Jowhar / Mahsa Aleph (IR), Photo: Valentin Wedde

Jowhar

Mahsa Aleph (IR)

Das Projekt besteht aus Tränenfänger-Gläsern, die mit Tinte anstelle von Tränen gefüllt sind: Tinte als die wieder eingefangene Essenz von Wörtern. Die Essenz – oder die recycelte Tinte – wird von den Wörtern eingefangen, um sie in andere Wörter zu verwandeln.

Jedes Mal, wenn ein Wort gewaschen wird, hinterlässt es einen Schatten seiner selbst; und jedes Mal, wenn die Tinte von einem Wort wieder eingefangen wird, verblasst es in seiner Farbe. Es verschwinden jedoch keine Töne oder Wörter, sondern sie verwandeln sich in andere Wörter.

Die Rückgewinnung von Tinte aus Wörtern ist eine Chance zum Neuschreiben. Das Waschen von Wörtern fängt die Tinte vom Papier wieder ein, so wie das Vergießen von Tränen den Geist reinigt und die Seele poliert. In alten Zeiten legte man Tränenfänger in Gräber. Manche sagen, je mehr Tränen die Gefäße enthielten, desto länger dauerte die Trauerzeit; denn die Klagen hielten an, bis die letzte Träne verdunstet war.

Der Satz, der wiederholt auf den acht Papierrollen dieser Installation steht, lautet: „Die Zukunft ist nur ein Teil der Vergangenheit, die vergessen wurde“.

Ein Wort wird aus einem anderen Wort geboren. Kein Klang verschwindet oder wird ausgelöscht. Musik ist mit Worten verbunden und Worte sind mit Musik verbunden.

Der Fluss und der Wasserfall werden beide durch den Regen gestillt, aber sie fließen durch verschiedene Geografien.

Dieser Strom wird nie aufhören zu fließen.

Die Zukunft ist nur ein Teil der Vergangenheit, der vergessen wurde.

Credits

ⓒ Mahsa aleph

The research was done during my research grant in the bs project 2021 at Braunschweig University of art. All rights belong to the artist.

Photo: Mahsa Aleph

Mahsa Aleph

Mahsa Aleph ist eine Installationskünstlerin, die an der Teheraner Kunstuniversität Bildende Kunst studiert hat. Alephs Projekte beschäftigen sich mit der klassischen persischen Literatur. Sie „reinterpretiert“ den Inhalt dieses Diskurses in physischen Formen – als ob sie die abstrakte Essenz der Worte in etwas Konkretes und Greifbares umwandeln würde. Das zentrale Thema ihrer Arbeit sind existenzielle Fragen nach der menschlichen Identität und ihrem Wesen – der Beziehung zwischen einem Wesen und seiner Umwelt. Das „historische Gedächtnis“ von Materialien und Objekten ist ein zentrales Motiv in ihren Installationen.