Das Team hinter Zeit ist Held erzählt im Interview, wie die Idee zur Ausstellung entstanden ist, was sie persönlich aus der Recherche mitgenommen haben und worüber sie sich besonders freuen würden. Die Ausstellungseröffnung ist am 6.12. um 18:30 Uhr, nehmen Sie sich die Zeit!
Wie seid ihr auf Idee von Zeit ist Held gekommen, wie hat sich die Idee entwickelt?
Thomas Mühlberger: Ursprünglich ist das Projekt ein Masterprojekt, das ist die Basis. Wir wollten am Anfang Life Damage umsetzen, Visualisierungen von Umwelteinflüssen, haben lange an der Idee herumgesponnen und sind dann draufgekommen, dass wir etwas machen wollen, das von der Thematik her wirklich jeden interessiert. So sind wir zum Thema Zeit gekommen. Umwelteinflüsse waren im Endeffekt deswegen nichts für uns, weil wir uns alle selbst an der Nase packen haben müssen und uns gesagt haben: Eigentlich sind wir auch keine Umweltheiligen. Das, was wir zeigen wollten, konnten wir nicht selbst zu 100% vertreten. Durch viele Themen sind wir dann auf das gesellschaftlich relevante Thema schlechthin gekommen, und das ist Zeit, ihr kann sich niemand entziehen, für jeden Menschen ist Zeit ein wichtiger Punkt.
War es eine Vorgabe für das Masterprojekt, dass es sich um eine Ausstellung handeln muss?
Friederike Krepela: Das Format war absolut offen, die Vorgabe war: Macht etwas Cooles! Weder Thema, noch Medium waren vorgeben. Unser Studiengang hat ja schon verschiedene Ausrichtungen (Game Design, Mediendesign, etc.), als Mediendesigner ist man da sowieso sehr offen.
Thomas Altmanninger: Ein übliches Betätigungsfeld als Mediendesigner ist beispielsweise eine Website, bei einem Projekt, das über zwei Jahre rennt, kann man aber nicht einfach nur eine Website machen. Wir hatten ein großes Thema und haben uns nicht überlegt: „Welches Medium wollen wir machen?“, sondern „Welches Medium macht am meisten Sinn?“ Dann haben wir mit den Ideen, mit den Konzepten herumgespielt, uns überlegt, wie wirken sie am besten. Im Verlauf dieses Prozesses hat sich herauskristallisiert, dass manche Ideen als Objekt, andere als Installation, oder online, oder gedruckt am besten funktionieren. Wir haben uns immer das Medium gesucht, das am besten für die jeweilige Idee passt.
Friederike Krepela: Für uns war von Anfang an der Besucher im Vordergrund, deswegen bot sich eine Ausstellung an, weil das die Form ist, wo man die Leute am direktesten erreichen kann, vielleicht anders, als es über eine Website möglich ist, dass man gerade so ein Thema wie Zeit so am besten greifbar machen kann.
Hattet ihr beim Entwerfen der Ausstellung schon einen konkreten Raum im Kopf, wusstest ihr schon, wo sie stehen wird?
Thomas Altmanninger: Wir haben relativ bald einen Ausstellungsraum gefunden, haben probiert, die Werke an den Raum anzupassen, kurzfristig kam aber etwas dazwischen und es ist aus dem ursprünglichen Plan nichts geworden. Als sehr glückliche Notlösung haben wir den Showroom der FH Salzburg verwenden können, da waren die Werke zum Großteil fertig, haben überlegt, wie wir sie in den Raum bauen können. Wir hatten allerdings von Anfang an eine nette Idee im Hintergrund, dass wir das Ganze als Wanderausstellung gestalten wollen, beim Konzeptionieren der Werke, beispielsweise beim Zug der Zeit, haben wir geschaut, dass man sie relativ einfach zerlegen kann und in einem Kleintransporter herumführen und wo auch immer man möchte aufstellen kann, ohne dass man mehr als Haken an den Wänden und Strom benötigt.
Umwelt und Nachhaltigkeit sind also doch in der Ausstellung drangeblieben.
Thomas Altmanninger: Genau. Wir hatten auch ein super Bild, wo man die ganze Ausstellung in einem Kleintransporter sieht.
Hat sich durch die Recherche euer Zugang zum Thema Zeit geändert, geht ihr jetzt anders mit eurer Zeit um?
Thomas Altmanninger: Die Beschäftigung mit der Literatur hat uns sehr stark beeinflusst. Wenn man an einem Thema wie Zeit arbeitet, wir haben sehr intensiv daran gearbeitet, kommt man drauf, dass man das, was man liest, was man als Wissen gewinnt auch umsetzen sollte. Wir haben diesbezüglich dann fixe Arbeitszeiten beschlossen, anstatt Tage durchzuarbeiten, wir haben uns gesagt, gerade in Bezug auf innere Uhr, Burn-Out, etc., dass es gut wäre, auch umzusetzen, was man liest. Wir machen eine Ausstellung zum Thema Zeit, insofern wäre es gut, wenn wir unsere Zeit auch bewusst gestalten.
Friederike Krepela: Was aber nicht heißt, dass wir das geschafft hätten.
Tobias Furtschegger: Zur ersten Vernissage war die Ausstellung 15 Minuten vorher fertig, wenn überhaupt.
Thomas Altmanninger: Das streben wir dieses Mal übrigens nicht an.
Habt ihr die Zeit festgehalten, wieviel ihr investiert habt?
Friederike Krepela: Ja, teilweise. Wir habens versucht.
Thomas Altmanninger: Wir haben auf jeden Fall festgehalten zu Beginn, was wir schätzen, wieviel ein Projekt in Anspruch nimmt und waren eigentlich überall das Doppelte über der Schätzung. Das war aber eher aus Managementsicht interessant, wie gut sind wir im Einschätzen (wichtig für Folgewerke).
Marlene Eggenreich: Jetzt wissen wir, dass wir unsere Schätzungen einfach verdoppeln.
Tobias Furtschegger: Was aber wichtig ist: In der Ausstellung dreht sichs nie um eine Zeitspanne, um eine Zeitdauer, Studienkollegen haben auch ein Projekt zum Thema Zeit gemacht, sie haben sich aber zum Ziel gesteckt, dass sie zu jedem Projekt nur 40 Stunden arbeiten. Das ist bei uns nicht der Fall, wir haben uns künstlerisch, konzeptionell mit dem Thema Zeit auseinandergesetzt und eine gesellschaftliche Relevanz da hineingebracht, die Zeitdauer war also nicht so wichtig wie das eigentliche Thema.
Thomas Mühlberger: Was es uns gebracht hat, ist, dass wir aus dem Thema unsere Masterthesen abgeleitet haben, mehr oder weniger.
Wie waren bisher die Reaktionen?
Friederike Krepela: Die ersten Reaktionen waren überraschend so positiv, dass wir uns alle erstmal unglaublich gefreut haben, das haben wir einfach nicht erwartet. Wir haben unglaublich viel Zeit hineingesteckt, und gerade in den letzten Abenden vor der Eröffnung, wo es wirklich knapp geworden ist, und wir durchgearbeitet haben, wo man sich teilweise gedacht hat: „Super, jetzt stellen wir das alles auf, und dann laufen die Leute in zehn Minuten durch, schauen sich alles an, drehen überall einmal, und dann sind sie wieder weg. Dafür machen wir das jetzt?“ Unter dem Zeitpunkt waren diese Gedanken im Raum. Als dann die ersten Besucher kamen, die ersten „Wows!“ und „Was ihr euch da alles gedacht habt?“, das war für uns alle viel positiver, als wir es erwartet hätten. Sehr schön ist auch, dass wir geschafft haben, was wir von Anfang an wollten, dass sich die Leute mit dem Thema beschäftigen, dass sie etwas mitnehmen aus der Ausstellung, dass sie sich wirklich interessieren, dass es das Thema die Leute wirklich anspricht.
Marlene Eggenreich: Genau, wie gesagt, wir hatten das Gefühl, die Leute laufen in 10 Minuten durch, aber die Leute waren teilweise 3, 4 Stunden in der Ausstellung, haben sich intensiv mit dem Thema auseinandergesetzt und auch untereinander zu diskutieren begonnen, gerade beim Zeitkrankheitsformular, beispielsweise, wo dann wirklich diskutiert wurde und die Leute auch sehr offen waren, was Privates betrifft, cool, dass man das so mitbekommen hat.
Thomas Altmanninger: Womit wir auch nicht gerechnet hatten, waren Ausstellungsbesucher, die so begeistert waren, dass sie Freunde verpflichtet haben, die Ausstellung zu besuchen, Freunde, Studienkollegen mitgebracht haben.
Friederike Krepela: Es gab überhaupt recht viele Besucher, nicht nur Studienkollegen, die sich die Ausstellung mehrfach angeschaut haben.
Thomas Altmanninger: Es war auch wirklich durchwegs so, von Studenten, FH-Personal bis hin zur Landeshauptfrau, dass sie bereut haben, dass sie nur wenig Zeit hatten, um sich die Ausstellung anzuschauen und durchhetzen müssen.
Friederike Krepela: Interessant war auch, dass die Ausstellung verschiedenste Altersgruppen angesprochen hat, dass sowohl ältere Besucher, als auch Schulklassen etwas in der Ausstellung gefunden haben, mit dem sie etwas anfangen konnte.
Was erwartet ihr euch im Center?
Thomas Mühlberger: Ganz wenige Anrufe, dass irgendwas nicht funktioniert.
Thomas Altmanninger: Nach dem Showroom haben wir ja noch einmal ausgestellt, in der Schmiede in Hallein. Da haben wir gemerkt, dass es ein anderes Zielpublikum gibt, dass da ganz unterschiedliches Feedback gekommen ist. Im Center haben wir die Möglichkeit, dass es eine große Masse sieht, weil sowohl im FH-Gebäude, als auch bei der Schmiede doch keine echte Öffentlichkeit Zugang hatte. Hier ist es dann doch ein anderer Kontext, ich würde es wunderschön finden, wenn die Leute hinausgehen und sagen würden: „Dieser Teil hat mir besonders gut gefallen!“ Wenn sie aus unserer Ausstellung etwas mitnehmen würden, das wäre großartig.
Habt ihr Lieblingsinstallationen?
Friederike Krepela: Ganz unterschiedlich. Die Mischung machts aus, digitale Werke, analoge Werke, man kann sich teilweise Sachen nur anschauen, Sachen ausprobieren, sich etwas mit nach Hause nehmen, Sachen anhören, die Mischung ist das Schöne.
Wie wird es bei euch weitergehen?
Thomas Altmanninger: Abhängig natürlich vom Feedback, das wir jetzt hier bekommen, könnten wir uns schon vorstellen, die Ausstellung noch an andere Orte zu bringen.
Tobias Furtschegger: Beruflich steht jetzt mal als nächstes die Masterprüfung an, dann schauen wir uns mal um, was wir tun werden.
Thomas Mühlberger: Prinzipiell können wir uns aber schon vorstellen, in dem Bereich Ausstellungen zu bleiben, weil man da ja doch etwas Nachhaltiges schafft, was jetzt im klassischen Werbe- oder Designbereich ja nicht unbedingt immer so ist.
Werdet ihr Zeit, euch die Ausstellung selbst anzuschauen?
Vinzenz Mayrhofer: Ich werde ganz sicher mal vorbeikommen und mir einmal von einem Infotrainer erklären lassen, was denn in der Ausstellung zu sehen ist, das würde mich sehr interessieren, wie andere diese Inhalte vermitteln.
Zeit ist Held ist ab 6. Dezember im Ars Electronica Center zu sehen. Bei der Ausstellungseröffnung am 6.12. um 18:30 Uhr ist das ganze Team anwesend und freut sich sicher auf Gespräche.