Seit mehreren Jahren ist das Mobile Ö1 Atelier auf dem Linzer Hauptplatz ein Fixpunkt im Festivalgeschehen. Dieses Jahr trägt Österreichs Kultursender dem Festvialthema Change nicht nur inhaltlich mit dem Umbrella Radio, sondern auch architektonisch Rechnung. Nämlich in Gestalt eines Simple Home des Salzburger Architekten Gerhard Feldbacher. Darin bzw. dahinter steckt ein nomadisches Wohnkonzept: das Simple Home passt sich den veränderlichen Lebensumständen seiner Bewohnerinnen und Bewohner an und lässt sich mit vergleichsweise geringem Aufwand von A nach B transportieren. Zum Beispiel zur Ars Electronica auf den Linzer Hauptplatz.
Ars Electroncia und der Kultursender Ö1 werden mit dem Umbrella Radio zum Ars Electronica Festival 2014, rund um das Mobile Ö1 Atelier, auf Sendung gehen. Zu festen Zeiten wird es mehrmals täglich ein Change-Radio-Ritual geben, bei dem der Zeremonienmeister Patrik Huber rund um das Atelier die Senderreichweite markiert. Mit einem kleinen Radioempfänger und Kopfhörern ausgestatteten Regenschirmen, spannen sich interessierte Hörerinnen und Hörer einen intimen Hörraum auf.
Wir haben uns vorab bereits mit Alexandra Wimmer, Ö1 Kommunikation, unterhalten, um herauszufinden, wie sich der Schwerpunkt „Orte in Bewegung“ bei Ö1 bemerkbar macht und was es mit den Regenschirmen als Hörraum auf sich hat.
Im Herbst wird es bei Ö1 den Schwerpunkt „Orte in Bewegung“ geben. Warum genau dieser Schwerpunkt?
Alexandra Wimmer: Schon seit 2013 verfolgt Radio Österreich 1 das Schwerpunktthema „Open Innovation“. Der Impuls hierzu kam aus der Wissenschaftsredaktion und beschreibt ein gesellschaftliches Umdenken, das derzeit auf vielen Ebenen des sozialen, politischen und wirtschaftlichen Zusammenlebens zu beobachten ist: Unternehmen öffnen ihre F&E-Abteilungen für die Ideen und das Feedback ihrer Kunden. Kunst- und Sozialprojekte wollen nicht mehr alleine auf staatliche Förderungen angewiesen sein, sondern setzen auf Crowd-Funding. Stadtbürgerinnen und -bürger, die von der kommerziellen Lebensmittelversorgung unabhängiger sein möchten, gründen Food-Coops, die regionale und nachhaltig produzierte Lebensmittel selbst besorgen und umverteilen. Das alles sind Anzeichen für eine neue Art von Empowerment und Dialogbereitschaft, die wir in Ö1 nicht nur abbilden, sondern auch lebendig machen wollten.
Daher haben wir unter dem Motto „Orte in Bewegung“ einen Aufruf gestartet und unser Publikum gebeten, Projekte zu nominieren, die ihre Umgebung nachhaltig verändern und das gesellschaftliche Zusammenleben nachweislich verbessern. Anzahl und Vielfalt der Einreichungen waren überwältigend: knapp 300 Projekte wurden eingereicht, von Stadtgärten über Nachbarschaftshilfen, selbst initiierte Bildungsprojekte, regionale Netzwerke bis hin zu Social Entrepreneurs.
Wie wird sich dieser Schwerpunkt bei Ö1 bemerkbar machen?
Alexandra Wimmer: In der Sendung „Radiokolleg“ wurde das Thema immer wieder behandelt und im August gab es die Sendereihe „Innovation.Leben“, in der von einer Fachjury ausgewählte Projekte ausführlich portraitiert wurden. Alle Sendungen zu diesem Schwerpunkt kann man im Internet auch nachhören. Am 17.10. kommt dann für alle Projekte der große Moment: die besten 3 Einreichungen werden beim „Open Innovation Forum“ im ORF Radiokulturhaus in Wien mit je € 2.000,- prämiert.
Zum Ars Electronica Festival geht dann, rund um ein mobiles Ö1 Atelier, das Change Radio auf Sendung. Was genau ist dieses mobile Ö1 Atelier?
Alexandra Wimmer: Das Mobile Ö1 Atelier ist unser jährlicher Beitrag zum Ars Electronica Festival. Schon seit 2007 ist das Atelier beim Festival zu Gast auf dem Linzer Hauptplatz und dient dabei unter anderem als Diskurszentrum, Projektraum, Werkstätte oder ganz einfach als Infopoint über das Programm des Festivals. Wir holen hierzu immer eine spannende und einladende Architektur nach Linz. Zum Thema „Change“ passend haben wir uns heuer für eine nomadische Struktur entschieden. Das Simple Home ist eine mobile Architektur, die dank ihrer Bauweise mit den sich ständig verändernden Lebensorten ihrer Bewohnerinnen und Bewohnern mithalten kann.
Welches Programm erwartet die Hörerinnen und Hörer während dieser Zeit?
Alexandra Wimmer: Es wird inhaltlich viel um Innovationen gehen, aber nicht im konventionell technischen Sinne, sondern vielmehr darum, wie Menschen neue und bestehende Werkzeuge im Sinne eines besseren Zusammenlebens oder nachhaltigeren Wirtschaftens einsetzen.
Was hat es mit den Regenschirmen auf sich?
Alexandra Wimmer: Die Umbrella Radios sind zu Radios umfunktionierte Regenschirme. Sie kommen aus dem Linzer Fundbüro und wurden mit einem kleinen Radioempfänger und Kopfhörern ausgestattet. Empfangen werden kann das Programm dann nur vor Ort und mit eben diesen speziell präparierten Schirmen. Darunter schafft sich jeder Hörer einen gewissermaßen intimen „Hörraum“, in dem man sich Zeit nehmen und sich intensiver auf das Gehörte einlassen kann.
Was wird unter den Schirmen zu hören sein und hört man unter jedem Schirm das Gleiche?
Alexandra Wimmer: Das „Programm“ unter jedem Schirm ist im Prinzip gleich, aber durch die besondere Hörsituation wird es wohl nicht von allen gleich wahrgenommen. Wer sich sein Programm aber lieber individuell zusammenstellt, kann rund um das Atelier Sendungsminiaturen sammeln. Dafür haben wir aus den vielen Einreichungen zum Wettbewerb besonders erwähnenswerte Praxisbeispiele herausgegriffen, die in ihrer Umgebung etwas wirklich Herausragendes umgesetzt haben. Diese akustischen Portraits kann man beim Mobilen Ö1 Atelier mittels QR Code downloaden, mitnehmen und im besten Falle sogar nachahmen.
Wie lange dauern diese Rituale und wie oft finden sie statt?
Alexandra Wimmer: Das Change-Radio sendet fünf Mal täglich. Um 10:30, 12:30, 14:30, 16:30, 18:30 Uhr. Zeremonienmeister Patrik Huber leitet die Sendungen jeweils ein und steuert noch dazu persönliche Ansichten und Erkenntnisse zum Thema „Change“ bei. Die Sendungen dauern jeweils zwischen 5 und 30 Minuten.
Können Besucherinnen und Besucher des Ars Electronica Festival das Gehörte in irgendeiner Weise im Radio reflektieren oder kommentieren?
Alexandra Wimmer: Wir freuen uns über Posts auf facebook.com/radiooe1 oder via Twitter @oe1.
Wer sich auch seinen eigenen Hörraum unter einem Regenschirm schaffen möchte und ganz im Sinne des Festivalthemas „Change“ akustische Juwelen aus dem Ö1 Archiv hören will, sollte zwischen Donnerstag, 4.9. – Montag 8.9.2014 jeweils um 10:30, 12:30, 14:30, 16:30 oder 18:30 Uhr auf den Linzer Hauptplatz kommen.