wenn wir routinemäßig Distanzen überwinden.
Es geht um Aspekte wie Übergänge, Unruhe und Kontinuität, Orientierungssinn oder Richtungswechsel, die durch experimentelle, aber kontextbezogene Kriterien und Methoden dokumentiert werden. Raumstrukturierende Elemente wie Tunnel- und Brückenübergänge, Gegenzüge, Flugbuchungsdaten oder Kurvenwinkel bilden die Parameter dieser Bewegungsprotokolle. (…)
Julia Jasmin Römmels Interesse gilt der Schnittstelle zwischen dem Lesen von Zeichen und dem Interpretieren von Bildern und der Frage, inwiefern akustische Informationen als Hilfsmittel zur räumlichen Orientierung dienen können. Der Entwurf einer „Kartophonie“ will durch das Zusammenspiel der beiden unterschiedlichen Ebenen der visuellen und auditiven Wahrnehmung eine vielschichtige Wahrnehmung von Informationen ermöglichen.
Jury Statement
zwischenraum – interspace – acoustic cartography basiert auf einer künstlerischen Auseinandersetzung mit der akustischen Vermessung des Raumes. Die Arbeit setzt sich mit dem Aspekt der Orientierung auseinander und reflektiert dabei die Phänomene von Omnipräsenz und Raum. Das Werk kann als audiovisuelle Installation oder als Konzertstück betrachtet werden, das mehrere kartografische Skizzen präsentiert. Einige dokumentieren die Beziehungen zwischen verschiedenen Orten, andere sind Momentaufnahmen von linearen Entfernungen. In einem Teil des Projekts geht es beispielsweise um die Dokumentation von Tunneln und Brücken auf einer Zugfahrt, in einem anderen um die Dokumentation von Kurven, die mit einem Kompass gemessen werden, oder um das Zeitverhältnis zwischen dem Buchungsdatum eines Fluges und seinem Abflug.
Julia Rommel übersetzt diese Messungen in eine Reihe von winzigen, visuell animierten Klanggeneratorstrukturen, die die Klänge ausführen und anzeigen, während sie in abstrakter Analogie zu den ausgeführten Daten geformt werden. Mit dieser Meta-Notation nutzt sie animierte minimalistische Partituren, die beim Zuhören und Zuschauen überraschende Einsichten ermöglichen. Das Werk stellt eine verblüffend klare, minimalistische und schöne Umsetzung der Datensonifikation auf eine unbestreitbar kreative künstlerische Weise dar.
Auszug aus dem Jury Statement
Credits
Concept, cartography, sound: Julia Jasmin Rommel
Residency at Hertz Lab at the ZKM | Center for Art and Media Karlsruhe
Julia Jasmin Rommel (DE)
Julia Jasmin Rommel konzentriert sich in ihren Werken auf die Schnittstelle zwischen Information und Szenografie. Neben ihrer künstlerischen und theoretischen Auseinandersetzung mit dem Thema (Des-)Orientierung und ihrer Leidenschaft für Kartografie entwirft sie Bühnenbilder und räumliche Interventionen für zeitgenössische und klassische Musiktheaterproduktionen. Sie arbeitet u. a. mit dem Zafraan Ensemble Berlin, den Berliner Philharmonikern und The Ministry of Operatic Affairs zusammen. Darüber hinaus hat sie als Designerin für Leitsysteme gearbeitet, z. B. für die Elbphilharmonie Hamburg (für Integral Zürich). Julia hat Visuelle Kommunikation und Szenografie in Berlin, Stockholm und Zürich studiert.