Die Ars Wild Card ist eine iPhone-App (keine Sorge, weitere Plattformen kommen bald!), mit der man einen QR-Code scannt, der Teil der Beschreibung eines Ausstellungsstückes oder eines Workshops ist. Als nächstes nimmt man ein Foto auf, zum Beispiel, wie man in heroischer Pose auf das Werk zeigt, die Software bastelt einen Rahmen inklusive Beschreibung um das Bild, das man dann noch kommentieren und mit der Welt teilen kann, sowohl per Web (Facebook, Twitter, …) oder in Form eines guten alten Ausdrucks. „Wild Card“ fungiert dabei als Platzhalter – für was alles, das kommt jetzt.
Ursprünglich wurde die Ars Wild Card aus dem Impuls heraus entwickelt, dass die Besucherinnen und Besucher einer von Ars Electronica 2011 kuratierten Ausstellung in Osaka, Japan nicht „nur“ Projekte präsentiert bekommen, sondern auch Mittel und Wege vorfinden sollten, ihre Erlebnisse mitzuteilen. Einer der ersten Gedanken dabei war die Integration der sozialen Netzwerke, ebenso wie die Einbindung der Projekte in die Cloud, um die Erfahrungen der Besucherinnen und Besucher mit den Projekten loszulösen von dem Ort, an dem sie stattfinden.
Ebenso wichtig war für Emiko und Hideaki Ogawa und Manuela Naveau, denjenigen, die das Konzept für die Wild Card umsetzten, der Aspekt der fotografischen Dokumentation von Ausstellungen, die sich mit der Wild Card quasi von selbst erledigt. Nicht zuletzt für die Künstlerinnen und Künstler selbst ist es spannend zu sehen, wie das Publikum ihre Werke wahrnimmt, wie die Auseinandersetzung mit dem Ausstellungsstück stattfindet. Gerade im Bereich der Medienkunst, wo es oftmals Projekte gibt, die zum Ausprobieren und Benutzen einladen, ist diese „Funktion“ der iPhone-App eine enorm wertvolle, da man Feedback aus unterschiedlichsten Perspektiven erhält.
Eine Sache, die in der Entwicklung aber noch nicht vorauszusehen war, ist die Art und Weise, wie die Besucherinnen und Besucher in Osaka die Wild Card verwenden würden, um selbst kreativ zu werden. Dabei wirkte die Wild Card geradezu wie ein Katalysator, wie ein Element, das Prozesse vereinfacht und beschleunigt. Ähnlich wie bei der interaktiven Installation Shadowgram, an dessen Entwicklung Emiko und Hideaki Ogawa ebenfalls beteiligt waren, wächst das Projekt und auch das Kunstwerk über seine eigenen Grenzen hinaus.
Gerade eben war die Ars Wild Card bei Tokio Great Creativity 2012 – The Revolution Of The Geniuses im Einsatz, einen Eindruck davon, wie das Publikum dort mit der Wild Card umgegangen ist, kann man sich hier oder hier schaffen.
In Zukunft werden auch die Ausstellungen im Ars Electronica Center die Ars Wild Card einbinden und man darf auch schon gespannt sein, welchen Einfluss dieses kleine Programm auf das nächste Festival im September haben wird. Bis dahin kann man schon mal in diversen Workshops üben, aber auch im Center wird man bald Gelegenheit haben, das Smartphone anzuwerfen und der Welt zu zeigen, wie man die Dinge wirklich sieht.