Die Kooperation zwischen Kunstuniversität Linz und Ars Electronica Center präsentiert bei „TIME OUT .06“ einmal mehr junge Medienkunst von StudentInnen des Bachelorstudiengangs Zeitbasierte und Interaktive Medien der Linzer Kunstuniversität.
Der „Lightstorm“ ist zwei Meter hoch, hat drei Meter Durchmesser und dreht sich fast 35 km/h schnell. Dabei handelt es sich um eine überdimensionale, rotierende Röhre, an der rundherum LED-Streifen eingearbeitet sind. Sobald sich der Zylinder dreht, interpretiert das Auge des Betrachters/der Betrachterin die schnell aufleuchtenden LEDs als Luftzeichnung. Auf der Retina im Auge entsteht dadurch der Eindruck pulsierender Bilder im Raum.
Wir haben mit den drei StudentInnen gesprochen, was es mit dem Lightstorm auf sich hat.
Credit: Martin Hieslmair
Ihr versteht den Lightstorm als Versinnbildlichung des Individuums im Trubel der Stadt. Wie seid ihr auf die Idee gekommen euer Projekt so zu gestalten?
Katharina Gruber: In einer Wiener Galerie hing ein riesiges, chaotisch abstraktes Bild einer jungen Künstlerin. Der Anblick des Bildes löste irgendwie so ein Gefühl von Ruhe inmitten eines Sturmes aus – als wäre man im Auge eines Tornados. Ein Gefühl welches man sonst kennt, wenn man den Trubel einer Großstadt einmal bewusst wahrnimmt und nicht einfach nur mit der Masse mitschwimmt. Beim Nachdenken über dieses Thema, visualisierten sich Bilder von vorbeiziehenden Lichtern, welche durch die schnelle Bewegung die Wahrnehmung und somit auch die Aussagekraft des Gesehenen verändern.
Credit: Magdalena Leitner
Warum beschäftigt ihr euch mit diesem Thema?
Gregor Woschitz: Dieses Thema betrifft uns alle! Die Lichtverschmutzung in Städten, wie zum Beispiel durch Werbeflächen oder Medienfassaden, nimmt zu. Die Beschleunigung unserer Zeit durch digitale Medien und anderen technologischen Weiterentwicklungen ist eine Umstellung für uns alle. Die Ruhemomente werden weniger, man muss mit der Zeit mithalten und ein andauerndes Gefühl von Hektik und Überforderung entsteht. Die neue Art der Informationsübertragung wird hauptsächlich über Licht transportiert, wobei Licht nichts greifbares ist und uns dennoch alle umgibt.
Credit: Magdalena Leitner
Wie funktioniert das genau, dass das Auge Bilder wahrnimmt, sobald sich der Zylinder dreht?
Laurin Döpfner: Bilder beziehungsweise Farben, welche in genügend schneller Bildfrequenz aufeinanderfolgen, werden durch die Trägheit des Auges im Gehirn zu einer durchgehenden Bewegung verschmolzen. Den Effekt kennt man vielleicht vom Experiment mit dem Blatt Papier – auf der Vorderseite ein Vogel, auf der Rückseite ein Käfig – bei dem durch schnelle Drehung der Eindruck entsteht, dass der Vogel im Käfig sei. Wenn man dieses Prinzip auf bewegte, leuchtende Objekte anwendet kann man so Bilder in die Luft zeichnen.
Credit: Martin Hieslmair
Inwiefern hat euch euer Studium „Zeitbasierte und Interaktive Medien“ beim Lightstorm unterstützt?
Gregor Woschitz: Es hat uns sehr geholfen, da uns dort die technischen Grundlagen vermittelt wurden. Das Projekt hat aber viel mehr Tiefgang als das Studium, das ja sehr breit angesiedelt ist. Alles Know-How darüber hinaus mussten wir entweder schon mitbringen oder uns selbst aneignen. Hier sollten wir aber hinzufügen, dass das Projekt ohne den Räumlichkeiten und der Infrastruktur der Kunstuni und ohne unseren engagierten Professorinnen und Professoren niemals zustande gekommen wäre.
Credit: Magdalena Leitner
Wer von euch ist wofür im Projekt zuständig? Und erleichtert es die Arbeit, dass ihr zu dritt seid oder seid ihr auch manchmal unterschiedlicher Meinung?
Katharina Gruber: Wir sind sogar öfters unterschiedlicher Meinung. Aber genau das macht auch die Würze aus und macht das Projekt insgesamt besser, da unterschiedlichen Meinungen zu vielfältigeren Ideen führen. Viele wurden umgesetzt, andere müssen eben noch ein wenig warten. Arbeitsteilung hat es natürlich in vielen Bereichen gegeben, jedoch gerade anfangs war quasi jeder für alles zuständig, was auch dem geschuldet ist, dass wir mit dem Projekt komplettes Neuland betreten haben.
Credit: Magdalena Leitner
Was waren die größten Herausforderungen?
Laurin Döpfner: Wir haben uns weit aus unserer Komfortzone herausbewegt. Die zwei größten Herausforderungen waren einerseits die Mechanik, da wir doch eine kinetische Arbeit geschaffen haben bei der nicht zu unterschätzende physikalische Kräfte auftreten. Andererseits war da die Optimierung der Datenübertragung, da wir sichergehen wollten an die theoretische Grenze der LEDs zu gehen – sprich: maximale Wiederholrate und maximale Auflösung. Trotzdem wollten wir uns die Möglichkeit offen halten das Objekt in Echtzeit zu bespielen, da wir die Arbeit in Zukunft auch im performativen Kontext präsentieren wollen.
Den „Lightstorm“ finden Sie im Ars Electronica Center in der Main Gallery im Stockwerk -3.
Präsentationszeiten:
SA, SO, Feiertag: 11:00-17:00 (zu jeder vollen Stunde)
DI-FR: auf Anfrage