Der Collide@CERN Residency Award geht in die zweite Runde, wieder haben sich Dutzende Künstlerinnen und Künstler aus der ganzen Welt um die Möglichkeit beworben, am CERN in Genf und im Ars Electronica Futurelab in Linz ihre Projekte in einer potentiell komplett neuen Umgebung umzusetzen, mit den hellsten Köpfen aus der Welt der Wissenschaft und der Kunst zusammen zu arbeiten und Inspiration für die eigenen Werke zu schöpfen.
Diese Chance wahrnehmen kann Bill Fontana (US) als der Gewinner des Collide@CERN Resideny Award 2013. Sein Metier ist die Akustik, seine “sound sculptures”, wie er seine Arbeiten seit 1976 nennt, spielen mit der Wahrnehmung von Schall, Zeit und Raum. Fontana platziert an verschiedenen akustischen Quellen Mikrofone, Sensoren und ähnliche Gerätschaften und sammelt die Höreindrücke an einer zentralen Position, an der man eine akustische Welt erleben kann, die so in der Realität nicht existiert. Fontana spielt mit der Wahrnehmung von Raum und Zeit, arrangiert akustische Ereignisse in neuen Kontexten.
Bill Fontana mit seiner Goldenen Nica, die er 2009 für „Speeds of Time versions 1 and 2“ in der Kategorie „Digital Musics“ erhalten hat
Seit den 1990ern beschäftigt sich Fontana vermehrt mit der Erforschung seismischer Netzwerke, so versucht er die Bewegung von Meereswellen akustisch zu erfassen. Eine Übersicht seiner bisherigen Projekte ist auf resoundings.org zu finden.
Dass ein so etablierter Künstler wie Bill Fontana ein Projekt für den Collide@CERN Residency Award einreicht spricht für dessen Renomée. Ariane Koek, gemeinsam mit Michael Doser Teil der Jury und am CERN für Kunst und Kultur verantwortlich, freut sich über die gestiegene Anzahl der Länder, aus denen die Einreichungen kamen. Michael Doser freut sich über Fontanas Bereitschaft, sich auf CERN und die völlig neue Umgebung einzulassen, die Stimmungen und Perspektiven zu absorbieren und aus dieser Umgebung mit neuen Ideen herauszukommen.
So stellt für Doser Collide@CERN ein spannendes Experiment dar, wie sich die Blickweisen eines Künstlers mit jenen der Wissenschaft vereinen lassen, und er hofft, dass das Experiment lang genug laufen wird können, um Erkenntnisse zu gewinnen, denn schließlich ist er es gewohnt, jahre- oder sogar jahrzehntelang an einem Experiment zu arbeiten, die Mühlen der modernen Wissenschaft mahlen sehr umfangreich, doch auch sehr langsam, bis sie zu fundierten Ergebnissen kommen.
Das Verhältnis zwischen den KünstlerInnen, die in Genf am CERN vorbeischauen, und den WissenschaftlerInnen beschreibt er so, dass es sich ein wenig so anfühlt, als gäbe es einen neuen Club in der Stadt, den man unbedingt besuchen müsste. Die Neugierde ist groß, man weiß nicht so recht, was von einer Begegnung mit der Kunst zu erwarten ist.
So erzählt Ariane Koek, dass sich die WissenschaftlerInnen anfangs mit einem gehörigen Respekt an Julius von Bismarck, dem ersten Preisträger des Collide@CERN Residency Award, heranwagten, dieser allerdings selbst auch einige Zeit brauchte, um sich an die neuen Verhältnisse, an die neue Umgebung und an den Umgang miteinander zu gewöhnen. Wie sich diese zwei Welten gegenseitig beeinflussen, das ist für Doser Gegenstand von Collide@CERN und wird sicher auch im Fall von Bill Fontana eine spannende Frage bleiben.
Im Dezember wird Bill Fontana erste Testaufnahmen im LHC des CERN durchführen, im Februar wird der Teilchenbeschleuniger nämlich für 2 Jahre für Umbauten geschlossen.