Zündende Ideen

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Ein Stipendium für die Weiterentwicklung von neuen, ungewöhnlichen und zukunftsorientierten Ideen: „[the next idea] voestalpine Art and Technology Grant“, eine der sechs Kategorien des Prix Ars Electronica 2014, richtet sich an alle, die ein Konzept in den Bereichen Kunst, Design oder Technologie entwickelt haben und bereit sind, ihr Projekt einen weiteren Schritt nach vorne zu treiben. Noch ist es möglich, die eigene Idee einzureichen – der Einsendeschluss ist der 19. März 2014 (weitere Details zur Einreichung auf ars.electronica.art/prix). Zu gewinnen gibt es nicht nur das von der voestalpine unterstützte Stipendium in der Höhe von 7.500 Euro, sondern auch die Möglichkeit, gemeinsam mit dem Ars Electronica Futurelab, der Forschungsabteilung der Ars Electronica, die Umsetzung voranzutreiben.

Wir haben zwei mit der Prix-Kategorie  „[the next idea] voestalpine Art and Technology Grant“ stark verbundene Personen gebeten, uns Fragen aus ihrer Sicht zu beantworten:

Ela Kagel ist bereits zum dritten Mal Jurorin beim Prix Ars Electronica. Sie entwickelt als freie Kulturproduzentin Veranstaltungen und Strategien rund um Open-Source-Technologien, Medienaktivismus und digitale Kultur. Vor drei Jahren gründete Ela Kagel gemeinsam mit zwei Partnern „SUPERMARKT“ und verwandelte ein ehemaliges Lebensmittelgeschäft in Berlin in ein kreatives Zentrum für KünstlerInnen und FreiberuflerInnen.

Gerhard Kürner ist Leiter der Konzern-Kommunikation der voestalpine AG, des stahlbasierten Technologie- und Industriegüterkonzerns und des weltweit führenden Anbieters in der Fertigung, Verarbeitung und Weiterentwicklung von anspruchsvollen Stahlprodukten. Die voestalpine mit Hauptsitz in Linz ist mit 500 Konzerngesellschaften und -standorten in mehr als 50 Ländern auf allen fünf Kontinenten vertreten.

Die Kategorie „[the next idea] voestalpine Art and Technology Grant“ beschäftigt sich diesmal mit den Themen Energie, Mobilität und Access. Warum sind das aus Ihrer Sicht wichtige Themen der Zukunft?

Ela Kagel: Diese Themen umfassen ja beinahe sämtliche Aspekte unseres Lebens. Wir haben es in der Hand. Je nachdem, wie wir in Zukunft leben, arbeiten und unterwegs sein werden, tragen wir direkt zu unserer eigenen Lebensqualität bei: Wie sauber ist die Luft, die wir atmen? Wie schnell, effektiv und ressourcenschonend komme ich von A nach B, ohne stundenlang im Stau zu stehen? Wie können wir sicherstellen, dass alle faire Bildungschancen haben? Was braucht es, um ein neues Energiebewusstsein zu schaffen? Es gibt unzählige solcher drängenden Fragen. Ich persönlich finde es spannend, wenn soziale Innovationsprozesse überall angestoßen werden können: Auf den Straßen, innerhalb kleiner Communities, an Universitäten. Was können wir tun, um die Menschen zum Gestalten zu bewegen? Wir leben heute in einer Zeit, in der es nicht mehr ausreicht, sich auf die guten Ideen aus den Hightech-Laboren zu verlassen. Jede und jeder sollte dazu angeregt werden, kluge Ideen zu entwickeln und an deren Umsetzung zu arbeiten. Was wir brauchen sind viele „next ideas“.

Gerhard Kürner: Nahezu alle Zukunftsszenarien oder Prognosen über die vielzitierten Megatrends – von wem sie auch immer kommen mögen – drehen sich um oder berühren diese große Themen. Diese Themen betreffen damit in unterschiedlicher Ausprägung nahezu jeden von uns: Wie können wir langfristig unseren Energiebedarf decken? Energie effizient einsetzen? Wirkungsgrade erhöhen? Mobilität bei kollabierenden Verkehrssystemen in und zwischen explodierenden Ballungsräumen ermöglichen? Neue Modelle für den Individual-Verkehr entwickeln? Aber auch der Zugang zu und Umgang mit Information, als Thema hinter „Access“: Chancengleichheit oder neue Barrieren durch Informationstechnologie (Stichwort „Digital Divide“), Information als Schlüssel unserer politischen Systeme und wie diese durch neue Wege der Kommunikation erschüttert oder „demokratisiert“ werden… Diese Liste ließe sich endlos fortsetzen. Große Bereiche, in denen neue Ideen und Innovationen gefragt sind.  Diese Themen stehen dabei natürlich nicht abstrakt im Raum. Nehmen Sie zum Beispiel die voestalpine. Als Technologie- und Industriegüterkonzern sind die Bereiche Mobilität und Energie für ca. 60 % des Umsatzes verantwortlich und wir gehen davon aus, dass sich dieser Anteil noch erhöhen wird. Wir beobachten die Entwicklungen in diesem Bereich natürlich sehr genau bzw. stecken entsprechende Ressourcen in Forschung und Entwicklung, um hier Lösungen anzubieten – wie zum Beispiel gänzlich neue Werkstoffkonzepte zur Erhöhung des Wirkungsgrades in Kraftwerken oder Komponenten im Bereich der Schienen- und Weichentechnologie.

Kunst und Technologie, inwieweit können beide Bereiche voneinander profitieren?

Ela Kagel: Die Kunst kann der Technologie verschiedene Experimentierräume und Anwendungsfälle öffnen. Technologie braucht immer einen Kontext, sonst ist sie gesellschaftlich gesehen wirkungslos. Kunst hat das Potenzial, eine Technologie anwendbar zu machen, sie kritisch zu hinterfragen und vor allem auch ihre Auswirkungen auf unser Leben zu untersuchen. Und Technologie wiederum kann den Gestaltungsspielraum künstlerischer Strategien erweitern und herausfordern.

Gerhard Kürner: Im Dialog und Austausch gewinnen aus meiner Sicht immer beide. Beide Bereiche drehen sich um Erkenntnisgewinn und Auseinandersetzung mit unserer Welt. Wenn sich die Kunst mit Technologie auseinandersetzt, eröffnen sich dadurch rein technisch neue Möglichkeiten sich auszudrücken, aber viel wichtiger ist Kunst inhaltlich unmittelbar an der Speerspitze der aktuellen Entwicklung und an dieser Front ergeben sich oft Fragen, die nicht nur aus dem Blickwinkel der Technologie betrachtet werden sollten. Und andererseits kann Kunst durch einen spielerischen und unkonventionellen Zugang auch für Nicht-Wissenschaftler einen anderen Blickwinkel auf Technologie eröffnen und die Möglichkeiten aufzeigen. Vielleicht ein aktuelles Beispiel aus dem Umfeld der Ars Electronica: Das Projekt der Spaxels. Der größte Quadrocopterschwarm und seine Steuerung war ja wahrlich eine technologische Meisterleistung; diese alleine hätte jedoch sicherlich nur wenige begeistert. Erst der künstlerische Einsatz und das Erleben öffnen hier einen Einblick für Nicht-Spezialisten und ein „allgemeines Publikum“.

Von der Idee bis zur Realisierbarkeit eines Projekts ist es oft ein weiter Weg. Welche Tipps geben Sie KünstlerInnen mit auf den Weg, wenn sie die UnternehmerInnen von morgen werden möchten?

Ela Kagel: Ich halte es für zweifelhaft, in jedem Künstler auch einen Unternehmer sehen zu wollen. Wenn wir ehrlich sind, dann entzieht sich die Kunst der unternehmerischen Verwertungslogik in den allermeisten Fällen. Zum Glück, oder? Sonst wären unabhängige künstlerische Positionen bald vom Aussterben bedroht. Es gibt natürlich Künstler, die gleichzeitig auch als Entrepreneure auftreten, aber das ist doch eher die Ausnahme. Viel spannender finde ich die Frage, wie man die beiden Welten so zusammenbringt, dass tatsächlich etwas Neues entsteht – etwas, von dem alle Seiten profitieren. Welche Räume braucht es dafür? Welche Techniken der Moderation und Vermittlung? Spannende Fragen tun sich da auf.

Gerhard Kürner: Ich denke es ist wichtig, sich selbst treu zu bleiben und an seine Idee zu glauben. Und bei aller Kompromisslosigkeit zu versuchen, die Sicht der anderen Seite einzunehmen und sich vor Augen zu führen, was deren konkreter Nutzen von dem eigenen Tun ist.

Weitere Interviews mit den JurorInnen des Prix Ars Electronica 2014 werden in den nächsten Tagen folgen. Schauen Sie wieder mal vorbei, auf dem Ars Electronica Blog oder abonnieren Sie gleich unseren RSS-Feed.

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