Am 27. März fand die erste 3D-Druck-Konferenz Österreichs, die print3Dfuture-Konferenz, im Wiener Odeon-Theater statt. Mit dabei war auch Ars Electronica in Gestalt von Alina Sauter, ihres Zeichens Arealsverantwortliche des FabLabs im Ars Electronica Center Linz. Sie referierte dort über den „3D-Druck für alle“. Nach ihrer Rückkehr haben wir mit ihr über das spannende Thema 3D-Druck gesprochen.
Hallo Alina, seit wann beschäftigst du dich mit 3D-Druck?
Alina Sauter: Ich bin 2008 zum Ars Electronica Center Linz gekommen, als ich noch an der Kunstuniversität Linz Keramik studiert habe. Die Linzer Kunstuniversität hat mit den Studienrichtungen Interface Cultures oder zeitbasierte Medien einen Schwerpunkt auf neue Medien gesetzt, weshalb man sich – auch wenn man etwa Keramik studiert – früher oder später damit beschäftigt. Und so habe ich dort 3D Modelling- und AutoCAD-Kurse besucht und bin zum ersten Mal mit 3D-Druck in Kontakt gekommen. Auch nach meinem Studium bin ich im Ars Electronica Center geblieben, wo es seit der Neueröffnung im Jahr 2009 einen 3D-Drucker im FabLab gibt.
Wer kann den benutzen?
Alina Sauter: Bei uns im FabLab kann Jede und Jeder einen Workshop machen und dabei Gegenstände mithilfe verschiedener Modelling-Programmen modellieren und anschließend dreidimensional ausdrucken. Auch SchülerInnen können mit ganz einfach zu bedienenden Programmen ihrer Kreativität freien Lauf lassen. Da der 3D-Druck mehrere Stunden dauert, werden die Objekte immer auch als Papiermodelle mittels Lasercutter angefertigt. Was das FabLab im Ars Electronica Center so besonders macht, ist seine Offenheit, eben die Tatsache, dass Jede und Jeder zu uns kommen und den 3D Drucker bedienen kann.
Alina Sauter bei der 3D-Druck-Konferenz in Wien
Auf der 3D-Druck-Konferenz hast du einen Vortrag über „3D Druck für alle“ gehalten. Ist das auch das Konzept, welches das FabLab des Ars Electronica Centers Linz verfolgt?
Alina Sauter: Es gibt FabLabs überall auf der Welt. Doch meist ist es so, dass der 3D-Drucker nur von ausgebildeten Personen genutzt werden kann. In diesen FabLabs muss man Mitglied sein, wie in einem Verein oder einem Hackerspace. Die BesucherInnen, die zu uns ins Museum kommen, müssen keiner Gruppe beitreten. Wir stellen den 3D-Druck nicht nur für eine bestimmte Community zur Verfügung, sondern für alle. Auch wenn man nicht selbst aktiv werden will, kann man sich bei uns nur mit den technologischen Entwicklungen des 3D-Drucks im medizinischen, künstlerischen oder gesellschaftlichen Kontext auseinandersetzen. Man kann bei uns aber natürlich auch selber gestalten und designen und das Ergebnis dann eben auch drucken.
Wie funktioniert so ein 3D-Druck nun eigentlich?
Alina Sauter: Man kann hier unterschiedliche Wege gehen. Entweder konstruiert man selbst etwas in einem 3D Modelling-Programm oder man lädt sich kostenlose Vorlagen von einer Internetplattform, wie beispielsweise Thingiverse, herunter oder man scannt etwas ein, das man später dreidimensional drucken will. Wenn man dagegen etwas reparieren möchte, nimmt man das kaputte Teil, scannt es ein, repariert es in einem 3D Modelling-Programm und druckt es dann wieder aus. Geht’s um eigene Ideen, fertigt man zunächst Skizzen auf Papier und modelliert das anschließend in einem geeigneten Programm. Viele Programme stellen Werkzeugkästen bereit, in denen man unterschiedliche Grundformen auswählen kann. Die meisten Gegenstände, die uns umgeben, basieren ja auf Elementen, wie Kugel, Ellipsoid, Quader, Würfel, Zylinder usw. Beim 3D-Modelling verwendet man meist eine Kombination dieser Formen. Nach der Modellierung kann man dann mit dem Druck beginnen.
Welches Material nutzt ihr für den Druck?
Alina Sauter: Unser 3D-Drucker druckt mit Kunststoff. Doch gerade in dem Bereich der Materialien passiert momentan sehr viel. Es gibt Drucker, die drucken nicht nur mit Kunststoff, sondern auch mit PLA (Anmerkung: PLA steht für polylactic acid, zu Deutsch Polymilchsäuren, die aus vielen chemisch aneinander gebundenen Milchsäuremolekülen aufgebaut sind). Es gibt auch Drucker, die können Metall drucken, Polymergips oder auch Porzellan. Uns es gibt welche, die essbare Materialien, wie zum Beispiel Zucker, verwenden. Barilla entwickelt momentan einen Nudel-Drucker und die NASA einen Pizza-Drucker.
Der Vorteil des 3D-Drucks ist, dass es völlig egal ist, wie viele Stück man produzieren muss oder wie kompliziert der Aufbau des Modells ist, denn es ist immer das gleiche Prinzip und es gibt keinen Qualitätsverlust. Das Objekt wird mittels Schichtaufbau gedruckt. Das ist auch der Grund, warum der 3D Druck in so vielen Branchen, wie der Auto- und Flugzeugindustrie, im Maschinenbau oder der Medizin eingesetzt wird.
Das FabLab des Ars Electronica Centers Linz hat ein 3D-Druckmodell eines fluoreszierenden Proteins gedruckt. Worum handelt es sich da?
Alina Sauter: Da das FabLab eines von insgesamt vier Labs der Ausstellung „Neue Bilder vom Menschen“ ist, versuchen wir auch mit den anderen Laboratorien Verbindungen zu schaffen. Etwa zum BioLab, wo gerade eine fluoreszierende Pflanze entstanden ist. Wir haben das selbe mit einem Protein einer Qualle versucht. Um die Struktur des Proteins besser sichtbar zu machen, haben wir das Protein zunächst als stark vergrößertes dreidimensional Modell gedruckt und danach zum Fluoreszieren gebracht. Das Prinzip des Fluoreszierens wird auch in der Gentechnik verwendet: Bei einem Experiment kann man normalerweise nämlich nur schwer nachvollziehen, ob es funktioniert hat oder nicht. Durch ein Fluoreszenzmikroskop kann man jedoch beweisen, ob das Experiment geglückt ist, denn sobald es fluoresziert hat es funktioniert.
Du hast dieses Modell auch auf der 3D-Druck-Konferenz vorgestellt. Welche Themen wurden auf der print3Dfuture-Konferenz noch präsentiert?
Alina Sauter: Die Konferenz war eine gute Mischung. Nicht nur die rechtliche Seite des 3D-Drucks wurde dort behandelt, auch Einsatzmöglichkeiten in Medizin, Design und Kunst und essbare 3D-Drucke wurden vorgestellt. Es wurde wirklich fast jeder Bereich abgedeckt. Vor allem die Podiumsdiskussion zum Thema Urheberrecht und 3D-Druck war sehr interessant, da dieses Thema in der Zukunft sicher noch sehr spannend wird. Im Moment ist das noch immer eine riesige Grauzone. Hier wartet alles auf einen großen Präzedenzfall mit die Gesetzgebung dann auf den neuesten Stand gebracht wird. Ich bin ich schon sehr gespannt wie sich dieses Gebiet in Zukunft weiterentwickeln wird.
Auch die letztjährigen Prix Ars Electronica Gewinner in der Kategorie [the next idea] voestalpine Art and Technology Grant haben sich durch das Projekt „Hyperform“ mit 3D-Druck beschäftigt. Worum gings bei diesem Projekt?
Alina Sauter: Marcelo Coelho und Skylar Tibbits beschäftigen sich mit der Faltung zur Erhöhung der Printkapazität. Die Idee zielt vor allem auf Besitzerinnen und Besitzer von Desktop-Druckern ab, sprich es geht um jene 3D-Drucker, die man bereits für zu Hause kaufen kann. Da man bei diesen Geräten immer auf die relativ geringe Größe der Druckkammer beschränkt ist, haben sich die beiden MIT-Researcher überlegt, dass man Formen auch noch anders definieren kann, außer über eine geschlossene Oberfläche. Sie haben also ein computerbasiertes Design entwickelt, mit dem es möglich ist das Raumvolumen eines Körpers mittels einer Linie zu definieren. Diese wird anschließend von einer Kettenpopulation bevölkert, welche dazu dient, dass die Linie durch Auskerbungen bzw. Einbuchtungen wieder zu einem ganzen Objekt zusammengesetzt werden kann. Das bedeutet, dass man ein sehr großes Projekt für den Druck so vorbereiten kann, dass es extrem platzsparend gedruckt wird und man am Schluss trotzdem ein Objekt bekommt, das viel größer ist, als die tatsächliche Druckkammer.