Gallery of Code: Prototypen für Afrika

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Lebensmittel, die sonst in die Mülltonne gelangen, an Waisenhäuser und bedürftige Familien in Nigeria zu verteilen – das war die Vision von Oskar Ekponimo’s App, die sein Unternehmen Chowberry Inc. bereits entwickelt hat. Jetzt hat sich der „Next Generation Leader“, zu den ihn das TIME Magazin seit einem Jahr zählt, einem weiteren Projekt angenommen: der „Gallery of Code“. In einem Gebäude mit blau-oranger Fassade, dem „Ocean Centre“, treffen wir in der nigerianischen Hauptstadt Abuja Oskar Ekponimo bei der Präsentation des neu errichteten multidisziplinären Labors, das gemeinsam mit Ars Electronica Linz, seinen Partnern und durch finanzielle Hilfe des österreichischen Bundesministeriums für Europa, Integration und Äußeres (Multilaterale Auslandskulturpolitik) und der österreichischen Botschaft in Abuja auf die Beine gestellt wurde. Wenige Tage zuvor hat er sich noch persönlich als Juror beim Prix Ars Electronica 2018 in Linz an der Suche nach den besten Digital-Community-Projekten beteiligt.

Gallery of Code

Credit: Gallery of Code

Jetzt ist der Moment gekommen, an dem sich seine nächste Vision in Wirklichkeit verwandeln kann: ein Ort, an dem künstlerische, wissenschaftliche und technologische Zugänge auf wissbegierige StudentInnen und junge Start-up-GründerInnen treffen; ein Ort, ausgestattet mit den Tools des 21. Jahrhunderts; ein Ort, an dem Wissen transferiert, Ideen ausprobiert und Prototypen gebaut werden, die direkt in Afrika entstehen und sich lokalen Herausforderungen rund um Gesundheit, erneuerbare Energie und Landwirtschaft zuwenden. Im Interview erzählt uns Oskar Ekponimo mehr davon.

Gallery of Code

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Sie haben erst kürzlich die „Gallery of Code“ in Abuja ins Leben gerufen – welche Aufgabe hat diese neue Forschungs- und Innovationseinrichtung?

Oscar Ekponimo: Das Ziel ist die Förderung von Kreativität und technologischer Innovation durch intensive Forschung und Entwicklung, wobei fortschrittliche Werkzeuge und Fachkenntnisse aufeinandertreffen. Meine Hoffnung besteht darin, dass die Projekte, die aus diesem Prozess hervorgehen, lokale Herausforderungen lösen und das allgemeine Wohlergehen der Menschen in Afrika verbessern werden. Durch Wissenstransferprogramme, internationale Austauschprogramme und Aufenthalte bei der Ars Electronica sollen kreative Lösungen für die Herausforderungen wichtiger Themenbereiche in Afrika zu tragfähigen Innovationen entwickelt werden. Die Themenbereiche umfassen Landwirtschaft, Gesundheit, grüne Energie, Medienkunst und Bildung.

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Warum haben Sie sich bei diesem Projekt für eine Zusammenarbeit mit der Ars Electronica entschieden?

Oscar Ekponimo: Ars Electronica ist weltweit führend in den Bereichen Kunst, Technologie und Wissenschaft, die dabei auch auf deren Auswirkungen auf Gesellschaften und Gemeinschaften eingeht. Wissenschaft, Kunst und Technologie so einzusetzen, um die Gesellschaft in einer wirkungsvollen Weise zu beeinflussen – das war der ausschlaggebende Faktor für die Entscheidung, mit der Ars Electronica Linz zu arbeiten. Dies stimmt auch ganz klar mit dem Auftrag der „Gallery of Code“ überein. Entscheidend ist auch ihre Expertise in den Bereichen Forschung und Entwicklung mit Ars Electronica Futurelab und ihre Verbindungen zu Institutionen und Netzwerken, die wir nutzen können, wie zum Beispiel das MIT Media Lab, das European Science Network und QUT.

„Durch den Austausch von Wissen gibt es ein riesiges Potenzial für Fortschritt, Technologie und Kunst in Afrika.“

Können Sie uns sagen, welche Werkzeuge und Maschinen bereits in der „Gallery of Code“ verfügbar sind?

Oscar Ekponimo: Wir verfügen über einen hochmodernen 3D-Drucker, über ein digitales Kathodenstrahl-Oszilloskop, über Komponenten für interne Schaltkreise, Heißluftpistolen und andere fortschrittliche Werkzeuge, die man braucht, um Prototypen herzustellen. Dazu stehen viele Lernressourcen bereit, um neue Prototypen für Erfindungen zu kreieren.

Gallery of Code

Credit: Gallery of Code

Wer kann dieses Labor nutzen und wie bekommt man dazu Zugang?

Oscar Ekponimo: Jeder mit einem kreativen Geist – ob DesignerInnen, KünstlerInnen, TechnologInnen, ForscherInnen, InnovatorInnen oder grundsätzlich Menschen, die ein Interesse daran haben, mit uns ein kreatives Projekt zu schaffen oder zu entwickeln.

Wir beginnen mit zwei Hauptprogrammen – WorkLearn® und Live:Paper®. WorkLearn® ist ein dreimonatiges technisches Kompetenz- und Technologie-Programm, das darauf abzielt, kreative TechnologInnen und KünstlerInnen mit technischem Fachwissen auszustatten, damit sie kreative Lösungen entwickeln können, die die Gesellschaft positiv beeinflussen. Nach Abschluss des WorkLearn-Programms werden die TeilnehmerInnen gemeinsam mit ExpertInnen unserer internationalen Partnereinrichtungen im Labor eine neue Erfindung, ein neues Projekt oder eine neue Lösung entwickeln und Residencies in Labors an Partnerinstitutionen absolvieren. Live:Paper® ist ein Programm, mit dem Forschungsarbeiten und innovative Projekte in tertiären Einrichtungen und Universitäten in Nigeria zum Leben erweckt werden sollen. Hervorragende MSc- und Undergraduate-Abschlussarbeiten werden von einer Jury aus UniversitätsprofessorInnen und InitiatorInnen dieser Residencies empfohlen, um gemeinsam mit GastwissenschaftlerInnen aus unserem Pool von internationalen Partnern daraus Prototypen oder Lösungen im Labor zu entwickeln.

Gallery of Code

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Die „Gallery of Code“ befindet sich in Nigeria. Was sind die Herausforderungen in diesem Land in Bezug auf Technologie und Programmierung?

Oscar Ekponimo: Die wesentlichen Herausforderungen sind intellektuelles oder technisches Know-how, über das Coden hinaus sind es die richtigen Werkzeuge, Geräte und Wissensressourcen, die nicht ohne weiteres für die Entwicklung neuer Erfindungen und kreativer Lösungen zur Verfügung stehen. Eine zweite Herausforderung ist der Zugang zu finanziellen Mitteln für Forschungs- und Entwicklungsarbeiten, um moderne technologische Lösungen zu schaffen.

Das TIME Magazine hat Sie als Next Generation Leader für Ihr Chowberry-Projekt bezeichnet – haben Sie einen Ratschlag für Menschen, die daran denken, solche Projekte zu starten?

Oscar Ekponimo: Haben Sie eine kühne Vision, bleiben Sie auf Kurs, konzentrieren Sie sich. Nichts kann Sie daran hindern, Ihre Träume mit Visionen, Beharrlichkeit und Konzentration zu erreichen.


Unterstützt vom Bundesministerium Europa, Integration und Äußeres

Oscar Ekponimo

Oscar Ekponimo ist Gründer von Chowberry Inc., ein Software-Unternehmen, das eine App entwickelt hat, die Lebensmittelgeschäfte mit NGOs und Wohltätigkeitsorganisationen verbindet, um Produkte kurz vor ihrem Ablaufdatum und nicht verkaufte Ware bedürftigen Menschen zukommen zu lassen. Das TIME Magazine zählte ihn 2017 deshalb zu den Next Generation Leaders. Zuvor war er als Technologieberater für nigerianische Militäreinrichtungen tätig. Als Absolvent der EDC/Lagos Business School erwarb er einen Abschluss in Informatik an der Universität Calabar in Nigeria und nahm am ersten Stanford Technology Ventures Programm (STVP) teil. Für Ars Electronica begab er sich kürzlich in die Rolle als Juror beim Prix Ars Electronica 2018 in der Kategorie „Digital Communities“.

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