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Reflections

Jhafis Quintero Gonzalez (PA)

Das Projekt stellt Parallelen zwischen Gefängnissen, die Orte hohen sozialen Kontrasts sind, und der Symptomatik der „freien“ Gesellschaft außerhalb der Gefängnisse her.

Durch eine zehnjährige Gefängniserfahrung aufgrund eines Banküberfalls konnte ich den Zugehörigkeitsprozess im Gefängnis und den Verlust des eigenen Körperbildes sowie der Macht über den eigenen Körper, der zum geistigen Eigentum des Justizsystems wird, sehen und erfahren.

Außerhalb der Gefängnisse sind die Methoden viel subtiler und die Gesellschaft hat sich verdichtet. Mauern sind konzeptionell, ideologisch oder religiös, wodurch eine einfache gelbe Linie zu einer zweidimensionalen Mauer wird, die fähig ist, die Gesellschaft zu verändern.

Technologie und Sensoren, die die Gesellschaft umgeben, haben den Menschen auf subtile Weise in einfache, quantifizierbare Daten, wie die Temperatur, verwandelt. In jedem Fall sind wir, obwohl noch frei, unseres eigenen Bildes beraubt.

In Gefängnissen war Kreativität schon immer eine Frage von Leben und Tod. Eine Notwendigkeit für die freiheitslosen Menschen, um die architektonischen Beschränkungen zu durchbrechen, die sie einschränken. Durch Kreativität finden sie Wege, ihren eigenen Körper neu zu definieren, sogar neue Wege der Kommunikation zu finden, wenn das Schweigen Teil der Strafe ist. Sie ermöglicht einen einfachen und wirkungsvollen Einfluss auf die Umgebung und sogar auf Gesetze der Physik, die sie voneinander trennen.

Photo: Jhafis Quintero

Jhafis Quintero Gonzalez (PA)

Jhafis Quintero (geb. 1973, Panama) lebt und arbeitet in Europa als Bildhauer und Schriftsteller. Er begann seine künstlerische Laufbahn im Zuge einer zehnjährigen Haftstrafe in Costa Rica unter dem Künstler Haru Wells, der beweisen wollte, dass Kunst eine wirkliche Alternative zu Verbrechen ist. Seine Gefängniserfahrung spielt eine herausragende Rolle in seinem Werk, das eine einzigartige Sicht auf den Lauf der Zeit und dessen Wirkung auf den dazugehörigen Körper bietet und von beständiger Reflexion über den Tod gekennzeichnet ist. Seine künstlerische Praxis entspringt der persönlichen Erfahrung mit der Gefängniswelt, der Stille, der Ungewissheit, aber auch der Phantasie und Kreativität, um Überlebensmöglichkeiten zu finden. Seine Arbeiten wurden in Einzel- und Gruppenausstellungen in Museen in New York, Texas, Madrid, London, Barcelona, Istanbul, Brasilien, Argentinien und Tasmanien ausgestellt. Seine Werke befinden sich in Privatsammlungen wie Daros in der Schweiz, der Sammlung Cisneros und dem Centre national des arts plastiques in Paris. Er ist der Autor von Máximas de seguridad, Los dueños del mundo und La Casa de los Geckos.