Artificial Intelligence & Life Art
Honorary Mention
SHIFT ist ein prozessorientiertes Kunstwerk, das die Ökonomie der Arbeit untersucht und die Kluft zwischen der realen Welt und der zunehmend kommerzialisierten virtuellen Welt überbrückt. Die web3-fähige SHIFT-Plattform bietet den Verleih von digitaler Arbeitskleidung als Wearables in virtuellen Welten an. Mithilfe von Blockchain-Technologie und intelligenten Verträgen verwaltet SHIFT den Vermietungsprozess autonom und stellt ein „Proof-of-Work“-Zertifikat in Form von NFTs aus, das Informationen wie die Blockchain-Adresse, den Zeitstempel, den Standort und den in der projekteigenen Kryptowährung bezahlten Gebührenbetrag enthält.
SHIFT erforscht die Unterschiede und Wechselwirkungen zwischen dem Wert der Arbeit als Produkt und dem Wert der Arbeit als Arbeitskraft. Es untersucht die künstlerische Produktion, die sowohl als Arbeitsleistung als auch als Schaffung von Konsumgütern verstanden wird, die auf einem Kunstmarkt vertrieben werden, der auf einem komplexen Netz von Interaktionen zwischen Künstlerinnen, Kulturinstitutionen, Händlerinnen und Sammler*innen beruht.
Gleichzeitig untersucht SHIFT das jüngste Aufkommen von auf Blockchain-Technologien basierenden Kryptowährungen, die nicht nur den Kunsthandel, sondern auch die Wirtschaft mit ihren sowohl realen wie auch digitalen Gütern erheblich beeinflussen. (…)
Honauer untersucht so die neuen Normen der Arbeit, die sowohl von Maschinen als auch von Menschen ausgeführt werden, die daraus abgeleiteten sozioökonomischen Werte und die neuen Praktiken der Monetarisierung in der Kunstwelt. Dadurch schlägt sie eine reflexive und erfahrungsorientierte Perspektive auf die Verbindung zwischen dem Physischen und dem Digitalen, und wie wir sie navigieren und verstehen können, vor.
Jury Statement
Während NFTs, Blockchain-Technologien und Metaverse-Implementierungen allgegenwärtig als Mittel zur digitalen Selbstverbesserung und Selbstermächtigung von Künstler*innen angepriesen werden, verschiebt SHIFT den Fokus auf Schichtarbeit („shift work“) als kapitalistische Strategie und auf Arbeitsschichten („work shifts“), die Künstler*innen außerhalb ihrer eigentlichen Praxis ausführen, um „für ihre Arbeit zu arbeiten“, wobei der Akt und das Produkt der Arbeit verwechselt werden. Géraldine Honauer aktualisiert Strategien der Institutionskritik, indem sie einerseits ihre Dienstkleidung als Aufsichtsperson in einem Museum als Kunstwerk ausstellt sowie Arbeitsnachweise als NFTs zur Verfügung stellt und andererseits digitale Zwillinge kreiert, um von Unternehmen Arbeitskleidung für virtuelle Arbeitsschichten zu mieten, und so auf die weniger glamouröse, versteckte Arbeit in einem zunehmend digitalisierten Kunstsystem hinweist.
Auszug aus dem Jury Statement
Credits
3D Animation: Elen Kimi
Special thanks to: Armin Blasbichler, Tizian Baldinger, Amelie Mckee & Melle Nieling (Plicnik Collective), Raphael Stucky, Toby Üpson, Boris Magrini
Géraldine Honauer (CH)
Géraldine Honauer, ist Künstlerin und Kuratorin, deren Arbeit die Dynamik zwischen bestehenden Systemen erforscht. Ihre konzeptionelle, forschungsbasierte Praxis bedient sich vorgefundener Materialien und resultiert in ortsspezifischen Installationen und Interventionen in physischen und digitalen Räumen. Im Jahr 2021 war sie mit Unterstützung des Aargauer Kuratoriums Artist-in-Residence in den ACME Studios London; 2022 war sie für die Swiss Art Awards nominiert.