Delivery Dancer’s Sphere / Ayoung Kim (KR), @DEEP SPACE 8K Photo: tom mesic

Delivery Dancer’s Sphere

Ayoung Kim (KR)

New Animation Art

Golden Nica

“Der Han-Fluss ist wie üblich mit Antidepressiva, Antihistaminika, Antibiotika und Anästhetika getränkt!!! Es ist 19 Uhr, die abendliche Stoßzeit ist zurück! Fahren Sie mit, bevor es zu spät ist!” “Der Dancemaster beschränkt die Bewegung immer gern auf ein Minimum. Für den Dancemaster ist Optimierung ein Synonym für Eleganz. Ganz gleich, welchen Weg ein Objekt zurücklegt, die Natur ist immer bestrebt, Bewegung zu minimieren… Das wissen Sie doch, oder? Aber hier geht es nicht mehr um die Natur …”

Ernst Mo (ein Anagramm von „Monster“) ist eine Kurierfahrerin, die für eine Plattform namens Delivery Dancer im fiktiven Seoul arbeitet. In dieser Fiktion ist Seoul ein Labyrinth aus sich endlos erneuernden Routen, und die Dancer (Arbeiter*innen bei Delivery Dancer) gehen unter der Kontrolle eines Master-Algorithmus namens Dancemaster einer nicht enden wollenden Liefertätigkeit nach. In dieser Arbeit geht es nicht nur um die Gig-Economy und die Plattformarbeit, die in Südkorea vor allem während der Pandemie immens populär geworden sind, sondern auch um das topologische Labyrinth, die mögliche(n) Welt(en), die erhöhte Wachsamkeit und den Beschleunigungsdrang zur Optimierung von Körper, Zeit und Raum. Sie enthält Andeutungen auf eine queere Beziehung zu einem Gegenüber aus einer anderen möglichen Welt.

Jury Statement

Delivery Dancer’s Sphere wurde von der Künstlerin Ayoung Kim während der chaotischen Ära der COVID-19-Pandemie konzipiert und realisiert. Es ist eine spekulative Fiktion, die in der wahnhaften Welt angesiedelt ist, die zwischen der alltäglichen, normalen Realität vor der Pandemie und der neuen, digital vermittelten Realität der Pandemie entsteht (…). Die Jury ist überzeugt von Ayoung Kims Kombination von Philosophie, Topologie, klassischer Physik und exzellentem visuellem Storytelling, die eine äußerst gelungene Darstellung der vielschichtigen und unkontrollierbaren Welt, in der wir leben, bietet.

Der Beginn des 21. Jahrhunderts bringt eine neue Form des Plattformkapitalismus mit sich, der sowohl als Freund als auch als Feind fungiert und die Entstehung einer neuen prekären Arbeiterklasse ermöglicht, wobei weibliche Arbeitskräfte auch in dieser neuen Gig-Economy weiterhin in die unteren Klassen gedrängt werden.

In der Zwischenzeit suchen unbarmherzige KI-Algorithmen nach unzähligen Möglichkeiten, unser Leben zu optimieren, und fördern so einen unerbittlichen Wettbewerb, der nicht selten unglücklich

endet. In dieser Welt der unrealistischen Effizienz und Funktionalität können wir unser anderes Ich und neue Begehrlichkeiten finden.

Auszug aus dem Jury Statement

Credits

Written and directed by Ayoung Kim
Produced by Heejung Oh
Assistant director: Chae Yu
Project managers: Junyoung Lee, Yoojin Jang

Delivery riding advisor: Yiseul An
Physics advisor: Mankeun Jeong
Mathematics advisor: Seoyeon Kim

Actors: Seokyung Jang, Soojeong Hwang
Director of photography: Syeyoung Park
Music, sound mixing and mastering: Đ.K. (aka Dang Khoa Chau)
Editing: Hyunji Lee, Ayoung Kim, Chae Yu
VFX and motion graphics: Hyunji Lee
Unity level design: B. Paul Sandoval Lopez, Sanghun Heo
Unity animation: Sanghun Heo
Maya Modeling and Animation: Jaehwan Hwang
Lidar Scanning: Jieun Kim

Ayoung Kim (KR)

Ayoung Kim bündelt die Ergebnisse weitreichender Spekulationen und stellt Verbindungen zwischen Biopolitik und Grenzkontrollen, den Erinnerungen von Steinen und virtuellen Erinnerungen sowie den überlieferten Ursprüngen und der nahen Zukunft her. Diese Erzählungen nehmen die Form von Videos, virtueller Realität (VR), Spielsimulationen, Klangfiktionen, Diagrammen und Texten an, die die Künstlerin in Ausstellungen, Performances, Theaterprojekten und Publikationen präsentiert. Kim integriert Geopolitik, Mythologie, Technologie und futuristische Ikonografie auf radikale Weise in ihre Arbeit und sucht rückwirkend nach einer spekulativen Zeit, um damit die Gegenwart zu infiltrieren. Kim war mit Einzelausstellungen und Veranstaltungen an verschiedenen Orten vertreten, darunter Gallery Hyundai, Seoul (KR, 2022); Kuandu Museum of Fine Arts, Taipeh (TW, 2022); Ilmin Museum of Art, Seoul (KR, 2018) und Palais de Tokyo, Paris (FR, 2016). Sie nahm an zahlreichen Gruppenausstellungen, Vorführungen und Performances teil: Sharjah Biennial, Sharjah (UAE, 2023); International Film Festival Rotterdam (NL, 2023); Beijing Biennial, Beijing (CN, 2022); STRP Festival, Eindhoven (NL, 2022); Asian Art Biennial, Taichung (TW, 2021); IMPAKT Festival, Utrecht (NL, 2020); Berlin International Film Festival, Berlin (DE, 2020); Korea Artist Prize, MMCA Seoul (KR, 2019) und Venice Biennale, Venice (IT, 2015). Ayoung Kim war Artist in Residence im Pavillon Neuflize OBC Research Lab, Palais de Tokyo, Paris (2015–2016) und im Künstlerhaus Bethanien, Berlin (2011). Kim erhielt den Young Artist of the Year Award des koreanischen Kulturministeriums (KR, 2015) und den British Institution Award der Royal Academy of Arts (UK, 2010).