Wie eine zweite Natur – WALL

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Rejane Cantoni und Leonardo Crescenti sind die kreativen Köpfe hinter WALL, einer kinetischen Installation, die akutell im VW Automobil Forum Unter den Linden zu sehen ist (und nach Ende der Ausstellung in Berlin nach Linz ins Ars Electronica Center wandern wird!). Im Zuge des Aufbaus von „Wie eine zweite Natur“ gab es Gelegenheit zum Gespräch.

Wie ist das Konzept von WALL entstanden?

Um audio-visuelle haptische Interfaces, oder wenn man so möchte, umfassende und interaktive Installationen zu erschaffen, die Bilder, Geräusche, Gerüche und haptische Ereignisse erzeugen, je nachdem, wie die Besucherinnen und Besucher mit den Installationen interagieren, bedienen wir uns der Methoden, Strategien und Einflüsse verschiedenster Wissensfelder.

Ganz allgemein sind die Methoden, die Theorien, die Sprachen, die Materialien und die Teams von den Funktionen und von den Problemen bestimmt, mit denen wir uns auseinandersetzen. In diesem Prozess lauten die entscheidenden Fragen: Was ist die Idee? Wo wird die Installation implementiert, in welcher Umgebung? Wieviel Zeit haben wir für die Umsetzung, wie lange soll die Installation ausgestellt sein? Wer wird sie nutzen? Wer sind die GesprächspartnerInnen? Hat schon jemand etwas Ähnliches gemacht, hat jemand etwas Ähnliches versucht? Wieviel Ressourcen stehen zur Verfügung?

Im Gespräch mit Gerfried Stocker, künstlerischem Leiter der Ars Electronica

Was waren die größten Herausforderungen bei der Umsetzung dieses konkreten Projekts?

Die zentrale Herausforderung unserer Forschungsarbeit (inklusive WALL) ist die Entwicklung und Implementierung verschiedenster Gerätschaften, die es ermöglichen, verschiedene multi-sensorische Mechanismen von Interaktion und Erfahrung zu schaffen.

Die Betonung liegt darauf, komplexe Aspekte der physischen Welt, oder der Zeichenwelt, oder von Hybridumgebungen in sensorische Informationen zu übersetzen, die jeder und jede verstehen kann. Das bedeutet, dass wir Geräte designen und entwickeln müssen, die im Stande sind, für die Besucherinnen und Besucher Szenarien zu schaffen, in denen sie auf natürliche und intuitive Weise Ideen, Theorien, Erfahrungen und physikalische Phänomene erfahren, empfinden und verstehen können. Das bedeutet für uns, dass wir viel forschen und entwickeln müssen, dass wir audio-visuelle taktile Interfaces integrieren müssen, die auf Menschen ausgerichtet sind, Interfaces, die die kognitiven und sensorischen Fähigkeiten des/der Interagierenden in Betracht ziehen können, in Situationen, die entweder Veränderungen der Wahrnehmung und des eigenen Verhaltens fordern oder sie zumindest reflektieren. Solche Situationen können sich auf Zeit, Raum, Energie, Mensch-Mensch-Beziehungen, Mensch-Maschine-Beziehungen oder auch Maschine-Maschine-Beziehungen beziehen.

2005 haben wir mit der Forschung angefangen. In diesem Jahr sind wir ein Paar geworden und wir dachten uns, dass es spannend wäre, unsere Erfahrungen und Hintergründe zu vereinen und gemeinsam über neue Modelle kinetischer Interfaces nachzudenken.

Das WALL-Projekt ist eines der möglichen Resultate dieses Nachdenkprozesses. In diesem Fall war die Idee die, ein Gerät zu entwickeln, das es möglich macht, zu beobachten, wie ein Körper oder ein Objekt Veränderungen im Raum provozieren, im Sinne von: Was passiert, wenn wir den Raum betreten? Verändert unsere Präsenz die Umgebung? Verändert die Umgebung uns?

Neben WALL zeigen folgende Projekte verschiedene Facetten dieses Hypothesen und Experimente:

Rejane Cantonie

Was ist das Ziel, was sind die Intentionen von WALL?

WALL ist eine kinetische, interaktive Skulptur aus 30 Aluminiumstreifen, die sich in einer Sequenz um 180° drehen. Der Effekt der Sequenz ergibt sich aus den Handlungen der vorbeigehenden Personen. Wie beim Domino löst das Vorbeigehen an einem der Enden der Installation eine Kettenreaktion aus. Die Streifen bewegen sich, bis sich alle jeweils um 180° gedreht haben.

Die Rotationen erfolgen in einer Sequenz, die nicht nur die Idee suggeriert, dass ein Effekt die nächste Wirkung auslöst, sondern auch auch eine Reihe an kinetischen, optischen Ereignissen für die vorbeigehende Person bewirkt, die wirkt, als würde sich die Architektur auflösen, als würde sich das Gebäude in die umgebende Landschaft transformieren. Licht und Klima verändern sich, die Übertragung verschiedenster Informationen ebenfalls.

Wie wird man interaktiver Künstler, wie wird man interaktive Künstlerin?

Rejane Cantonie studierte Kommunikation, Semiotik, Visualisierung von Informationssystemen und kinetische Interfaces, in São Paulo und in Genf; seit 1987 forscht sie im Bereich von und entwickelt Installationen mit Geräten zur Sammlung und Manipulation von Daten in natürlichen, mit Sensoren ausgestatteten oder in automatisierten Umgebungen.

Leonardo Crescenti studierte Architektur am FAU/USP in São Paulo; seit 1978 entwickelt er Projekte in diversen Medien. Als Regisseur hat er 13 Kurzfilme gedreht, die unzählige Preise und nationale und internationale Auszeichnungen erhalten haben, unter anderem war er 3 mal beim Filmfestival in Cannes dabei.

Habt ihr schon Pläne für die Zukunft?

Immer :D

WALL ist bis 28.7. im VW Automobil Forum Unter den Linden in Berlin im Zuge von „Wie eine zweite Natur“ zu sehen, danach wird die Installation nach Linz übersiedeln.