The International Space Time Concerto

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Newcastle/Australien. Peking/China. Singapur. Linz/Österreich. Was nach zufälliger Auflistung von 4 Städten klingt, wird am 30. November 2012 zu einem Konzertsaal. Das International Space Time Concerto verbindet Musikerinnen und Musiker auf dem ganzen Planeten, gemeinsam werden 9 Stücke aufgeführt, mit Chor, mit Instrumenten, aber auch mit iPhones und iPads.


Daniel Linton France dirigiert vom Deep Space aus

2009 wurde am Konservatorium in Newcastle beschlossen, sich für das 60-jährige Bestehen ein besonderes Konzert einfallen zu lassen. Der Titel des Konzerts stammt indirekt von Leonard Bernstein: „Jedes große Kunstwerk adaptiert Zeit und Raum neu.“ Der Raum, in dem Musik aufgeführt wird, hat nicht nur akustisch einen großen Einfluss (Hall, Frequenzgänge, etc) auf die Musik, sondern auch emotional. Dieser Raum wird jetzt mittels technischer Hilfsmittel auf die ganze Welt ausgedehnt, der Konzertsaal verliert seine Mauern.

Anfang des Jahres konnte man in zwei verschiedenen Kategorien Musik für dieses Konzert einreichen. Einerseits gab es die historische Kategorie, die sich grob mit Musikepochen vor 1990 auseinandersetzte, und andererseits die innovative Kategorie, in der auch der Einsatz von modernen Instrumenten und Computertechnik erlaubt war, aber auch der Remix von alten Musikwerken.

Am 30. November werden 9 Stücke in unterschiedlichen Kontexten und mit unterschiedlicher Instrumentierung aufgeführt.


Die Perspektive der Musikerinnen und Musiker

„Absence“ (Richard Vella) und „In Ecclesiis“ (Giovanni Gabrieli) werden beinahe klassisch gespielt, mit einem Dirigenten, der allerdings im Gegensatz zu einer üblichen Konzertsituation keinen direkten Kontakt mit seinem Orchester hat, sondern via Video- und Audioübertragung mit den Musikerinnen und Musikern, die über die ganze Welt verteilt sind, verbunden ist. Daniel Linton France übernimmt diese schwierige Aufgabe, schließlich kann er das, was das Orchester spielt, nicht einmal hören, er folgt einem pinken Rauschen, das den Takt vorgibt und verlässt sich auf die exakte Ausführung des Orchesters.

Er wird übrigens während der Aufführung im Deep Space im Ars Electronica Center den Dirigentenstab schwingen, eine Etage tiefer im Seminarraum spielt ein Blasquartett, das Publikum ist herzlichst eingeladen, sich zwischen diesen zwei Räumen zu bewegen und zu schauen, wie es ist, den Dirigenten direkt und via Video zu sehen.

„Dark Emperor“ von Cat Hope setzt an Stelle von Notenblätter auf synchronisierte iPads, auf denen die Partitur der Zeitachse entlang abläuft. Die Instrumentalisten spielen jeweils eine anhaltende Note, die der Partitur entsprechend varriert wird.

„Transposed Dekany“ von Greg Schiemer verwendet iPhones und Stimmen als Grundlage des Klangs. Die ursprüngliche Idee ist der der ersten Klangwolke im Jahr 1979, bei der die Radios in den Linzer Haushalten zu einer großen Soundanlage zusammengeschlossen wurden, nicht unähnlich: Das Stück wird nicht über die Soundanlage der jeweiligen Veranstaltungsorte abgespielt, sondern über iPhones, die gleichzeitig Softwaresynth und Abspielgerät sind.


So siehts während des Konzerts im Seminarraum aus

Die Synchronisierung der Audio- und Videodaten erfolgt über zwei parallel laufende Systeme. Die grundlegende Kommunikation findet im Internet 2 statt, in einem Netzwerk, das vor allem im Forschungsbereich und da vor allem in den USA eingesetzt wird. Praktischerweise verfügen alle beteiligten Institutionen über einen Anschluss an dieses Netzwerk, das eine schnellere und stabilere Verbindung als im „normalen“ Internet ermöglicht. Für die Übertragung der Video- und Sprachpakete werden Soft- und Hardware von Polycom verwendet, einem der führenden Anbieter von Webkonferenzlösungen. Gleichzeitig wird JackTrip eingesetzt, um die Audiosignale synchron transportieren zu können. Die technische Seite ist natürlich nicht nur für das Publikum spannend, sondern auch für die Musikerinnen und Musiker, kleine Timing- oder Laufzeitenunterschiede, die durch die Netzwerktechnik entstehen könnten, haben natürgemäß einen großen Einfluss auf die Performance und müssen dementsprechend eingearbeitet werden. Den Proben fällt in diesem Zusammenhang eine entscheidende Rolle zu, schließlich spielt man nicht alle Tage in einem Orchester, das durch mehrere tausende Kilometer getrennt ist.

Alles in allem bahnt sich ein Highlight an, das Konzert beginnt bereits um 9:30 Uhr am Vormittag, die Zeitverschiebung zwischen den Spielorten macht die frühe Uhrzeit notwendig. Der Eintritt beträgt 2 €, Tickets sind ab sofort an der Kassa des Ars Electronica Center erhältlich.

Ars Electronica Hub – Producer and Technical Lead:
Kristefan Minski
Ars Electronica Futurelab
Kristefan.minski@aec.at

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