Mit heute drei Milliarden Nutzer*innen beeinflusst Facebook (Meta) unser soziales, wirtschaftliches und politisches Leben auf noch nie dagewesene Weise. *Collectivize Facebook* ist eine Sammelklage, die darauf abzielt, die rechtliche Anerkennung von Facebook als öffentliches Gut, das im Besitz und unter Kontrolle seiner Nutzer*innen sein sollte, zu erzwingen.
Facebook verletzt das Selbstbestimmungsrecht von Völkern und Individuen auf verschiedene Weise. Das Unternehmen instrumentalisiert die Nutzerinnen als neo-feudale Datenarbeiterinnen und macht unsere affektive Arbeit zu seinem Kapital. Facebook verwendet rassistische Algorithmen und wird in verschiedenen Überwachungsfunktionen eingesetzt, die die Privatsphäre verletzen und demokratische Wahlen in unverhältnismäßiger Weise beeinflussen, wofür die Datenerhebung und die gezielten Kampagnen von Cambridge Analytica ein aktuelles Beispiel sind. Außerdem hat das Unternehmen wissentlich autoritäre Regime wie das von Duterte auf den Philippinen beraten. Die Anklageschrift gegen Facebook fordert daher, dass (1) Facebook als öffentliches Gut anerkannt und (2) das Eigentumsrecht von Facebook auf seine 3 Milliarden Nutzerinnen übertragen wird. Das bedeutet, dass die Klage nicht darauf abzielt, Facebook zu reformieren oder zu verstaatlichen: Ihr Ziel ist es, Facebook in eine transnationale Genossenschaft umzuwandeln, die im gemeinsamen Besitz und unter gemeinsamer Leitung der Nutzerinnen steht. Diese Installation bietet Ihnen die Möglichkeit, die Anklageschrift gegen Facebook in verschiedenen Sprachen zu lesen und sich der Klage als Mitkläger*in anzuschließen, bevor sie beim Menschenrechtsrat der Vereinten Nationen in Genf eingereicht wird.
Collectivize Facebook / Jonas Staal (NL), Jan Fermon (BE), Photo: Jonas Staal, Jan Fermon
Credits
Presented with the kind support of Creative Industries Fund NL.
Jonas Staal (NL)
Jonas Staal ist ein bildender Künstler, dessen Arbeit sich mit der Beziehung zwischen Kunst, Propaganda und Demokratie beschäftigt. Er ist Gründer der künstlerischen und politischen Organisation New World Summit (seit 2012). Gemeinsam mit Florian Malzacher leitet er das Trainingscamp Training for the Future (seit 2018), und mit dem Menschenrechtsanwalt Jan Fermon initiierte er die Sammelklage Collectivize Facebook (seit 2020). Gemeinsam mit der Schriftstellerin und Anwältin Radha D’Souza leitet er den Court for Intergenerational Climate Crimes (seit 2021) und mit Laure Prouvost ist er Administrator der Obscure Union. Seine Projekte wurden an zahlreichen Orten ausgestellt, darunter das V&A in London, das Stedelijk Museum in Amsterdam, das M_HKA in Antwerpen, das Moderna Museet in Stockholm, das Centre Pompidou-Metz und das Nam June Paik Art Center in Seoul sowie bei der 7. Berlin Biennale, der 31. São Paulo Biennale und der 12. Taipei Biennale. Zu seinen Veröffentlichungen zählen Propaganda Art in the 21st Century (MIT Press, 2019) und Training for the Future Handbook (Mitherausgeber Florian Malzacher, Sternberg Press, 2021).
Jan Fermon (BE)
Jan Fermon ist Rechtsanwalt in Brüssel, Belgien, und hat sich auf Strafrecht, internationales (humanitäres) Recht und Menschenrechtsfragen spezialisiert. Seit 2005 ist Fermon Vorstandsmitglied der International Association of Democratic Lawyers (IADL), der größten internationalen Organisation progressiver Juristinnen. Er vertrat Gewerkschafterinnen gegen Versuche, kollektive Aktionen zu kriminalisieren, Opfer des Völkermords in Ruanda und Opfer von Kriegsverbrechen, die während der NATO-Bombardierungen in Libyen und von den US-Truppen während des Irakkriegs begangen wurden. Er war der federführende Anwalt des Gründers der Kommunistischen Partei der Philippinen, Jose Maria Sison, in dem erfolgreichen Verfahren gegen dessen Einstufung als Terrorist durch die EU. Außerdem gehörte er zu dem Rechtsteam, das einundvierzig kurdische Aktivist*innen, die der Mitgliedschaft in der Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) beschuldigt wurden, erfolgreich verteidigte. Zusammen mit Ties Prakken veröffentlichte er 2010 sein Buch Political Defense bei Wolf Legal Publishers.
